Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 089


28] Und sehen Sie, wie uns schon der Herr durch die Natur lehrt, so lehrte Er einst die Apostel und lehrt Seine Liebhaber noch zur Stunde im Geiste laut sprechend, indem Er uns noch dieselben heiligen Worte beständig zuruft: "Hört, ihr finsteren Menschen dieser Welt, Ich allein bin der Weg und das Leben, wandelt auf Meinem Wege! Niemand kann zum Vater gelangen anderswo denn durch Mich; denn Ich allein bin der rechte Weg und die Türe zum Herzen des Vaters - und bin das Herz oder die ewige Liebe des Vaters Selbst."

29] Sehen Sie, daraus aber geht ja doch übersonnenklar hervor, daß es somit fürs ewige Leben nur einen Weg und nur ein Mittel gibt, weil der Herr, der ganz allein nur der Weg und das Lebens-Mittel ist, nur ein einziger Herr, nur ein Vater, ein Christus und ein und derselbe heilige Geist aller Macht und Kraft und Liebe und allen Lebens ist, - während es unzählige und unendliche Scharen der Satane und Teufel als Herren der Verdammnis oder des ewigen Todes gibt, von denen jeglicher seine eigenen listigen Wege zum Tode führend besitzt.

30] Wenn man aber nun diese ewig unumstößliche Wahrheit so recht betrachtet, so wird es hernach gewiß nicht schwer werden, zu begreifen, warum der liebevollste Herr des Lebens die Apostel vor dem Staube gewarnt hatte, und warum sich jeder christlich sein sollende Mensch noch unendlichmal mehr vor jenem Staube hüten soll, der gar so unglaublich tödlich in des Satans Reitschule aus dem vertrockneten Schlamme aller Unzucht und Hurerei und in so unglaublicher endloser Menge aufgestampft wird mit den verächtlichsten Füßen aller Heuchelei, alles Truges und aller erdenklichen Verführung!

31] O sehen Sie nun, liebe Freundin, wer mit innerer Sehe des Geistes diese Verhältnisse so durchschaut, der braucht eben nicht verliebt zu sein, um mit gesenktem Haupte stumm und voll oft trostlosen Mitleides den tödlichen Staub an den Füßen seiner Brüder und Schwestern betrachtend, so manche Fragen irgendeiner im geheimen schon ziemlich bestaubten Schwester zu überhören! - Was Sie mir aber vom leidlichen Verliebtsein etwas scharf vorgeworfen haben, so wäre es für mich wohl sehr schwach, wenn ich Ihnen deshalb sollte mich rechtfertigende Einwendungen machen oder Dinge widerlegen, denen ich an anderen feind bin wegen ihrer ruchlosen Verkehrtheit und sollte sie an mir selbst dulden zum eigenen Verderben, da ich dann bald alles verlieren würde durch meine eigene blinde Torheit.

32] Es ist aber ein himmelhoher Unterschied zwischen Liebe und dem verabscheuungswürdigen Verliebtsein: das erste ist uns von Gott geboten, wie das zweite unter dem Namen Hurerei uns auf das furchtbar strengste verboten ist. Sehen Sie nun, so ich aber so wäre, wie müßte ich mich dann als ein berufener Knecht unter den Augen des großen Herrn ausnehmen? -



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