Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


269. Kapitel: Das Erdbeben unter Jesu Füßen ängstigt Joseph und Maria. Flüchtlinge aus der Stadt warnen Joseph weiterzuziehen. Joseph, durch Jakob beruhigt, zieht furchtlos in die Stadt. (02.08.1844)

01] Als sich darauf Joseph mit den Seinen auf den Weg machte und das Kindlein zwischen Joseph und Maria einherging, da verspürte die ganze Gesellschaft bei jedem Tritt des Kindleins eine recht merkliche Erderschütterung.

02] Joseph empfand dieses Phänomen (Wunder) ebenfalls zuweilen recht merklich und sagte zu Maria:

03] »Weib, verspürst du nicht, wie der Erdboden wanket und bebet?«

04] Und Maria sprach: »Oh, das verspüre ich sehr stark;

05] wenn uns nur etwa nicht ein mächtiges Ungewitter, das sich gern nach einem Erdbeben einstellt, unterwegs oder in der Stadt ereilet!

06] Und siehe, das Erdbeben dauert an, was ich noch nicht erlebt habe!

07] Oh, dem wird ganz sicher ein gar entsetzlicher Sturm folgen!«

08] Und Joseph sprach: »Ich bemerke zwar noch nirgends ein Wölkchen am Himmel;

09] aber dessenungeachtet könntest du dennoch gar wohl recht haben.

10] Wenn dies Erdbeben nicht gar bald ein Ende nimmt, da wird es nicht einmal geheuer sein, in die Stadt zu ziehen.«

11] Als sich aber also die Familie der Stadt nahte, da kamen ihnen schon eine Menge Flüchtlinge aus der Stadt entgegen und warnten sie, in die Stadt zu ziehen.

12] Denn sie sagten: »Freunde, woher ihr auch sein mögt, geht ja nicht in die Stadt!

13] Denn es war vor einer kleinen halben Stunde ein mächtiges Erdbeben, und man ist keine Minute vor dem Einsturze der Häuser sicher!«

14] Joseph war hier selbst im flüchtigen Zweifel, was er so ganz eigentlich tun solle, solle er weitergehen oder solle er umkehren.

15] Jakob aber ging hin zu Joseph und sagte zu ihm insgeheim:

16] »Vater, du sollst dich nicht fürchten; es wird dieses Erdbeben niemand auch nur einen allergeringsten Schaden zufügen, weder in der Stadt noch in der Umgegend!«

17] Joseph verstand nun gleich, woher das Erdbeben kam.

18] Er ermutigte daher auch sogleich alle die Seinen, in die Stadt zu ziehen.

19] Als aber das die aus der Stadt Flüchtigen sahen, daß der alte Greis dennoch in die Stadt zog,

20] da sprachen sie bei sich: »Wer muß denn doch dieser Mann sein, daß er keine Furcht vor dem Erdbeben hat?«

21] Und sie rieten hin und her; aber niemand erkannte ihn.

22] Sie wollten aber auch wieder in die Stadt ziehen;

23] aber da beim Weitergehen des Kindleins die Erde wieder zu beben begann, da flohen sie weiter. - Joseph aber zog ganz furchtlos in die Stadt mit seiner Familie.



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