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Kapitelinhalt 26. Kapitel: Roberts Antwort: Das nackte Leben, das ich empfing, gebe ich dem zurück, von welchem ich's erhielt. Gibt es einen Gott der Liebe - der seine Geschöpfe so hart behandelt? (Am 8. Jan. 1849)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Nach einigem Nachdenken spricht der Robert wieder, und sagt: (Rob. Bl.:) „Mein geachtetster allerliebster Freund und Bruder! Was da Deine überaus triftige Widerlegung meiner Anwürfe auf die Gottheit, und auf Ihre einmal aufgestellte Lebensordnung betrifft, so bin ich nun auch in diesem Punkte mit Dir ganz einverstanden, und sage und bekenne es laut vor Dir, daß ich der lieben Gottheit sehr Unrecht gethan habe, vorausgesetzt, daß es wirklich eine solche Gottheit giebt, so einen liebevollsten Vater? wie Du Ihn Deinen Jüngern wolltest kennen lehren, und sie Ihn aber dennoch nie ganz erkannt haben,

02] darum sie denn von Dir auch einmal verlangten, daß Du ihnen solchen Deinen Vater hättest zeigen sollen! und da Du solch einem Begehren nicht anders genügen konntest, als Deiner Jünger leichten Glauben benützend - Dich ihnen Selbst als Vater darzustellen, so wolltest Du, nach meinem Dafürhalten, damit nichts anderes sagen, als: - O ihr jüdischen-Dummköpfe! wisset ihr denn nicht, daß es außer dem Menschen nirgends einen Gott giebt?! So ihr Mich oder auch einen andern Menschen sehet, so sehet ihr ja auch, was zu sehen ihr verlanget; wisset ihr denn noch nicht, und könnet ihr es denn unmöglich fassen, daß der Vater in uns, und wir im Vater sind, oder mit andern Worten gesagt: Es giebt nirgends einen Gott, außer den im Menschen!?

03] Obschon ich aber dieses nothwendig so nur auffasse, und fast kaum anders auffassen kann; so bin ich aber deßwegen dennoch nicht hartnäckig darauf versessen, und will recht gerne irgend eine Gottheit annehmen, so Du sie mir erweisen und zeigen kannst? - Aber ich wollte, so ichs hätte, auch hier eine ganze Welt voll der größten Kostbarkeiten Dir zum Pfande bringen, so Du es im Stande bist, mir außer der ‚Hegelischen' Gottheit in Dir noch eine andere irgend wo zu erweisen und zu zeigen! So ich demnach aber einer nicht und nirgends als nur in uns seienden Gottheit solche Anwürfe machte, die Sie wohl beleidigen könnten, so Sie irgend wo wäre, da kann ich Deine wirklich allertriftigste Widerlegung auch um so leichter und allerwahrst annehmen, weil sie sich lediglich nur auf unsere eigenste innere Ordnung bezieht, die vorher ganz begriffen und verstanden sein will, bevor Sie Sich wohl begründet einer zu seicht gefaßten kritischen Beurtheilung preisgeben kann! oder mit andern Worten gesagt: - ‚Mensch! erkenne dich zuvor ganz, dann erst beurtheile dein Sein, und alle die verschiedenen nothwendigen Verhältnisse, die die feste Bestimmtheit deines Seins mit sich führt!'

04] Ich kann Dir für diese Deine nunmalige wahrhaft große Belehrung nur danken aus allen meinen Kräften; denn auf meinem überaus nichtigen und magersten Boden dürften solche Früchte wohl noch sehr lange nicht zum Vorscheine kommen.

05] Aber, trotzdem ich nun die weisen Beschränkungen der im menschlichen Geiste zu Grunde liegenden absoluten Freiheit als überaus nothwendig, und der Natur der menschlichen Ordnung und ihrer zum wahren Leben erforderlichen Dinge höchst angemessen finde; so muß ich aber daneben denn doch noch immer leider das offen bekennen, daß ich die Lehre, der zufolge Gott die purste Liebe ist, und daß man diese Liebe über alles, den Nächsten aber gleich wie sich selbst lieben solle, durchaus nicht mit alle dem, was Du mir bis jetzt gesagt hattest, vereinigen kann, und eher schon gar nicht, als bis Du mich vom Dasein einer wirklichen Gottheit überführen wirst!

