Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 136. Kapitel: Die vom Rat der Tausend dem König aufgedrungene Staatsverfassung. (10.10.1843)

01] Wie lautete der Pfiff von Seite der tausend auswärtigen Miträte?

02] Es wurde dem Könige auferlegt, fürs erste auch die zehn Fürstenstädte mit einer Ringmauer zu umgeben, damit eine jede Stadt als ein Schutzort angelobt werden könnte.

03] Die Räte aber taten das, um dem Könige wie den mächtigen Hanochiten hinreichend starke Gegenfestungen zu errichten und diese große Stadt, wie ihr zu sagen pflegt, gehörig im Schach zu halten.

04] Die tausend Räte aber setzten sich hernach fester und fester in den zehn Städten und waren die eigentlichen Herren über Hanoch, und der König war nun stets mehr genötigt, nur das zu tun, was die Herren der zehn Städte für gut fanden und allzeit fest wollten.

05] Wir ersehen aus diesem Begebnisse nichts mehr und nichts weniger als eine Konstitution zwischen dem Könige und dem Volke; zugleich aber ersehen wir auch schon eine Art Volksadel entstehen und eine Volkskasteneinführung, durch welche besonders die eigentlichen Kinder der Tiefe und ganz besonders das männliche Geschlecht für die niedrigsten Arbeiten bestimmt und verwendet ward.

06] Und darinnen ward von den Herren der zehn Städte fest bestimmt, daß eben diese männlichen Kinder nimmer über ihren Stand sich erheben durften.

07] Ferner ward auch bestimmt, daß ein Mann aus dem Rat- oder Herrenstande nicht durfte - seines Ansehens halber - ein Weib aus dem niedrigsten Stande nehmen.

08] Wenn aber dennoch irgendeine Tochter aus dem niedrigsten Stande einem aus dem Herrenstande ihrer Schönheit wegen gefiel, so mußte sie vorher in der noch immer stark im Schwunge seienden Verschönerungsanstalt von dem Könige gewisserart geadelt und als eine Tochter adoptiert werden und wurde dann also erst tauglich, das Weib eines Herrn zu werden.

09] Ganz vorzüglich aber bestand die Adoption darin, daß der König einer solchen Adoptivtochter eine gehörige Aussteuer aus seinem Schatze mitgeben mußte; dies bewirkte dann erst die völlige Adelung.

10] Durch derlei Mittel wußten die Miträte die Schätze Hanochs gehörig an sich zu bringen und dem Könige stets mehr nur einen bloßen leeren Königsschein zu bereiten.

11] Im Verlaufe von etwa zehn bis fünfzehn Jahren nach der Befestigung der zehn Städte, welche etwa in fünf Jahren nach der großen Schlacht bewerkstelligt ward, ist Hanoch so sehr herabgesunken und also ausgesogen worden, daß der schon sehr bejahrte König zu weinen anfing vor den tausend Räten und sprach:

12] »Höret mich an, ihr Brüder! Wenn es euch darum zu tun ist, uns zu vernichten, da ergreifet die Waffen und tötet uns, und bemächtiget euch dann lieber auf einmal aller Schätze dieser Städte; aber es ist zu gottvergessen gehandelt, so ihr uns nur langsam marternd zu töten gedenkt!«

13] Das Haupt der Räte aber sprach: »Gut, wir verstehen deine Worte; da wir aber deine Räte und Räte des Volkes sind, können wir anders handeln?! Hat das Volk denn nicht größere Rechte als ein schwacher König der Stadt Hanoch?!

14] Willst du aber Hanoch wieder blühend erschauen, so übergib uns ganz die Leitung, und du bleibe unsere Amtskraft als König, verhüllt in ein mysteriöses geheiligtes Wesen, - und du wirst diese Stadt bald in einem blühendsten Zustande erschauen!«

15] Hier dachte der König: »Was will ich tun? Wenn der Stadt geholfen ist, da will ich ja ihr das Opfer bringen!«

16] Er willigte daher in den Rat der Räte. Diese wurden dann vollkommen Herren der Stadt, der anderen Städte und so des ganzen, großen Landes, und der König mußte nun alle Beschlüsse unterschreiben, ohne zu wissen, was er so ganz eigentlich unterschrieben hatte.

17] Dadurch ward wohl das Volk der Meinung, als käme solch alles vom Könige, aber der König wußte für (von) nichts.

18] Und so hatte sich aus dieser Konstitution die schändlichste Aristokratie gebildet.



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