Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


268. Kapitel: Joseph ordnet das Hauswesen und bespricht mit Maria einen Besuch bei Verwandten und Bekannten. Des Kindleins eigenartiges Benehmen und merkwürdige Worte. Wundertaten des Jesusknaben in Nazareth (01.08.1844)

01] Als Joseph mit der tätigsten Beihilfe der Salome an diesem Tage alles in seinem Hause in die gerechteste Ordnung gebracht hatte, da dankte er Gott und war voll Freuden, daß er im Lande seiner Väter wieder so gut aufgenommen ward.

02] Am nächsten Tage aber sprach er zu Maria, nachdem er seinen vier älteren Söhnen die Obsorge des Hauswesens übergeben hatte für diesen Tag:

03] »Maria, du mein getreuestes Weib! Siehe, wir haben hier im Orte herum so manche Verwandte und sonstige gute Freunde und Bekannte;

04] gehe und nimm das Kindlein, den Jakob und, so du willst, auch die Eudokia mit den fünf Mädchen,

05] und wir wollen also diesen Tag hindurch alle die hier in Nazareth und in der nahen Umgegend wohnenden Verwandten, Freunde und Bekannten besuchen,

06] auf daß auch sie, die mich sicher lange betrauert haben, sich an unserer Gegenwart wieder erfreuen sollen!

07] Und ich werde bei dieser Gelegenheit vielleicht auch wieder irgend eine gute Arbeit bekommen, um für euch alle das nötige Brot zu verdienen.«

08] Maria war mit diesem Vorschlage gar freudigst einverstanden und ordnete alles zu diesem Behufe.

09] Nur das Kindlein wollte anfangs nicht mitgehen. Als Ihm aber die Mutter schöntat, da ließ Es Sich dennoch anziehen und bewegen zum Mitgange.

10] Aber Es (das Kindlein) sprach: »Ich gehe wohl mit euch; aber tragen soll Mich niemand!

11] Sondern so Ich gehe, da will Ich gehen zwischen euch überall hin, dahin ihr gehen wollt.

12] Fragt Mich aber nicht, warum Ich das also will; denn Ich sage nicht alles gerade heraus, warum Ich etwas so oder so tue!«

13] Und Maria sprach zum Kindlein: »Oh, Du wirst Dich schon noch gerne tragen lassen, wenn Du recht müde wirst!«

14] Und das Kindlein sprach: »Oh des sei du ganz unbesorgt! Ich werde nie müde, so Ich es nicht will.

15] Wenn Ich es aber will, dann werde Ich auch müde, - aber dann ist Meine Müdigkeit ein Gericht den Menschen;

16] denn nur die Sünde der Menschen kann Mich dahin bringen, daß Ich dann wollen muß, müde zu werden, ob der Sünde der Menschen!

17] Ich aber sage euch vor allem, daß Mich aus euch ja niemand verrate!

18] Denn es ist genug, daß ihr es wisst, daß Ich der Herr bin.

19] Ihr wisst es ohne Gericht; denn eure Herzen sind aus den Himmeln.

20] So es aber die Menschen der Erde erführen vor der Zeit, so würden sie gerichtet sein und müßten sterben!

21] Darum aber wollte Ich auch nicht sogleich mitgehen.

22] Ich mußte euch das vorher verkünden; und da ihr das nun wisst so will Ich ja mit euch gehen.

23] Aber versteht, nur gehen will Ich, und nicht getragen sein, auf daß die Erde durch Meine Tritte erfahre, Wer nun ihren Boden betritt!«

24] Alle merkten sich diese Worte wohl und machten sich dann sobald auf den Weg zu ihren Verwandten Freunden und Bekannten.



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