Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


17] Jedoch, wohlgemerkt, nicht eher soll das jemandem zuteil werden - und würde er darum bitten Tag und Nacht - bevor es ihm nicht ganz vollkommen Ernst mit seiner Liebe zu Mir geworden ist. Denn das Himmelreich leidet allezeit Gewalt, und nur diejenigen werden es besitzen, die es mit eiserner Gewalt an sich reißen. Diese »eiserne Gewalt« ist aber keine andere als die Gewalt der Liebe. Denn die Liebe vermag alles!

18] So jemand aber unter euch sagen möchte: »Ja, ich möchte wohl alles tun und möchte mich verleugnen bis auf den letzten Tropfen Blut, wenn ich nur einmal auch etwas sehen oder vernehmen könnte, damit ich doch wissen könnte, ob an allem dem wirklich auch etwas daran ist?« - Allein da sage Ich euch auf eine solche Äußerung: Fürs erste, hast du denn wirklich noch nichts vernommen? Wer gab dir denn das Licht der Augen, wer das Gehör? Und wer alle die übrigen Sinne? Wer gab dir ein Herz, zu lieben, und einen Verstand, zu denken? So du dieses nicht von dir (selbst) empfangen hast, da du es doch, dir ersichtlich, besitzest - wie kannst du sagen, daß du noch nichts gesehen und vernommen habest?

19] Bist du nicht vielmehr selbst in deinem ganzen Wesen ein lebendiges Wort aus Mir? - So du aber ein Buch liesest und lässest das erste Wort weg, welches das bedeutungsvollste ist und um welches sich alle Worte im ganzen Buche drehen - wie willst du das übrige Buch des Lebens verstehen? - Seht, ihr selbst seid das erste Wort in dem Buche des Lebens! Wollt ihr dieses Buch lesen, und zwar verständlich lesen, so müsst ihr dieses erste Wort zuerst vollkommen aussprechen, das ihr selbst seid, und dann erst die übrigen Worte, welche alle zur Erläuterung des ersten Grundwortes im großen Buche geschrieben stehen.

20] Wie lautet aber dieses Wort ? - Dieses Wort lautet: »Liebe!« -

21] Was eure Liebe erfaßt hat, dasselbe wird auch euer Leben erfassen! Hat eure Liebe sich selbst ergriffen, so habt ihr dadurch euer Leben euch selbst zum Sklaven gemacht. Da aber euer Leben nichts als eure Liebe selbst ist, so hat sich eure Liebe dadurch selbst Fesseln an Händen und Füßen angelegt und hat sich verkrochen in das finstere Gemach ihres Eigendünkels!



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers