Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


15] Nun seht, Meine lieben Kinder, das ist, so viel ihr es fassen könnt, zu verstehen unter »Meinem Leiden«! - Allein es liegt noch Unendliches darin verborgen, daran ihr Ewigkeiten genug zu erforschen haben werdet, und das zwar immerwährend Größeres und Unendlicheres. Denn was Ich euch jetzt gesagt habe, verhält sich zur Vollheit geradeso wie ein Punkt zur Unendlichkeit.

16] Wenn ihr aber fastet, da fastet in der wahren Verleugnung eurer selbst aus reiner Liebe zu Mir an allem, was die Welt euch bietet, so werdet ihr durch solches gerechte Fasten zu dem »Brote des Himmels« gelangen.

17] Wie eine Braut an ihrem Hochzeitstage alle ihre früheren Kleider auszieht, sich wäscht am ganzen Leibe, dann ihre Brautkleider anzieht und sich schmückt mit allerlei Blumen und Edelsteinen, auf daß sie dem Bräutigam wohlgefalle, so er kommt und sie führt in sein Haus - ebenso sollt ihr durch das gerechte Fasten alle euere weltlichen (Selbstliebe-)»Kleider« ausziehen, euch waschen mit lebendigem Wasser und anziehen dann Kleider der wahren (Gottes-)Liebe, der Unschuld und aller Demut und euch schmücken mit allerlei Blumen und Edelsteinen aus den Werken der (Nächsten-)Liebe!

18] Und wenn sodann der große Bräutigam kommen und euch treffen wird also wohlbereitet, da wird auch Er tun, was von dem bildlichen Bräutigam gesagt wurde. Und wenn ihr euch dann in dem Hause des Bräutigams befinden werdet, da wird Er euch eine Schatzkammer auftun und euch beschenken mit den unermeßlichen Schätzen des ewigen Lebens, welches da ist eine Folge Meines bittern Leidens oder der Erlösung.

19] Und was das Fasten ist, das ist auch die Armut. a Denn wahrlich, wer nicht arm geworden ist an allem, was der »Welt« ist, der wird nicht eher in Mein Reich eingehen, als bis er der Welt den letzten Heller zurückgegeben hat. - Seht, das ist also die wahre Armut im Geiste und in der Wahrheit! (a  Mt.05,03; Lk.06,20)

20] Daß da aber die freiwillige Armut einen unendlichen Vorzug hat vor der genötigten, versteht sich so sehr von selbst, daß eine nähere Erörterung darüber im höchsten Grade überflüssig wäre. Denn es kann die genötigte Armut nur durch die gänzliche Ergebung in Meinen Willen und in Meine Liebe der freiwilligen gleichkommen.



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