Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


17] Was bei dieser zweiten Erscheinung die geistige Sphäre betrifft, so hat sie ganz denselben Grund, wie bei der Erscheinung erster Art. Nur wenn sie nach letzter Art in großen Höhen sich vorfindet, so ist da das Augenmerk der Geister auf eine örtliche, nicht gar zu tief liegende Unordnung entweder im Innern der Berge oder auch wohl einzelner Inseln (welche ebenfalls nichts anderes als Berge im Meere sind) gerichtet.

18] Nun seht, was diese beiden Erscheinungen betrifft, so haben wohl schon hie und da auch manche schlichtere Naturforscher ähnliche Mutmaßungen gehegt. - Aber nun kommt die dritte Art solcher Luftspiegelungen, durch welche dem Auge des Wanderers Gegenstände produziert werden, die auf der ganzen Erdoberfläche sich gar nicht vorfinden.

19] Seht, da haben weder die schlichten, noch viel weniger aber die hochtrabenden Naturforscher etwas herausgebracht und meinten diesen gordischen Knoten gleich einem Alexander durch einen Hieb zu lösen, welcher Hieb freilich solchen Forschern keine große Mühe machte, da sie solche außerordentliche Erscheinungen kurz ableugnen, oder sie höchstens als Traumgebilde eines müden Wanderers passieren lassen. Das ist freilich das leichteste Erklärungsmittel!

20] Wie sollte aber auch eine Sache erklärt werden, die gar nicht ist? - Und doch sage Ich, daß die großen Naturgelehrten mit keiner ihrer Erklärungen der Wahrheit nähergekommen sind als eben mit dieser. Dadurch haben sie doch wenigstens ausgesagt, daß sie nichts wissen, während in ihren anderen Erklärungen nur das zum Grunde liegt, daß sie noch weniger als nichts wissen. Wer nicht redet, da er nichts weiß, der tut keine Lüge. Wer aber redet, da er nichts weiß und nichts sieht, der macht sich der Lüge schuldig und wird, je mehr er gesprochen hat, ein desto größerer Schuldner der Wahrheit.

21] Ich aber sage, daß solche Erscheinungen der dritten Art gar wohl bestehen und in den südlichen Gegenden am häufigsten vorkommen, und zwar alsobald nach dem Sonnenuntergange, auch wohl dann und wann vor dem Sonnenaufgange.

22] Ihr werdet nun gar erstaunte, große Augen machen, so Ich euch dieses Geheimnis mit einem anderen Hieb kundgeben werde als die Naturforscher! - Seht, die Menschen haben schon die größtmöglichsten Fernrohre verfertigt und wollten mittelst derselben den ganzen gestirnten Himmel auf einen Schluck verschlingen; allein Ich bin allzeit so frei gewesen und habe ihnen gewisse Striche durch die Rechnung gemacht, wodurch sie am Ende doch wieder einsehen mußten, daß Mein Bau großartiger ist als ihre Instrumente, ja daß Ich euch mit der geringsten Mühe Weltkörper so weit weggestellt habe, daß es ihnen wohl nie gelingen wird, auch mit tausendmal größeren Fernrohren dieselben ihrer hochtrabenden Nase näher zu bringen. Aber seht, was Ich den Weisen oft und allezeit vorenthalte, gebe Ich in großer Klarheit den unmündigen Hirten und Wanderern.



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