Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


290. Kapitel: Die Nachbarn suchen Rat bei Joseph als dem Freund des Kornelius. Jesus warnt Joseph vor Unvorsichtigkeit. Einblick in die göttliche Weltregierung: "Wie das Volk, - so seine Regierung!" Jesus zeigt, wer der Herr ist! (28.08.1844)

01] Ein anderes Mal, eben wieder an einem Vorsabbate, kamen mehrere Nachbarn wieder zu Joseph mit ihren Kindern, um sich da mit ihm über manche sie drückende Angelegenheiten zu beraten;

02] denn diese Nachbarn wußten es, daß Joseph sehr wohl an mit dem Landpfleger war.

03] Um diese Zeit aber bekam Joseph auch ein Schreiben von Tyrus, und zwar von Cyrenius, der sich, sobald er von Rom in Tyrus wieder ankam, um das Befinden Josephs und ganz besonders um den kleinen Jesus erkundigte.

04] Um dieses Schreiben aber wußten die Nachbarn nicht,

05] wie auch nicht, daß Joseph ein so großer Freund von dem Statthalter Cyrenius wäre.

06] Da wollte Joseph mit dem Briefe zum Vorschein kommen und wollte dadurch den Nachbarn einen sicheren Trost bereiten,

07] da er ihnen dadurch zeigen wollte, wie er sich für sie gegen den Mietkönig beim Statthalter selbst wirkungsvollst verwenden werde,

08] und das um so sicherer mit dem besten Erfolge darum, weil Eudokia wie die fünf Mägde vollends (ganz) dem Cyrenius angehörten.

09] Da sprach aber das Kindlein schnell zu Joseph und sagte sehr heftig:

10] »Joseph, Joseph, tue das nimmer, denn Ich bin der Herr!

11] Wirst du den Brief zeigen, so werde Ich die Erde schlagen; denn Ich hin der Herr auch über Rom, und nicht Cyrenius, und nicht Augustus Cäsar!

12] Ich sage dir: Wäre das Volk besser als der Mietkönig, so wüßte Ich den Archelaus zu finden!

13] Da aber das Volk nicht um ein Haar besser ist, so soll es nur tragen die eigene Last in dem Mietkönige, der da ein Geizhals ist wie das gesamte Volk!

14] Hieß es nicht: Auge für Auge, Zahn für Zahn usw.? Also heißt es auch: Geiz für Geiz, Neid für Neid!

15] Demnach ist Archelaus ja ein wahrer Arzt diesem hartherzigen Volke; und er soll bleiben, wie er ist, bis an sein Ende!«

16] Diese Rede verdroß die Nachbarn, und sie sprachen:

17] »Das wäre uns ein sauberer Patron von einem Messias!

18] Uns schilt er und lobt darum den Heiden Archelaus!«

19] Das Kindlein aber stampfte mit der Ferse in den Boden und sprach:

20] »Erde, erbebe, auf daß deine blinden Kinder erfahren, daß Ich dein Herr es hin!«

21] Und plötzlich entfuhr der gestampften Stelle Feuer, und der Erdboden bebte gewaltig.

22] Da erschraken alle Anwesenden und sprachen: »Was ist doch das Kind?! Denn es bebet ja die Erde vor ihm!

23] Lasst uns von dannen ziehen; denn neben diesem Kinde ist nicht gut sein!« - Und alles verließ bald den Joseph und eilte davon. - Und so ward Joseph wieder einer großen Gefahr enthoben.



voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel