Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 38


Jesu Auftrag an Matthäus zur Aufzeichnung der Bergpredigt. Ansprache des Oberpriesters an Jesus. Jesu Hinweis: "Nicht das Hören, sondern das Tun nach Meiner Lehre bringt das Heil."

01] Es kommt aber nun die Wirtin mit ihrem neuen Gemahl, grüßt Mich auf das allergefühlvollste und fragt Mich und auch alle die andern Gäste, ob wir geneigt wären, das Morgenmahl zu nehmen, da es schon vollends bereitet sei.

02] Ich aber sage: »Liebe Irhael, warte noch ein wenig; die Jünger werden sogleich noch mehrere Gäste heraufbringen, diese sollen auch teil am Frühmahle nehmen und zugleich erfahren aus Meinem Munde, dass ihr beide, du und Joram, nun ein rechtes Ehepaar geworden seid; und sie sollen es auch sehen, dass euer Haus nicht ein letztes, sondern nun in allem, äußerlich und innerlich, ein vollends erstes Haus dieser Stadt sei, und Ich darum in diesem Hause eine Herberge nahm.«

03] Als Ich solches sage dem Ehepaare, da öffnen auch schon Petrus und Mein Johannes die Tür, und zwischen ihnen tritt Matthäus herein, verneigt sich tief und sagt: »Herr, ich bin hier vollends bereit, Dir allein zu dienen! Ich habe hier wohl ein Schreiberamt und kann dabei leben und erhalten meine kleine Familie; aber so Du, o Herr, meiner bedarfst, da laß ich augenblicklich mein Amt fahren, und Du, o Herr, wirst meine kleine Familie nicht zugrunde gehen lassen!«

04] Sage Ich: »Wer Mir nachfolgt, der sorge sich um nichts, als dass er bei Mir bleibe zeitlich und ewig. Hier aber siehe dies Haus an; diese beiden Besitzer, diese werden deine Familie in Meinem Namen aufnehmen und bestens versorgen, so wie dich, wann du hierher kämest bei Tage oder bei der Nacht.«

05] Matthäus, der dies Haus von früher schon kannte, wie es mehr eine Ruine denn ein Haus war, aber konnte sich nicht genug verwundern und sprach: »Herr, da muß ein großes Wunder vor sich gegangen sein! Denn das Haus war eine Ruine, und nun ist es ein Palast, wie es in Jerusalem wenige seinesgleichen geben dürfte! Und diese echt königliche Einrichtung! Das muß ja unendlich viel gekostet haben!«

06] Sage Ich: »Denke du das nur so recht fest und klar, dass a bei Gott gar viele Dinge möglich sind, die bei den Menschen unmöglich scheinen, dann wirst du leicht begreifen, wie diese frühere Ruine nun in einen Palast hat umgewandelt werden können! - Hast du aber ein hinreichendes Schreibmaterial?« (a Mose1.18,14; jer.32,17; Lukas.01,37)

07] Sagt Matthäus: »Für zwei Tage bin ich versehen; soll ich mehr haben, so will ich's mir sogleich beschaffen.«

08] Sage Ich: »Es genügt für zehn Tage; danach werden wir des Materials schon anderwärtig habhaft werden. Bleibe nur hier und halte mit uns das Morgenmahl; nach 6 Uhr aber werden wir uns auf den Berg begeben. Dort werde Ich diesen Völkern das Heil verkünden; du aber schreibe Mir nach dem Munde all das Gesagte in drei Kapiteln und unterteile diese in kleine Verse nach der Art Davids. Sehe dich aber noch um ein paar andere Schreiber um, die es dir nachschreiben sollen, damit auch diesem Orte ein geschriebenes Zeugnis verbleibe!«

09] Spricht Matthäus: »Herr, Dein Wille soll genauest befolgt werden!«

10] Nach dieser nötigen Unterredung mit Matthäus treten die andern Jünger ein, und ihnen folgen die Priester und die andern Notabilitäten dieser Stadt und begrüßen Mich auf das zerknirschteste. Und der erste Priester tritt etwas hervor und sagt: »Herr, wohl zubereitet hast Du Dir dies Haus, auf dass es würdig sei, Dich zu beherbergen. Salomo baute den Tempel mit viel Pracht, auf dass er würdig wäre, dem Jehova zu einer Wohnstätte unter den Menschen zu dienen; aber die Menschen haben diese Wohnstätte durch ihre vielen himmelschreienden Laster entheiligt, und Jehova verließ den Tempel und die Lade und kam zu uns auf den Berg, wie auch Du, o Herr, zuerst in Jerusalem warst, wenig Aufnahme fandest und darob zu uns, Deinen altechten Verehrern, kamst. Und so wird es nun geschehen, wie es geschrieben steht:

11] 'Es wird in der letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, gewiß höher sein denn alle Berge und wird über alle Hügel erhaben werden, und es werden hinzulaufen alle Heiden. Und es werden auch hingehen viele Völker und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass Er uns lehre Seine Wege und wir wandeln auf Seinen Steigen! Aber dennoch wird a von Zion ausgehen Sein Gesetz und des Herrn Wort von Jerusalem.' (a Jesaja.02,02-03)

12] Wir alle aber sind über die Maßen froh wie eine Braut, so ihr Bräutigam kommt und ihr zum ersten Male bietet sein Herz, seine Hand und seinen Gruß! Denn wahrlich, Herr, Jerusalem, die erwählte Stadt des großen Königs, ist schlecht geworden zum Anpissen und Anpfeifen und ist Deiner nicht wert! Wir halten uns wohl auch nicht gerade für wert - denn was gehört dazu, um vor Gott als wert befunden zu werden?! -, aber das ist dennoch gewiß, daß, so der Herr nunmehr nur zwischen zwei Übeln zu wählen hat, Er uns, als offenbar das kleinere, erwählen werde! Und das geht nun wunderbar in Erfüllung vor unsern Augen! Du bist es, den wir so lange schon erwarteten; darum Hosianna Dir, der Du zu uns kommst im Namen des Herrn!«

13] Sage Ich zum Redner: »Ja, du hast nun vollends recht geredet; aber Ich sage euch auch: So ihr Meine Lehre vernehmen werdet, da nehmt sie auf und bleibt tätig in ihr, sodann erst werdet ihr des Heiles wahrhaft teilhaftig werden, das Ich euch heute verkünden werde von des Berges Höhe. Denn kommt auch die Gnade frei von oben her zu euch, so genügt das aber dennoch nicht; denn sie bleibt nicht, wenn sie nicht tätigst ergriffen wird, - gleich also, als so du stündest hungrig unter einem obstreichen Baume: so ihn der Wind schüttelt und reife Feigen herabfallen, du sie aber nicht aufklaubest und issest, werden sie dich wohl sättigen?!

14] Also nicht das Hören allein, sondern das Tun nach Meiner Lehre wird euch erst des Heils, das aus Jerusalem zu euch gekommen ist, teilhaftig machen! Hast du das verstanden?«

15] Spricht der Redner: »Ja, Herr, denn so wie Du kann nur Gott reden!«

16] »Nun denn«, sage Ich darauf, »da du solches gefaßt hast, so lasst uns das Morgenmahl zu uns nehmen! Nach dem Mahle aber zeichne dir's auf, dass Ich gestern in der Nacht die Irhael mit dem Arzte Joram ehelich verbunden und gesegnet habe und soll hinfort niemand mehr an ihnen ein Ärgernis nehmen! Nun aber setzt euch zum Morgenmahle! Es sei!«

17] Alle setzen sich nun, und ihrer sind viele, zu nehmen das Morgenmahl, das in bester Milch und Honigbrot bestand.



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