Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 184. Kapitel: Jesus erklärt die Erscheinung der Nebensonnen. Vorhersage des Irrglaubens an Gott in drei Personen und die Folgen davon.

01] Sagte Ich: »Ganz sicher, und siehe, dennoch gibt es nun eine Unzahl Menschen auf der Erde, die erstens an gar keinen Gott und Schöpfer glauben und also auch nicht im geringsten an ein ewiges Leben der Seele, sondern sie leben ganz gut und vergnügt fort, jauchzen und jubeln, sind dabei noch voll Hochmutes und voll Habgier, lassen andere für sich arbeiten, und wer sie an ein ewiges Leben der Seele nach dem Tode des Leibes erinnern würde, den würden sie verlachen und verspotten und zu ihm sagen: 'Du Narr, wenn du einmal gestorben sein wirst, dann komme und lehre uns, und wir werden dir glauben; aber solange du noch selbst samt uns auf den Tod wartest, glauben wir deinen Phantasieworten nicht!' Was würdest du dann zu einer solchen Gegenrede sagen?«

02] Sagt Lazarus: »Herr, da ließe sich freilich wenig oder für mich eigentlich schon auch gar nichts entgegensagen! Denn Menschen, die einmal schon zu tief im Tode der Materie stecken, sind kaum mehr völlig zum wahren Glauben und noch weniger zum Leben im Geiste zu bekehren. Darum meine ich nun, daß Du uns lieber so ein wenig die geistige Bedeutung dieser nun noch wohl sichtbaren drei Sonnen erklären mögest!«

03] Sagte Ich: »Das werde Ich nun schon auch tun; aber Ich mußte dir denn doch zuvor noch zeigen, daß die Menschen ohne die geringste Aussicht auf ein ewiges Leben auch mit dem bloß zeitlichen Leben recht sehr zufrieden sind. Und solcher Menschen mit der bestimmten Aussicht auf ein ewiges Leben, wie du nun unter Meinen Jüngern auch einer bist, gibt es in dieser Zeit noch gar wenige, und es wird deren auch niemals gar zu viele auf dieser Erde geben. Daß sich aber diese Sache also verhält und sich leider auch in der späten Zukunft also verhalten wird, das zeigt eben diese heutige Erscheinung der drei Sonnen an.

04] Du und ihr alle wisst es, daß am Firmamente nur eine Sonne leuchtet, und ihr seht nun aber drei. Also wisst ihr auch, daß es nur einen wahren Gott und Schöpfer gibt, und dennoch werden durch allerlei falsche Vorspiegelungen in der Folge die dummen Menschen aus dem einen wahren Gott drei Götter machen.

05] Dann wird das Lebenslicht schwach werden unter den Menschen auf Erden, und die Liebe zu Gott und dem Nächsten wird erkalten; dann werden die wenigen noch Reingläubigen in eine große Furcht geraten, gleich diesen kleinen Vöglein, und die Könige der Erde werden gleich werden den gewaltigen Raubtieren und werden miteinander beständig einen mörderischen Krieg führen, und die zu den drei Göttern beten, werden nicht erhört werden.

06] Die erste Nebensonne, die mehr nordwärts beinahe zugleich mit der rechten Sonne aufging - die durch die Entsprechung Mich Selbst vorstellt -, bezeichnet den Gegenpropheten oder den Gegengesalbten, der aufstehen und sagen wird: 'Seht, ich bin der wahrhaft Gesalbte Gottes! Mich hört, wollt ihr selig werden!' Ich aber sage es euch, daß sich von euch niemand verleiten lasse! Denn dieser wird sein ein Sendling der Hölle und wird durch seine Trugkünste allerlei wunderliche Zeichen tun und wird ein gar frommes Gesicht schneiden und beten und opfern; aber sein Herz wird sein voll des bittersten Hasses gegen alle Wahrheit, die er verfolgen wird mit Feuer und Schwert, und er wird verfluchen alle, die sich nicht nach seiner Lehre verhalten. Dieser wird auch aushecken die drei Götter und sie anbeten lassen. Ich werde als ein Erlöser der Welt wohl auch darunter sein, aber geteilt in drei Personen. Man wird wohl noch einen Gott im Munde führen, aber dabei dennoch drei Personen anbeten, von denen eine jede für sich auch ein vollkommener Gott sein wird und wird eigens angebetet werden müssen.

07] Aber nicht lange darauf wird sich eine zweite Nebensonne oder ein zweiter Gegengesalbter erheben, der den ersten in allem verdunkeln wird. Dieser wird noch um zehnmal ärger sein denn der erste. Denn der erste wird doch noch Meinem Worte nicht gar zu hinderlich in den Weg treten; aber der südliche wird Mein Wort und Meine Lehre im ganzen förmlich verbieten und wird aus derselben nur das nehmen, was gerade in seinen argen Kram taugen wird. Er wird Mein Zeichen wohl an allen Straßenecken aufrichten und verehren lassen; aber neben dem werden noch viele tausend andere prangen, und das zumeist solche, an denen er ein Wohlgefallen hat.

08] In jener Zeit werden Hochmut, Zwietracht und gegenseitiger Haß den höchsten Grad erreichen. Da wird a ein Volk wider das andere ziehen, ein Krieg wird dem andern folgen, und b es werden kommen große Erdbeben, c Mißjahre, Teuerung, Hungersnot d und Pest. Da werde Ich aber dem Gegengesalbten seine Wurzeln verderben, daß er dann welken wird wie ein Baum, dem man alle Wurzeln abgehauen hat. Da wird sein viel Fluchens, Jammerns, Heulens und Klagens, und es wird den bösen und nichtigen Nebensonnen, obschon sich beide von Mir ihren falschen Glanz erborgen werden, ergehen, wie es nun den Nebensonnen vor euren Augen ergeht. Seht, sie werden trüber und trüber, die Sonnengestalt geht in einen schwach schimmernden Dunst über, dafür aber tritt desto herrlicher, glänzender und erwärmender die eine wahre Sonne hervor. Nun seht ihr auch die Vöglein aus ihren Verstecken hervorkommen und voll Munterkeit die eine wahre Sonne mit ihrem Gesange begrüßen, und die großen Raubvögel verlieren sich und eilen ihren finsteren Wäldern zu. (a Matthäus.24,07a = Markus.13,08; = Lukas.21,10-11;  ⇒ jl.ev06.150,15*;  ⇒ jl.ev06.174,05a*;  ⇒ jl.ev07.184,08*;  jl.ev08.185,03*; b Matthäus.24,07d; = Markus.13,08; = Lukas.21,10-11;  ⇒ jl.ev06.150,15jl.ev06.174,05c; c Matthäus.24,07c = Markus.13,08; = Lukas.21,10-11;  ⇒ jl.ev06.150,15;  ⇒ jl.ev06.174,05*;  jl.ev01.094,14jl.ev07.184,08jl.ev01.094,14*;  ⇒ jl.ev03.033,04*;  ⇒ jl.ev09.040,10*;  jl.him2.021,09-10*;  jl.ev08.185,03* d Matthäus.24,07b = Markus.13,08; = Lukas.21,10-11;  ⇒ jl.ev06.150,15*;  ⇒ jl.ev06.174,05*)

09] Und also wird es denn auch geschehen in jenen Zeiten. Alles, was da hoch sein wird, wird erniedrigt werden. Die Spitzen der Berge werden zu einem ebenen und fruchtbaren Lande werden müssen. Da wird man nicht fragen und sagen: 'Wer ist der König über dieses Land?', sondern: 'Wer ist der erste und größte Wohltäter dieses glücklichen Volkes? Lasst uns hinziehen zu ihm, auf daß auch wir kennenlernen seine Weisheit nach der Ordnung Gottes!'

