Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


03] Denn hätte da jeder ein völlig Gleiches empfangen und wäre somit gleichvermögend - denke! - würde da wohl ein Bruder zum andern gehen und sich von ihm einen Dienst erbitten? - O siehe, das würde da wohl keiner tun; denn er wäre ja ohnehin mit allem versorgt!

04] Da aber zufolge Meiner Liebe in der ganzen Unendlichkeit kein Wesen vollkommen mit allen Talenten versorgt ist, so ist eben die Ermangelung an einem oder dem andern Talente ja das schönste und haltbarste Band der gegenseitigen Liebe, durch welches ein Bruder dem andern notwendig wird und sich an ihn anschmiegen muß, um sich des Talentes des Bruders bedienen zu können.

05] Daher können die Gesichte des frommen Mannes, über den du die Frage gestellt hast, gar wohl ebenso in der Ordnung sein, wie das Hören für dich in der Ordnung ist!

06] Es wird aber darum niemand von ein oder dem andern Talente gänzlich ausgeschlossen, sondern der Unterschied besteht nur in dem Überwiegen eines oder des anderen Talentes bei dem einen oder anderen Menschen. - So der Mensch aber übergeht ins geistige Leben, da wird dann auch das hervorstehende Talent zuerst geweckt.

07] Und so ist zur vollen Wiedergeburt durchaus weder das Schauen für sich, noch etwas anderes für sich unbedingt nötig, sondern allein die Demut und die Liebe. Alles übrige ist dann nur eine Folge dessen und richtet sich allzeit nach der ursprünglichen Inhabung irgendeines Talentes.

08] Solches solltest du jetzt wohl schon aus dir selbst zu fassen imstande sein. - Die Gesichte des J. B. sind demnach richtig, obschon auch manches Unreine daran klebet.

09] Du aber bleibe beim Worte! Denn in ihm ist das reinste Schauen! - Darum ist es ja der Urgrund alles Lichtes und alles Schauens! - Verstehe es wohl! - Amen.



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