Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 176


Fortsetzung (19.08.1842. Vormittag).
20.
   21a] "Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Himmelreiche." (lk.09,62}
   21b] Die Hand ist der Wille, der Pflug ist das Wort Gottes, das Himmelreich ist das liebwerktätige Leben nach dem Worte. So da jemand das Wort Gottes zwar wohl ergreift und tut auch zur Hälfte danach, aber zur Hälfte wendet er dasselbe ins Weltliche und sagt: Solange ich in der Welt lebe, so lange auch muß ich mit ihr leben. Daher kann ich auch nicht vollends brechen mit ihr, sondern bin ihretwegen ja doch genötigt, so manches mitzumachen des Scheines halber wenigstens, damit sie nicht dies oder jenes von mir denke oder gar laut sage! Denn man kann die Welt ja nicht anders machen, als sie ist, und so bleibt einem doch nichts übrig, als mit ihr das zu machen, was man gerade nicht als absolut schlecht erkennt. Im übrigen aber kann man bei sich ja dennoch tun und denken und glauben, was man will! - Siehe, solches aber heißt ja eben die Hand an den Pflug legen und ihn zur Welt zurückziehen, um von ihr nur nicht gekreuziget zu werden! -
   22] Es fragt sich aber: Wie aber wird bei dieser Ackerung der Acker für die Saat des Lebenssamens bestellt werden?! - Wahr ist es übrigens sicher, daß das Zurückziehen des Pfluges einen viel weniger Anstrengung kostet als das Vorwärtsschieben. Allein, wer solches tut, ist, wie es der Text aussagt, durchaus nicht geschickt zum Himmelreiche; denn bevor du der Welt nicht den letzten Heller, den du von ihr entlehnt hast, zurückgegeben haben wirst, wirst du nicht eingehen in das Reich der Himmel! Beachtet dieses wohl und seid vollkommene Ackerleute!

21.
   23a] "Das Schwerste im Gesetz ist die Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue." (mt.23,23)
   23] Seht, das ist ein Hauptknoten, wer wird den entwirren, und wie? Denn strenggenommen schließt die Gerechtigkeit und die ihr fest angebundene Treue ja alle Barmherzigkeit aus, da gerecht handeln nichts anderes heißt, als dem Gesetze getreu handeln; während barmherzig sein soviel besagt, als jemandern das Gesetz erlassen. - Wie ist demnach aber das zu verstehen: Seid barmherzig, so werdet ihr auch Barmherzigkeit erlangen? - Wie kann jemand barmherzig und gerecht sein? - Ich sage euch: Nichts leichter als das; man sei gerecht gegen sich und barmherzig gegen den Bruder, so lebt man in der vollkommenen Ordnung Gottes und ist dadurch vollkommen gerecht, barmherzig und getreu. Solches ist wohl zu beachten und lebendig zu verstehen! -



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