10] Wenn diese glückliche Zeit kommen wird, da werden Wölfe, Bären, Lämmer und Hasen friedlich miteinander aus einer Quelle trinken, - Habt ihr das alles nun wohl verstanden?«

11] Sagte hier unser Nikodemus: »Verstanden hätten wir das nun wohl so ziemlich; aber gerade angenehm klang diese Weissagung nicht, und man möchte hier immer noch fragen und sagen: Aber Herr, muß denn das alles also geschehen, bis endlich doch einmal Dein Wahrheitslicht ganz frei und ungehindert über die ganze Erde wird leuchten dürfen? Wir haben nun Dein reinstes Wort und Licht empfangen und werden es auch also weiterverbreiten, und seine seligsten Folgen werden es den Menschen ja doch zeigen, daß das von uns gepredigte Wort das allein wahre und echte ist. Und ich sehe da doch nicht ein, wer es dann noch wagen könnte, dagegen mit einer falschen Lehre aufzutreten.«

12] Sagte Ich: »Leichter ist gut reden als gut handeln, und in dem Handeln liegt der Same des Unkrautes, der auch unversehens mit der Aussaat des reinen Weizens in das Erdreich des Menschenherzens ausgestreut wird. Dieser wird Wurzeln fassen und dann gewaltig fortwuchern unter dem reinen Weizen und diesen vielfach ersticken und zugrunde richten. Darum sollt auch ihr nicht nur pure Hörer, sondern vielmehr Täter Meines Wortes sein! Aber auch ihr werdet euch im Handeln der großen und mächtigen Welt wegen zurückhalten, ja ihr selbst werdet Mich wohl im Verborgenen still in euch bekennen, werdet euch aber kaum getrauen aus Furcht vor der Welt, in Meinem Namen zu reden und noch weniger zu handeln; denn es könnte die Welt das merken und euch dann zur Verantwortung ziehen, dieweil sie merkte, daß auch ihr euch nach Mir gerichtet habt, da eure Handlungen solches bezeugten. Und seht, da wird es dann wahrlich nicht auf die Frage ankommen, warum solches alles, was Ich euch nun geweissagt habe, wird geschehen müssen, bis in den spätesten Zeiten erst die Wahrheit völlig frei werde und gesegnet die Völker, sondern auf euch allein wird es da ankommen, ob ihr die Welt mehr oder weniger fürchten werdet denn Mich.

13] Durch eure Furcht vor der Welt wird der böse Same mit dem Weizen ausgesät werden, und daraus werden die beiden Nebensonnen hervorgehen. Und Ich habe auch eben aus diesem Grunde nun dieses also entstehen lassen und habe auch darum diese Weissagung gemacht, auf daß ihr euch dann wenn es also kommen wird, erinnern mögt - noch hier oder auch jenseits -, daß Ich euch das alles schon zum voraus angezeigt habe.

14] Darum aber sage Ich euch nun noch einmal, was Ich schon gesagt habe: Fürchtet die nicht, die wohl euren Leib töten, aber weiter der Seele keinen Schaden zufügen können, sondern so ihr schon jemanden fürchtet, da fürchtet vielmehr Den, in dessen Macht auch das Leben oder der Tod eurer Seele ruht!

15] Es werden zwar viele von euch wohl den rechten Mut an den Tag legen, aber alle nicht, und selbst von euch werden sich mehrere an Mir ärgern.

16] Es wird der Hirt gebunden und geschlagen werden, und die Schafe werden sich zerstreuen, und es wird über sie kommen eine große Furcht, Traurigkeit und Bangigkeit. Aber Ich werde sie dann wieder aufsuchen, versammeln und ihnen geben Mut und Kraft gegen die Feinde des Lichtes aus den Himmeln. Doch nun nichts Weiteres mehr von dem; denn Ich habe euch das nun nur darum gezeigt, daß ihr euch zur rechten Zeit daran erinnern und recht handeln mögt, auf daß es bei euch nicht auch heiße nach einem alten Spruche: 'Aus den Augen, aus dem Sinn!' - Nun aber ist es auch schon Zeit zum Morgenmahle! Und so wollen wir uns denn auch ins Haus begeben!«



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