06] Gott muß zuerst definitiv da sein, und Seine Natur und Sein Wille vollkommen erkannt, dann erst läßt sich von Nothwendigkeiten reden; ist aber Gott nur ein vom blinden Glauben wohl angenommenes, nie aber der reinen Vernunft qualitativ erweisbares Wesen, da muß nothwendig früher oder später jede auf Gott Bezug habende Lehre, und möchte sie auch noch so ominös methaphysisch und ultra theosophisch klingen, in ein barstes Nichts sich von selbst auflösen.

07] Ich widerspreche hiemit Deiner nun an mich gerichteten Belehrung gar nicht; denn ich sehe ihre Realität nur zu klar ein; aber es versteht sich auch nur in dem Falle, so es eine Gottheit giebt, die solche Ordnung zur Heranbildung des Menschen zu einem höheren freiesten Wesen für unausweislich nöthig gestellet hat. Giebt es aber keine Gottheit, dann brauche ich Dir gar nicht zu widersprechen, denn da widerspricht sich die Sache von selbst, und wären ihre Prinzipien auch noch so richtig gestellet.

08] In der Beantwortung oder vielmehr Darlegung meiner an Dich gerichteten Frage: „Mit welchem Rechte mich ein Windischgrätz erschießen ließ?" gingst Du ganz kurz zu dem Entschuldigungsgrunde über, daß es nun gewisserart gar nicht an der Zeit sei, darüber viel zu reden, ob solches mit Recht oder Unrecht geschehen sei; denn auch Dir sei ein ähnliches Loos zu Theile geworden, nur mit dem Unterschiede: Dir - für Gott und der Menschen ewiges und geistiges Wohl; mir aber - für die Welt und ihre vergängliche Glückseligkeit! Und ich solle Dir nun kund geben, was ich aus der für mich für ewig vergangenen Welt für die Ewigkeit mit herüber genommen habe? Freund! ich meine, diese Frage zu beantworten wird mir eben nicht zu viel Kopfbrechens machen!?

09] So es denn doch irgend eine liebevollste Gottheit geben solle, so lehrt uns die mehrere tausend Jahre alte Erfahrung, daß eben diese Gottheit den Menschen, so Sie dieselben zur Welt in die seinsollende Freiheitsschule schickt, absolut nichts, als blos nur das allernackteste, unbehülflichste, begriffloseste, und somit auch allervollendetst dummste Leben mitgiebt. Also ein allerreinstes und barstes Nichts bringt der Mensch auf die elende Welt; von all den Weltschätzen gehört streng genommen nichts ihm, da er sie am Ende seines Lebens ex officio aeterno et naturali für ewig wieder verlassen muß!

10] Was wohl hätte ich da für die Ewigkeit mit herüber nehmen sollen oder können, außer - ohne mein Verlangen, und ohne meinen Willen - mich ganz allein! Nur mit dem geringen Unterschiede, daß ich nun in diese Welt als ein denkendes und somit etwas mehr geistig gebildetes Wesen eintrat, während mein Eintritt in die materielle Welt ein höchst allerunbehülflichst elender war; welchen Eintritt ich aber dennoch diesem zweiten in diese unweltliche Welt sehr vorziehen möchte; denn in der Materienwelt fühlte ich als Säugling nichts, außer etwa wie ein Polyp einen stummen Hunger, oder einen ebenso stummen Schmerz; aber diese beiden Martern waren für mich so gut wie gar nicht da; denn ich hatte damals ja kein Bewußtsein, und keine Beurtheilung; hätte meine arme irdische Mutter mir in dieser Zeit die kärglichste Pflege nicht gegeben, so hätten mich zufolge irgend einer göttlichen Liebsorge wohl alle Mäuse und Ratten zusammenfressen können; die Gottheit hätte es sicher nicht abgewehret!?

11] Ja die Gottheit in der Brust meiner Mutter wohl sorgte für mich; aber die Große, allmächtige, irgend über allen Sternen, die weiß vielleicht noch diesen Augenblick nichts von einem armen Teufel, von einem Robert Blum!

