Leopold Engel (1858-1931): 'Das große Evangelium Johannes', angeblicher 'Band 11', Achtung! krit. Anmerkungen


Kapitelinhalt 028. Kapitel

01] (Jesus:) »Solange nun ein Volk in dem gerechten Punkte der nach außen strebenden Richtung sich befindet, ist es auch gerecht vor Mir und wird daher auch äußerlich als ein starkes und mächtiges Volk dastehen, wie es zum Beispiel die Römer jetzt sind, die den Erdkreis beherrschen.

02] Ihr wundert euch nun und meint: "Wie ist es denn möglich, daß ein Volk vor Gott gerecht ist, das nicht einmal den Gottesglauben besitzt, sondern an viele Götter glaubt?"

03] Nun, da sage Ich euch, daß es zur Stunde wenig darauf ankommt, wie der Name lautet, wenn nur der innerste Herzensbegriff, mit dem das Walten der Gottheit anerkannt und geliebt wird, wahr und echt ist!

04] Wenn zum Beispiel ein Römer, der fest in seinem heidnischen Glauben steckt, die Götter ehrt und bemüht ist, einen rechten Lebenswandel voller Gerechtigkeit und Verabscheuung des Bösen, wie es sich vor seinem Gewissen und der Ehrfurcht vor den allwaltenden, höchsten Kräften gebührt, zu führen, - wird er, der sich wahrer Tugenden befleißigte, verdammt werden, weil er an einen Jupiter, eine Minerva glaubte? Gewiß nicht, sondern es wird ein leichtes sein, ihm die Erkenntnis des einen Gottes, dessen Wesenheit nichts anderes als die bisher verehrten Götter fordert, nämlich Ausübung und Streben nach der sittlichen Vollkommenheit, beizubringen, wie ihr an manchen Römern selbst beobachtet habt.

05] Ich sage euch daher: Achtet stets darauf, wie das Herz des Menschen beschaffen ist, und es sei euch zunächst ganz gleichgültig, unter welcher Form dessen Liebe zu Gott zum Vorschein komme!

06] Rom ist mächtig geworden, weil seine Gesetze diejenigen sind, die geeignet sind, den besten Boden für Mein kommendes Reich zu bereiten. Und solange die Römer trachten, nach diesen zu handeln, werden sie auch bleiben, was sie sind.

07] Die nach außen strebenden Völker werden daher auch wohlerfahren sein in rechter Willenskraft und Zähigkeit des Körpers; die nach innen strebenden besitzen mehr die Zähigkeit und das Festhalten am Althergebrachten, wie ihr unschwer erkennet, wenn ihr die Römer und Juden vergleicht.

08] Die Römer sind daher auch das Volk der Eroberung, der Neigung, sich immer mehr auszubreiten, - die Juden das Volk der Bewahrung, die es sogar für sträflich halten, über die angestammten Grenzen hinauszugehen. Durch dieses Abschließen nach außen ist aber auch das jüdische Volk mühsam erzogen worden, den inneren Kern zu bewahren.

09] Und ebenso zäh, wie sie bisher die Satzungen Mosis, die allerdings von viel Formelkram überwuchert, aber doch in sich wahr und echt sind, festgehalten haben, ebenso genau würden sie Mein neues Wort bewahren, wenn sie es nur annehmen wollten. Durch diese jahrtausendelange Erziehung sind sie sehr wohl imstande, die Wahrheit Meiner Lehre zu erkennen. Aber nun haben sie auch den gerechten Mittelpunkt verlassen, und anstatt Siegelbewahrer zu bleiben, sind sie hartnäckig und verstockt geworden und der Neuerung unzugänglich, aus Trägheit, in die sich die Tugend der Beharrlichkeit verwandelt hat.

10] Andere Völker, die nach außen streben, werden später ähnlich, aber nur entgegengesetzt, handeln; denn das Tragen nach außen zur Verbreitung verliert sich leicht in Unbeständigkeit, Flatterhaftigkeit und Sinnenlust.

11] Ist aber einmal ein Standpunkt erreicht, der bewiesen hat, daß die Mittelstraße die goldene sei, so nehmen auch die Völker in späteren Jahren diese am liebsten und werden sich nicht verkehren, wie es jetzt und später noch geschehen wird. Mit dem Loslösen soundso vieler Milliarden von Urgeistern, die den Fleischweg beschritten haben werden, wird auch ein ganz anderes Verhältnis zwischen Geisterwelt und Menschheit eintreten. Denn je mehr Geister den Fleischweg vollendet haben, um so mehr wächst der Einfluß auf diejenigen, welche als Menschen ihre Umwandlung aus der Weisheitssphäre zur Liebessphäre bewirken wollen.

12] Es entsteht sodann ein mächtiges Drängen derer, die ebenfalls willens sind, den Weg zu vollenden, und eine Art Fürsorge derer, die den Weg bereits hinter sich haben. Hand in Hand mit diesem Drängen wird und muß auch eine Zunahme des Menschengeschlechtes stattfinden; denn die Schüleranzahl erweitert sich immer mehr, und ein anderes Schulhaus als eben diese Erde gibt es nicht.

13] Weil aber letzteres der Fall ist, konnte Ich nirgend anders als eben hier niederkommen und auch wieder nirgend anders als unter dem jüdischen Volke, das in seinem Gesetz und seiner fortschreitenden Entwicklung die Samenkörner birgt, die einzig und allein die Geistes- und Willensfreiheit entwickeln. Da aber auch durch die allzu große Starrheit des Volkes dieser Samen Gefahr lief, einzutrocknen und lebensuntüchtig zu werden, so komme Ich Selbst und erwecke und befruchte ihn zur um so größeren Fähigkeit neu blühenden Lebens.

14] Ob die Juden nun weiterhin die Anwaltschaft der Siegelbewahrer auch dieser neuen Lehre beanspruchen werden, liegt an ihnen. Aber auch wenn sie starr verbleiben, Mich nicht anerkennen, so bleiben sie dennoch das auserwählte Volk Gottes vermöge der jahrelangen Schulung und können den Weg jederzeit auch in späteren Jahrtausenden ins Vaterhaus finden, ebensowohl wie der verlorene Sohn, und werden auch aufgenommen werden. Freilich wird es viel Trübsal erfordern bis zur Umkehr und gar lange des Schweinehütens in der Fremde.

15] Zwar weiß Ich, daß alle Mühe jetzt bei diesem Volke vergebens ist, und sie werden auch das Letzte an Mir tun können, damit niemand sage, es habe an Zeichen gefehlt, durch die ein Prophet sich kundgebe; aber auch selbst das größte Zeichen wird hier nichts fruchten! Es wird darum auch nach Mir die Zeit anbrechen, in der durch Zeichen nicht mehr gewirkt wird, sondern nur durch das Wort, wie Ich es zu euch spreche, das weit mehr Glauben erweckt als zwingende Wunder.

16] Jetzt wißt ihr, warum die Juden das erwählte Volk sind, warum hier so Großes geschieht. Und es bleibt nur noch übrig zu bemerken, warum nicht Schritte getan wurden, um diese scheinbaren Fehlschläge zu verhindern, - warum zugelassen wurde, daß überhaupt kein gleichmäßig ruhiger Entwicklungsgang stattfindet.«

Krit. Anmerkungen zur Person und den Werken von Leopold Engel



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