Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 248. Kapitel: Der Venustempel mit seinem Garten in Hanoch. (20.03.1844)

01] In Hanoch selbst ward ein Wundertempel erbaut, der aber jederzeit des Tages offen stand; nur mußte sich ein jeder Besucher gefallen lassen, den schönen Priesterinnen, den Halbgöttinnen und ganz besonders den Ganzgöttinnen ein recht tüchtiges Opfer darzureichen.

02] Ja, wie war denn dieser Tempel bestellt, wie eingerichtet, und wem ward hier eine göttliche Verehrung bezeigt? - Die folgende kurze Darstellung wird das gleich im hellsten Lichte zeigen!

03] Der Tempel war außerhalb des Tores, das zu den Kindern Gottes führte, und hinter dem bald das Gebirge seinen Anfang nahm, erbaut.

04] In den Büchern Kinkars fand man eine gar feurige Darstellung der Naeme, die nach der Beschreibung so schön gewesen wäre, daß ihr sogar die Steine nachgelaufen wären.

05] Dieser Naeme ward somit ein prachtvollster Tempel erbaut, der rund und offen war und aus dreißig Säulen nach außen und aus zehn Pfeilern innerhalb der dreißig Säulen in einer guten Ordnung bestand, so daß je hinter drei Säulen ein Pfeiler zur Tragung des Runddaches zu stehen kam, und zwar in einer Entfernung von drei Klaftern.

06] Um den Tempel waren drei Paläste erbaut; der eine für die Priesterinnen, der andere für die Halbgöttinnen und der dritte für die Ganzgöttinnen.

07] In der Mitte des Tempels selbst war aus weißem Marmor, ganz nackt, kunstvollst auf einem stark vergoldeten Postamente die Naeme in einer etwas kolossalen Größe dargestellt, und an den Pfeilern waren nackte Mannsstatuen in voller Erregtheit auf niederen Gestellen aufgerichtet und hatten ihre Gesichter auf die nackte Naeme gerichtet.

08] Um den Tempel und um die drei Wohnpaläste war aber ein ungeheuer großer Garten angelegt, der an Pracht und Kunst nichts zu wünschen übrigließ.

09] Er bestand aus drei Abteilungen. Die eine und die vorzüglichste war ein kunstvolles Labyrinth; aber die Gänge dieses Labyrinthes waren nicht etwa eine geschlossene Mauer, sondern sie bestanden aus gar zierlichen Staketen, so: daß man aus einem Gange in hundert andere sehen konnte.

10] Und wenn sich neckenderweise hier und da eine schönste Ganzgöttin zeigte, so konnte aber der Verehrer einer solchen Göttin dennoch nicht zu ihr; und wenn ihn manchmal auch nur eine einzige Staketenwand von ihr trennte, so mußte er aber dennoch oft die größten Umwege machen, um zu ihr zu gelangen.

11] Der Unterschied zwischen den Priesterinnen, Halbgöttinnen und Ganzgöttinnen aber bestand darin:

12] Die Priesterinnen waren zierlich gekleidet und sonst schön von Gesicht und Wuchs.

13] Die Halbgöttinnen hatten nur eine spannlange Goldschürze über die Scham und Armbänder mit Edelsteinen und an den Füßen goldene Sandalen; sonst aber waren sie ganz nackt.

14] Die Ganzgöttinnen aber waren ganz nackt bis auf die Goldsandalen an den Füßen und mußten von der größten Schönheit sein. Ihre Haare mußten goldblond sein; der ganze Leib durfte kein Tüpferl (Fleckchen) haben und mußte durchaus weiß und völlig makellos sein. Ebenso durfte außer dem Haupte auch kein anderer Körperteil irgendeine naturgemäße Behaarung haben, für deren Vertilgung aber Hanochs Kunst eine Menge Mittel besaß.

15] Wenn die Ganzgöttinnen in den durchaus bedachten (bedeckten) Irrgängen spazieren gingen, da hatten sie stets eine Priesterin und eine Halbgöttin bei sich. Die Priesterin mußte vorangehen, um der Ganzgöttin die Wege zu reinigen, und die Halbgöttin mußte ihr die Fliegen, Schnaken und Bremsen vom Leibe mit einem Wolfs- oder Fuchsschweife treiben.

16] In den anderen zwei Teilen des Gartens, die aus Alleen, Blumenbeeten und Lusthäuschen bestanden, konnten auch die Priesterinnen Geschäfte machen; aber im Labyrinth, das auch mit einer Menge geschlossener Tempelchen versehen war, durften nur die Ganz- und mitunter auch die Halbgöttinnen Geschäfte machen.

17] Der Gottheit der Schönheit wurden zwar keine bestimmten Feste gegeben; aber dafür stand der Tempel täglich und nächtlich bei guter Beleuchtung offen.

18] Anfangs war der Tempel in allem nur mit dreitausend weiblichen Wesen versehen; aber schon in drei Jahren mußten die Priesterinnen, dann die Halb- und Ganzgöttinnen verzehnfacht werden. Denn sie trugen dem Gurat mehr als alle anderen Tempel; denn das Labyrinth strotzte Tag und Nacht von Verehrern der Ganz- und auch Halbgöttinnen.

19] Mehr darüber zu sagen, ist nicht vonnöten; denn es wird aus dem jeder leicht das offene Laster erschauen. Nächstens darum eine Skizze weiter!



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