Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 271. Kapitel: Henochs Morgenandacht und Rede an die Brüder. Das geistige Morgenbrandopfer auf dem gereinigten Schlangenberg.

01] Als der nächste Tag zu grauen begann, da erhob sich alsbald der Henoch, lobte und pries in seiner Liebe den Vater und segnete aus dieser seiner mächtigen Liebe alle die noch schlummernden Brüder.

02] Nach dieser herrlichen, Mir am meisten wohlgefälligen Verrichtung erweckte er erst die Brüder und sprach zu ihnen:

03] »Brüder, lasset uns erstehen in der Liebe, Gnade und Erbarmung des Herrn und preisen Seinen allerheiligsten Namen!

04] Sehet, wieder hat uns alle der gute, heilige, liebevollste Vater erleben lassen einen neuen werdenden Tag!

05] Schon brechen die ersten Strahlen vom Morgen her, die Nacht flieht vor ihnen; mächtiger und mächtiger wird ihr anfangs wie schüchternes Walten, und mit stets zunehmender Kraft drängen sie die Nacht hinab in die Tiefen der Erde, damit die Flächen und Berge derselben gereinigt würden zum endlich vollen Empfange des mächtigsten Lichtes und der belebenden Wärme aus der Sonne, so sie gar bald sich hehr über die Berge der Erde erheben wird.

06] Eilen wir daher hinaus und bringen unter dem freien Himmel dem Vater als wahre, Ihn über alles liebende Kinder ein gemeinsames Lob dar!

07] In unseren Herzen wollen wir Ihm ein wohlgefälliges Morgenbrandopfer darbringen, da Er, um uns als Seine Kinder zu ehren und zu beglücken, uns ein so großherrlichstes Morgenbrandopfer Seiner Liebe, Gnade und Erbarmung in der aufgehenden und den ganzen Tag hindurch göttlich brennenden, alles erleuchtenden, erwärmenden und belebenden Sonne anzündet!

08] O liebe Brüder, fasset doch solches so recht in der Tiefe eures Herzens, was alles der endlos ewig gute Vater tut, und eure Liebe zu Ihm muß zu einer wahren Sonnenglut werden!

09] Sehet die noch am Firmamente hehr prangenden Sterne; sehet die ganze Majestät der Erde; sehet die Heere der herrlichsten Blumen an, und behorcht das herrlichste Getöne der befiederten Sänger in der stets lebendiger und lebendiger werdenden Luft!

10] Richtet dann eure Blicke auf die stets hehr wachsende Glorie des Morgens und beachtet es, wie ihr mit jedem Atemzuge eine vermehrte Fülle des göttlichen Gnadenlichtes einatmet, wie eure Brust stets weiter und lebendiger wird und jeder Blutstropfen in euch verklärter und wahrhaft himmlischätherischer, je näher die herrliche Sonne des Herrn dem erhabenen Aufgange zueilt!

11] Sehet, o Brüder, und fasset es, ihr Kinder des heiligen Vaters: Das alles ist für uns von Seite des unaussprechlich guten Vaters ein dargebrachtes Opfer!

12] Also ehrt uns der heilige Vater! Wie sollten wir das wohl übersehen und sollten nicht hinauseilen und Ihm dafür entgegen in unseren Herzen ein Ihm allein wohlgefälliges Liebeopfer anzünden und dieses fortbrennen lassen, ja stets mehr und mehr fortbrennen lassen allzeitig und dann im Geiste auch ewig?!

13] O Brüder, lasset uns sogleich hinaustreten, und in der großen Opferhalle, in dem großen Thronsaale der göttlichen Gnade und Erbarmung lasset uns Ihm unser Opfer darbringen! Amen.«

14] Nach dieser wahren Morgenrede erhoben sich alle und eilten mit zerknirschten Herzen hinaus, und zwar auf den nahen gereinigten Berg.

15] Und als sie da gar bald anlangten, da zeigte ihnen allen der Henoch im weiten Umkreise die großen Herrlichkeiten Gottes und machte sie auf alle Erscheinungen des Morgens aufmerksam und erklärte sie ihnen im Sinne der Liebe.

16] Und alle wurden so ergriffen von der großen Herrlichkeit, endlosen Güte und Weisheit des heiligen Vaters daß sie sich darob vor lauter Liebe zu Gott nicht zu helfen wußten.

17] Und der Lamech rief, ganz zerknirscht aus dem innersten Grunde seines Herzens, aus: »O Du großer, heiliger, allmächtiger,allerliebevollster Vater!Solches alles tust Du für uns ?! Oh, wie kann ich denn noch leben, wenn ich bedenke, was ich war?!

18] Henoch, Henoch, - du herrlicher Bruder! Du hast mir jetzt die Augen geöffnet, und nun erkenne ich erst die ganze Fülle meiner Schuld vor Gott!

19] Er hat uns allezeit ein solches Opfer Seiner Liebe, Gnade und Erbarmung bereitet, - und was haben wir Ihm dagegen getan?! - Nein, Bruder, nein, ich darf es nicht denken; denn zu schändlich war allezeit mein Leben!«

20] Hier tröstete der Henoch den Lamech, sagend nämlich: »Sei mir getröstet, lieber Bruder Lamech! Wahrlich, und wären deiner Sünden mehr, denn da ist des Sandes im Meere, so sind sie dir nachgelassen, da du eine solche große Liebe zum Vater in dir lebendig hast werden lassen!

21] Bleibe aber in dieser Liebe, und du wirst noch ganz andere Dinge erfahren, als diese da sind, - und das dann, so in dir die ewige Sonne Gottes aufgehen wird!

22] Nun aber lasset uns in der süßen Lieberuhe die kommende Sonne erwarten! Amen!«

23] Also brachte dann unsere Gesellschaft den Morgen auf dem Berge zu und lobte und pries Gott im Herzen geistig und wahr.



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