Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 174. Kapitel: Raphaels Wesenheit.

01] Auf das ging unser Arzt zu seinen Gefährten und besprach sich auf eine sehr sinnvolle Art über das von Raphael Vernommene von der Wesenhaftigkeit des Reiches Gottes.

02] Raphael aber besprach sich abermals mit unserem Kisjona und mit dem Philopold über die künftigen Zustände des Reiches Gottes auf dieser Erde und auch über die Gründe der Zulassung derselben.

03] Ich aber hatte Mein Wesen mit dem Römer, der die so plötzliche Erscheinung Raphaels nicht begreifen konnte und ihn anfangs bei sich beinahe für den heidnischen Gott Apollo gehalten hatte, von welch nichtigem Wahnglauben Ich ihn aber bald abbrachte.

04] Es wollte sich aber darauf auch der Römer für sich mit Raphael besprechen; doch wollte er dessen Besprechung mit den beiden vorbenannten Freunden nicht stören.

05] Als sich aber der Arzt mit seinen Gefährten über das von Raphael Vernommene ganz umfassend ausgesprochen hatte, da faßte er wieder vollen Mut, ging zu Raphael hin und bat ihn um die noch nähere Erleuchtung seiner Seele.

06] Und Raphael sagte zu ihm: »Ja, du mein lieber Freund und Bruder, das kann man dir nicht ebenso geben, wie man zur Nachtzeit ein Gemach dadurch erleuchtet, daß man ein Licht im selben anzündet und es dann leuchten läßt für alle, die im Gemache wohnen! Denn solange das angezündete Licht fortdauert, wird das Gemach zur Not wohl erhellt bleiben; so aber das Licht am Öle erlischt, dann wird es im Gemache wieder finster werden. So es aber im Gemache nimmerdar finster werden soll, da gehört mehr dazu, als daß man zur Not nur eine mit wenig Öl gefüllte Lampe anzündet.

07] In Gemächern ist das wohl eine schwere Sache; denn die Zeiten, in denen gewisse Weise unter den Menschen es verstanden haben, ein gewisses ewiges, sich nie verzehrendes Licht zu bereiten, sind vorüber, und so können zur Nachtzeit in diesen Zeiten die Gemächer nur dadurch dauernd erleuchtet werden, daß in denselben die a Lampen mit vielem Öle gefüllt werden, also, daß ein jedes Licht die ganze Nacht hindurch eine hinreichende Nahrung hat, wozu eine auf Erfahrung beruhende kluge Berechnung erforderlich ist und so sollte in dieser finsteren Nachtzeit denn auch ein kluger, um sein Seelenheil besorgter Mensch sich mit recht vielem geistigen Öle versehen, auf daß es bis dahin ausreiche, bis sein innerer geistiger Tag des wahren, ewigen Lebens anbricht, was da ist das gewisse alte, sich nie verzehrende, ewige Licht im Menschen, und er wird also im Gemache dieses seines Erdenlebens stets ein hinreichendes Licht besitzen.(a Matthäus.25,01-13; Lukas.12,35; = Lukas.12,36Offenbarung.19,07jl.rbl1.136,16jl.him1.088,35-36)

08] Das geistige Öl aber besteht erstens in dem Worte des Herrn und Herrn. Wer mit diesem Öle recht reichlich versehen ist, der befindet sich schon im wesenhaften Reiche Gottes und wird nimmerdar eine Lebensnacht in seiner Seele zu überstehen bekommen.

09] Das Licht der a vollgefüllten Lebenslampe in seinem diesirdischen Leben aber ist ein voller, lebendiger Glaube, der ihm die Dinge des Reiches Gottes mehr denn zur Genüge erleuchtet. Wer in diesem Lichte verharrt und sich nicht mehr, denn zu seinem Leibesleben nötig, um die Dinge dieser Welt kümmert, der kommt frühzeitig zum ewigen Lebenslichte in sich, und also denn auch schon diesseits ins ersichtlich wesenhafte Reich Gottes und in seine Kraft und Macht; denn wer da eins ist mit dem Willen Gottes des Herrn, der ist auch eins mit Dessen ewig vollkommenster Weisheit, Freiheit, Selbständigkeit, Macht und Kraft und ist dadurch denn auch für ewig ein wahrstes Gotteskind.(a Matthäus.25,01-13)

10] Siehe, ich bin ein solches, bin es aber nicht erst in der reinen Welt der Geister geworden, sondern noch in meinen Erdenlebzeiten derart, daß die Macht des göttlichen Geistes in mir alles das zu bewirken vermochte, was sie jetzt zu bewirken vermag.

11] Ich bin denn auch nicht in der Weise dem Leibe nach gestorben, wie nun alle Menschen sterben, sondern die Macht des göttlichen Geistes in mir löste ihn plötzlich derart völlig auf, daß von ihm auch nicht um ein Sonnenstäubchen groß auf dieser Erde zurückblieb; alles des Leibes ist zu meinem ewigen, unverwüstbaren Kleide geworden, und du siehst mich nun denn auch mit Leib, Seele und Geist.

12] So dir das schwer zu glauben wäre, da fühle du mich an, und du wirst einen Menschen mit Fleisch und Bein gewahren, solange ich das will; will ich aber alles wieder ins rein Geistige verwandeln, so wirst du mich zwar auch noch ebenso sehen wie nun, doch nicht mit deinen Fleischesaugen, sondern mit den Augen deiner Seele, die ich dir öffnen kann, wann und auf wie lange ich das will. Tritt denn näher und befühle mich; denn auch diese von dir an mir gemachte Erfahrung gehört in den Bereich der dir von mir gegebenen näheren und stärkeren Beleuchtung der Wesenhaftigkeit des Reiches Gottes!«



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