Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


42] Die Erde ist auch ein »Ei«. Denn wer die innere Beschaffenheit der Erde kennenlernen will, der siehe ein Ei, zerschneide dann dasselbe in zwei Teile und studiere dasselbe mit einem starken Mikroskop, so wird er so ziemlich die innere Beschaffenheit seiner Erde kennenlernen. - Und wieder ist die Erde ein Ei, in welchem durch die natürliche Wärme der Sonne verschiedene Küchlein ausgeboren werden. - Und die Erde ist auch noch in geistiger Hinsicht gleich einem Ei. Denn wie das Ei nur in der ruhigen, stillen Wärme die Frucht des Lebens zum Vorschein bringt, also wird auch der Mensch nur durch die stille Zurückgezogenheit und durch die Wärme seines Herzens zu Mir in sich selbst neu und wiedergeboren, in welchem Zustande es ihm auch ergeht wie einem Küchlein, das da seine eigene Gefangenschaft durchbricht, lebendig aus derselben hervorgeht und dann die Schale nimmer beachtend verläßt.

43] So sollte auch in geistiger Hinsicht der Mensch sein, so wird er von jeder Tiefe wie von jedem Berge im hohen Gefühle des freien Lebens mit einem Blicke nicht nur die ganze Erde, sondern ein ganzes materielles und geistiges Sonnengebiet übersehen.

44] Schließlich aber diene euch die Besteigung der Alpe noch dazu, daß der Weg, der ins geistige Leben führt, nicht viel anders beschaffen ist, als der Weg auf eine solche Alpe.

45] Denn da glaubt von der Ferne jeder, die Alpe sei nicht gar so hoch. Doch wenn er in ihre Nähe kommt, verliert er immer mehr und mehr ihren Scheitel aus seinem Gesichte. Und fängt er dann am Fuße zu steigen an, so hält er auch schon jeden nächsten baumlosen Hügel für der Alpe höchsten Punkt. Aber je höher und höher er kommt, desto mehr überzeugt er sich, daß es noch ziemlich viele Steigtritte benötigen wird, bis er auf der Spitze des Berges das lichte »Triangulierungszeichen des ewigen Lebens« ansichtig wird, von da aus er erst zu jener höchsten Überraschung gelangen wird, von welcher er früher keine Ahnung hatte.



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