Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Bitte eines Familienvaters (05.01.1842)

01] O heiligster Herr und Vater! Du willst von mir, daß ich leite, führe und überwache ein Weib und neun Kinder und habe nur zwei Augen dazu und erkenne meine Ohnmacht und meine Blindheit! - Wie kannst Du, allein Allwissender, Allgegenwärtiger und Allmächtiger etwas wollen, das dem Wesen, von dem Du es willst, als eine bare Unmöglichkeit erscheint?! - Mich selbst erkenne ich noch nicht - wie soll ich so viele der Meinen durchschauen? Ich werde mit mir selbst nicht fertig - wie soll ich die Meinen zum Ziele führen?

02] Ich sehe in dieser Lage keinen anderen Ausweg, als daß ich Dich, o liebevollster Herr und Vater, bitte, Du wollest das auf Deine mitleidigsten Schultern nehmen, was zu tragen ich so wenig imstande bin, wie wenn eine Mücke einen Mühlstein fortschleppen sollte!

03] Vergib mir, o Herr, meine kühne Rede nach Deiner großen Barmliebe und erquicke meine Seele mit tröstendem Lichte! Amen.

Antwort des himmlischen Vaters (06.01.1842)

01] Wahrlich, eine kühne Rede habe Ich hier in diesem Falle dir mitnichten zu vergeben, wohl aber eine grenzenlos törichte! - Denke doch einmal, entfernt von deinen stets weiblichen Gedanken, nur ein wenig nach, was du alles schon von Mir - höre! von Mir, deinem Schöpfer, deinem Gott, deinem Erlöser, deinem ständigen Wiedergebärer! - für dich und für dein ganzes Haus empfangen hast! Und dir muß eine große Schande übers Angesicht und über deinen ganzen Leib vor dir selbst, geschweige erst vor Mir gelaufen kommen, darum du zu Mir in aller Trägheit deiner Seele und großer Kreuzesscheue mit derlei Fragen kommen kannst.

02] Damit du aber doch einmal deine große Blindheit ersehen mögest, daran du ganz allein Schuld bist, wie an der geistigen Verwahrlosung deiner Kinder, so will Ich aus großer Erbarmung dir das Übertörichte deines gegenwärtigen Verlangens ein wenig vor die Augen stellen.



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