12] So ich aber dennoch ein miserables Produkt dieser großen Gottheit sein solle, die aus purster Liebe mich so reichlichst ausgestattet in die Prüfungswelt sandte, kann Sie nun wohl mehr von mir zurückverlangen, als Sie mir auf die Weltreise mitgegeben hat?! Ich meine, wo nichts ist, da hört wohl von selbst jedes Recht auf!? Oder giebt es hier in der Geisterwelt wohl irgend eine solche Rechtsverfassung, nach der man auch für ein barstes Nichts jemandem zum Schuldner werden kann?!

13] Das nackte Leben ja, das ist nicht mein, da ich mirs nicht gegeben habe; dieses Leben mit einiger Intelligenz sogar bereichert, und mit einem schlechten Rocke auch noch dazu, habe ich wieder hierher gebracht, und stelle es mit dem größten Vergnügen Dem wieder zurück, Der es mir gegeben hat, aber mit der Bitte, daß ich, als der elende Robert, für alle Ewigkeit vollends zu sein aufhöre! - Denn ich ersehe nun auch sogar aus Deinen - wenn schon sehr weisen - Reden, daß dem Leben überhaupt, und ganz besonders dem meinen, für ewig keine glückliche Seite abzugewinnen sein dürfte; und so ist es ja endlos besser, ewig nicht mehr zu sein, als zu sein so elend, wie ich es noch stets zu sein die große Ehre hatte!

14] Es ginge nun zur Vollendung meines dießgeistigen Glückes nur noch das ab, daß Du - lieber Freund - also zu mir sprächest: Weiche von Mir, du Verfluchter, in das ewige Zornfeuer Gottes, und brenne dort ewig unter den gräßlichsten Qualen und Schmerzen, so wäre dadurch dem Leben und seiner Herrlichkeit wahrlich die Krone aller Kronen der urgöttlichen Liebe aufgesetzt! Freund! Wenn solch eine unbegreiflich härteste und aller Liebe ledigste Sentenz auch Dein liebevollster Vater Dir eingegeben hat!? wahrlich, da wäre von Seiner endlosen Liebe nicht viel Gutes zu erwarten!? Aber ich meine, solch eine scheußlichst grausamste Sentenz dürfte wohl kaum je über Deine Lippen gekommen sein? sondern wurde höchst wahrscheinlich in der späteren Zeit von den liebevollsten Römlingen eingeschoben? Das Warum dürfte nicht schwer zu errathen sein! - Rede nun wieder Du, denn ich bin mit meiner Antwort zu Ende."

01] Nach einigem Nachdenken spricht Robert wieder und sagt: "Mein geachtetster, allerliebster Freund und Bruder! Was da deine überaus triftige Widerlegung meiner Anwürfe auf die Gottheit und auf ihre einmal aufgestellte Lebensordnung betrifft, so bin ich nun auch in diesem Punkte mit dir ganz einverstanden und sage und bekenne es laut vor dir, daß ich der lieben Gottheit sehr unrecht getan habe, vorausgesetzt, daß es wirklich eine solche Gottheit gibt, so einen liebevollsten Vater, wie du ihn deine Jünger wolltest lehren, und sie ihn aber dennoch nie ganz erkannt haben.

02] Als sie denn darum von dir auch einmal verlangten, daß du ihnen solchen, deinen Vater, hättest zeigen sollen, und da du solch einem Begehren nicht anders genügen konntest, als, deiner Jünger leichten Glauben benützend, dich ihnen selbst als Vater darzustellen, so wolltest Du, nach meinem Dafürhalten, damit nichts anderes sagen als: O ihr jüdischen Dummköpfe! Wisset ihr denn nicht, daß es außer dem Menschen nirgends einen Gott gibt?! So ihr mich oder auch einen andern Menschen sehet, so sehet ihr ja auch, was zu sehen ihr verlanget. Wisset ihr denn noch nicht, und könnet ihr es denn unmöglich fassen, daß der Vater in uns ist und wir im Vater sind; oder mit anderen Worten gesagt, daß es nirgends einen Gott gibt, außer den im Menschen!?

