Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 152. Kapitel: Beratung der Tausend. Kluge Rede des einen und sein Vorschlag zur Auswanderung. Uneinigkeit der Tausend. (31.10.1843)

01] »Was wollen wir nun tun?« war die allgemeine gegenseitige Frage der Räte, wie ihres Scheinkönigs.

02] Einer aber aus der Mitte der Räte erhob sich und sprach laut: »Brüder, höret mich an; mir ist nun ein ganz entsetzlich gescheiter Gedanke durch den Kopf gefahren!

03] Ihr alle habt euch ehedem noch in Gegenwart der Schreckensmänner also ausgesprochen, daß diese durch unsern Verstand noch so manche Nuß sollen vorher aufzuknacken bekommen, bevor wir das ins Werk setzen werden, was sie von uns verlangen.

04] Also auf den Sieg unseres Verstandes haben wir die Sache angelegt! Ja, unser Verstand soll auch siegen über ihre Weisheit! - Aber wie?

05] Ich sage euch: Auf die leichteste Art von der Welt!

06] Ihr alle, wie ich, sehet nun sicher ein, daß es mit unserer Herrschaft in dieser Welt völlig zu Ende ist!

07] Was wollen wir hier noch weiter: entweder die offenbare Verfolgung abwarten, die uns von Seite des Volkes bevorsteht, wenn es einmal von diesen zehn Boten, gegen die wir nichts vermögen, durchgehetzt und gegen uns aufgewiegelt sein wird, oder abwarten den Erfolg der Drohung, die uns allerlöblichst von den zehn verheißen ward?

08] Ich meine, da dürfte doch eines so dumm als das andere sein!

09] Gehet und öffnet dem Volke die zwei alten Tempel, und saget ihm, daß es mit der Verehrung der von uns eingeführten Bildsäulen aufzuhören habe! Was wird das Volk dann tun? - Es wird uns um die Ursache fragen, warum nun solches geschehe!

10] Frage, - sehr bedeutungsvolle Frage: Was sagen wir dann?

11] Lügen dürfen wir nicht; denn davor warnt uns die Drohung der zehn, die Erhaltung unseres Lebens.

12] Stumm können wir die Tempel nicht öffnen; denn die Tempel haben ihre gewissen geheimen Wächter, die uns vor dem Volke zuerst fragen würden, warum wir das täten. Und da müssen wir - wollen oder wollen wir nicht - mit der Wahrheit heraus und müssen beim Verluste unseres Lebens sagen:

13] »Wir haben euch, ihr alten Bewohner dieser Stadt, mit List und Gewalt aus unseren Hab- und Herrschrücksichten betrogen, haben euch den einigen, ewigen, wahren Gott und Herrn hinausgelogen und hinausgeprügelt und sogar mit der grausamen Todesstrafe hinausgetrieben!

14] Nun aber hat Sich dieser euer alter, wahrer Gott eurer Not, an der wir allein schuld sind, erbarmt, hat zu uns, euren falschen Herren, gar mächtige Strafboten gesandt und ließ durch diese mit Feuergewalt uns strafen und dazu antreiben, daß wir vor euch wieder die alten Tempel des wahren Gottes eröffnen müssen und nun allen unsern Betrug an euch wieder gutmachen müssen!

15] Sehet, das ist die nackte Wahrheit; wer von uns aber wird dem Volke diesen löblichen Vortrag halten?

16] Machen wir ihn nicht, so werden wir alsbald die schönen Flammen um uns aus der Erde hervorschlagen sehen; denn dessen hat mich einer von den zehn ganz insgeheim gewisserart tröstlich versichert.

17] Machen wir aber diesen herrlichen Vortrag, dann möchte ich wahrlich nicht Augenzeuge sein von dem überaus fruchtbaren Steinregen, der sich aus den sehr elastischen Händen des Volkes über unsere Großherrlichkeit ergießen wird!

18] Tun wir aber gar nichts und bleiben hier in der Burg, uns fort beratend, sitzen, dann wird uns das Volk schon finden, und es wird uns mit einer solchen Ehrenbezeigung entgegenkommen, über die uns allen sogleich das Hören und Sehen vergehen wird!

19] Mein Rat gegen alle diese sicheren Kalamitäten wäre demnach der: Da für uns hier offenbar kein Weizen mehr blüht, da lassen wir früh genug alles schön sauber im Stiche!

20] Die Erde ist groß! Wir ziehen mit unseren Weibern und Kindern und mit unseren Schätzen, soviel wir deren nötig haben, hinaus - dadurch haben wir mit unserem Verstande offenbar gegen diese zehn Weisen gesiegt -, suchen uns auf der Erde irgendwo ein Plätzchen auf und leben dann dort ferner ganz unbeirrt von ähnlichen Boten und lassen dabei den alten Gott einen guten Mann sein!

21] Was sagt ihr zu diesem meinem Rate?«

22] Mehrere waren damit einverstanden; andere aber waren der Meinung, es würde das Hinauskommen sicher auch einigen Anstand haben. Übrigens seien sie der Meinung, wenn sie recht täten, so dürften sie die zehn eher schützen vor der Wut des Volkes, als sie derselben preisgeben.

23] Und so blieben drei Tage lang die Meinungen geteilt; die Folge aber wird es zeigen, wie am Ende die Sache ist entschieden worden.



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