03] Obschon ich aber dieses notwendig nur so auffasse und fast kaum anders auffassen kann, so bin ich aber deswegen dennoch nicht hartnäckig darauf versessen und will recht gerne irgendeine Gottheit annehmen, so du sie mir erweisen und zeigen kannst, aber ich wollte, so ich's hätte, auch hier eine ganze Welt voll der größten Kostbarkeiten dir zum Pfande bringen, so du es imstande bist, mir außer der ,Hegelschen' Gottheit in dir noch eine andere irgendwo zu erweisen und zu zeigen! So ich demnach aber einer nicht und nirgends als nur in uns seienden Gottheit solche Anwürfe machte, (die sie wohl beleidigen könnten, so sie irgendwo wäre), - da kann ich deine wirklich allertriftigste Widerlegung auch um so leichter und allerwahrst annehmen, weil sie sich lediglich nur auf unsere eigenste innere Ordnung bezieht, die erst ganz begriffen und verstanden sein will, bevor sie sich, wohl begründet, einer zu seicht gefaßten kritischen Beurteilung preisgeben kann. Oder mit anderen Worten gesagt: ,Mensch, erkenne dich zuvor ganz, dann erst beurteile dein Sein und alle die verschiedenen, notwendigen Verhältnisse, welche die feste Bestimmtheit deines Seins mit sich führt!'

04] Ich kann dir für diese deine nunmalige wahrhaft große Belehrung nur danken aus allen meinen Kräften; denn aus meinem überaus nichtigen und magersten Boden dürften solche Früchte wohl noch sehr lange nicht zum Vorscheine kommen.

05] Aber trotzdem ich nun die weisen Beschränkungen der im menschlichen Geiste zugrunde liegenden absoluten Freiheit als überaus notwendig und der Natur der menschlichen Ordnung und ihrer zum wahren Leben erforderlichen Dinge höchst angemessen finde, so muß ich aber daneben denn doch noch immer leider offen bekennen, daß ich die Lehre, derzufolge Gott die purste Liebe ist, und das man diese Liebe über alles, den Nächsten aber gleich wie sich selbst lieben solle, durchaus nicht mit alledem, was du mir bis jetzt gesagt hast, vereinigen kann, und eher schon gar nicht, als bis du mich vom Dasein einer wirklichen Gottheit überführen wirst!

06] Gott muß zuerst desinitiv dasein und seine Natur und sein Wille vollkommen erkannt, - dann erst läßt sich von Notwendigkeiten reden. Ist aber Gott nur ein vom blinden Glauben wohl angenommenes, nie aber der reinen Vernunft qualitativ erweisbares Wesen, da muß notwendig früher oder später jede auf Gott Bezug habende Lehre, und möchte sie auch noch so ominös metaphysisch (bedeutungsvoll übersinnlich) und ultra theosophisch (über die Maßen gotttesweise) klingen, sich von selbst in ein barstes Nichts auflösen.

07] Ich widerspreche hiermit deiner nun an mich gerichteten Belehrung gar nicht; denn ich sehe ihre Realität (Wahrheit) nur zu klar ein. Aber es versteht sich auch nur in dem Falle, so es eine Gottheit gibt, die solche Ordnung zur Heranbildung des Menschen zu einem höheren, freiesten Wesen für unausweislich nötig gestellt hat. Gibt es aber keine Gottheit, dann brauche ich dir gar nicht zu widersprechen. Denn da widerspricht sich die Sache von selbst, und wären ihre Prinzipien auch noch so richtig gestellt.

08] In der Beantwortung oder vielmehr Darlegung meiner an dich gerichteten Frage: »Mit welchem Rechte mich ein Windischgrätz erschießen ließ?« gingst du ganz kurz zu dem Entschuldigungsgrunde über, daß es nun gewisserart gar nicht an der Zeit sei, darüber viel zu reden, ob solches mit Recht oder Unrecht geschehen sei; denn auch dir sei ein ähnliches Los zuteil geworden, nur mit dem Unterschiede: Dir - für Gott und der Menschen ewiges und geistiges Wohl; mir aber - für die Welt und ihre vergängliche Glückseligkeit! - und ich solle dir nun kundgeben, was ich aus der für mich für ewig vergangenen Welt für die Ewigkeit mit herübergenommen habe? - Freund, ich meine, diese Frage zu beantworten, wird mir eben nicht zuviel Kopfzerbrechens machen!


09] So es denn doch irgendeine liebevollste Gottheit geben soll, so lehrt uns die mehrere tausend Jahre alte Erfahrung, daß eben diese Gottheit den Menschen, so sie dieselben zur Welt in die seinsollende Freiheitsschule schickt, absolut nichts als bloß nur das allernackteste, unbehilflichste, begriffloseste und somit auch allerdummste Leben mitgibt. - Also ein allerreinstes und barstes Nichts bringt der Mensch auf die elende Welt! Von all den Weltschätzen gehört streng genommen nichts ihm, da er sie am Ende seines Lebens ex offico aeterno et naturali (aus ewigem und natürlichem Grunde) für ewig wieder verlassen muß!

10] Was wohl hätte ich da für die Ewigkeit mit herübernehmen sollen oder können, außer ohne mein Verlangen und ohne meinen Willen mich ganz allein! Nur mit dem geringen Unterschiede, daß ich nun in diese Welt als ein denkendes, und somit etwas mehr geistig gebildetes Wesen eintrat, während mein Eintritt in die materielle Welt ein höchst unbehilflich elender war; welchen Eintritt ich aber dennoch diesem zweiten in diese unweltliche Welt sehr vorziehen möchte. Denn in der Materienwelt fühlte ich als Säugling nichts, außer etwa, wie ein Polyp, einen stummen Hunger oder einen ebenso stummen Schmerz, aber diese beiden Martern waren für mich so gut wie gar nicht da; denn ich hatte damals ja kein Bewußtsein und keine Beurteilung. Hätte meine arme irdische Mutter mir in dieser Zeit die kärglichste Pflege nicht gegeben, so hätten mich zufolge irgendeiner göttlichen Liebsorge wohl alle Mäuse und Ratten zusammenfressen können; die Gottheit hätte es sicher nicht abgewehrt!?


11] Ja die Gottheit in der Brust meiner Mutter sorgte wohl für mich, aber die große, allmächtige, irgend über allen Sternen, die weiß vielleicht noch diesen Augenblick nichts von einem armen Teufel, von einem Robert Blum!

12] So ich aber dennoch ein miserables Produkt dieser großen Gottheit sein soll, die aus purster Liebe mich so reichlichst ausgestattet in die Prüfungswelt sandte, kann sie nun wohl mehr von mir zurückverlangen, als sie mir aus die Weltreise mitgegeben hat?! Ich meine, wo nichts ist, da hört wohl von selbst jedes Recht aus!? Oder gibt es hier in der Geisterwelt wohl irgendeine solche Rechtsverfassung, nach der man auch für ein barstes Nichts jemandem zum Schuldner werden kann?!

13] Das nackte Leben, ja, das ist nicht mein, da ich mir's nicht gegeben habe. Dieses Leben, mit einiger Intelligenz sogar bereichert und mit einem schlechten Rocke auch noch dazu, habe ich wieder hierhergebracht und stelle es mit dem größten Vergnügen dem wieder zurück, der es mir gegeben hat, - aber mit der Bitte, daß ich, als der elende Robert, für alle Ewigkeit völlig zu sein aufhöre! Denn ich ersehe nun auch sogar aus deinen, wenn schon sehr weisen Reden, daß dem Leben überhaupt, und ganz besonders dem meinen, für ewig keine glückliche Seite abzugewinnen sein dürfte. Und so ist es ja endlos besser, ewig nicht mehr zu sein, als so elend zu sein, sie ich es noch stets zu sein die große Ehre hatte!

14] Es ginge nun zur Vollendung meines diesgeistigen (soll wohl heißen: diesseitigen) Glückes nur noch das ab, daß du, lieber Freund, also zu mir sprächest: »Weiche von mir, du Verfluchter, in das ewige Zornfeuer Gottes und brenne dort ewig unter den gräßlichsten Qualen und Schmerzen«, so wäre dadurch dem Leben und seiner Herrlichkeit wahrlich die Krone aller Kronen der urgöttlichen Liebe aufgesetzt! - Freund, wenn solch eine unbegreiflich härteste und aller Liebe ledigste Sentenz (Spruch, Urteil) auch dein liebevollster Vater dir eingegeben hat - wahrlich, da wäre von seiner endlosen Liebe nicht viel Gutes zu erwarten! Aber ich meine, solch eine scheußlichst grausame Sentenz dürfte wohl kaum je über deine Lippen gekommen sein, sondern wurde höchst wahrscheinlich in der späteren Zeit von den liebevollsten Römlingen eingeschoben? Das Warum dürfte nicht schwer zu erraten sein! Rede nun wieder du, denn ich bin mit meiner Antwort zu Ende."

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