Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 246. Kapitel: Lamechs Anordnung zum Festmahl für die Armen und Gefangenen. Verwunderung Brudals, des Speisemeisters, und seiner gefangen gehaltenen Familie.

01] Nach dieser Rede, welche den Lamech ganz lebendig erbaute und von der großen Wahrheit der Sache überzeugte, begab er sich alsbald zu seinem Speisemeister in ein Nebenkabinett und bestellte ein mäßiges einfaches Mahl.

02] Der Speisemeister, ganz erstaunt über diese Bestellung, fragte den Lamech, ob dies wohl sein Ernst wäre.

03] Der Lamech aber erwiderte ihm: Warum fragst du mich darum? Ich »werde doch wissen, was ich zu tun habe!

04] Ich sage dir aber: Frage nun nicht weiter, sondern tue, wie ich es dir an befohlen habe, so wirst du ein rechter Diener dessen sein, der dir nun von Gott zu einem rechten Führer gesetzt worden ist!«

05] Diese Worte machten den Speisemeister stutzen, und er sagte bei sich so mit etwas halblaut gehaltener Stimme: »Ist denn Lamech kein König mehr? Was ist denn das, da er spricht: ,Der dir von Gott zu einem rechten Führer gesetzt worden ist'? Das verstehe, wer es kann und mag; ich aber verstehe es nicht!«

06] Der Lamech aber merkte gar wohl, was sein Speisemeister in seinen Bart gemurmelt hatte, wandte sich darob zu ihm und sprach: »Höre, Brudal! Was du nicht verstehst, das kann dir ja alsogleich erläutert werden! Siehe, zwischen Lamech, dem Könige, und Lamech, dem Führer, ist solch ein Unterschied:

07] Der Lamech als König hätte dich für diese Widerrede alsogleich binden und ermorden lassen; Lamech, der von Gott gestellte Führer, aber tritt zu dir hin, umarmt dich und spricht zu dir: Mein lieber Brudal, gehe und tue, wie ich es dir anbefohlen habe; denn also will es ja der Herr, der große, ewige, allmächtige Gott Faraks!

08] Hast du aber schon einen Überfluß an Speisen und Getränken zusammengebracht, so laß die Armen und alle die Gefangenen im Thronsaale zusammenkommen und bewirte sie, als wären sie alle meine Brüder und Kinder!

09] Schicke Eilboten durch die ganze Stadt, und sage ihnen: wen sie nur immer finden, den sollen sie bringen in mein Haus! Und alle Gefängnisse sollen geöffnet werden, und nicht ein Gefangener soll zurückgelassen werden, auch meine schwersten und größten Lebensfeinde nicht, deren Kost bisher in gesottenen großen Sumpfinsekten (Krebsen) bestand; die sollen nun mit meiner Königskost gesättigt werden!

10] Denn von nun an will ich meinem Volke kein richtender König und Herr über Leben und Tod mehr sein, sondern ein weise leitender Bruder nur will ich allen sein in der Ordnung Gottes.

11] ,Siehe, mein lieber Bruder Brudal, das ist nun der Unterschied zwischen dem König Lamech und dem Führer Lamech! - Gehe aber nun eilends, und vollführe das, was ich, nun ein Bruder zu dir, dir anbefohlen habe!«

12] Vor übergroßen Freuden sprang der Brudal in die Höhe und sagte laut: »O großer, allmächtiger Gott! Nur Dir war es möglich, das eherne Herz des Lamech in ein warmes Bruderherz umzugestalten!

13] O Gott, o Gott, wie endlos glücklich hast Du mich auf einmal gemacht! Ich werde heute noch mein getreues Weib, meine zwei Brüder und meine sieben Kinder - drei Knaben und vier erwachsene Töchter - sehen, welche, zum Tode verurteilt, ins Gefängnis kamen, da sie nicht wollten den Lamech als Gott anbeten!«

14] Hier lief er, besorgte alles, und im Verlaufe von einer Stunde waren alle Gefangenen schon im Thronsaale und auch eine Menge anderer Armen.

15] Der Brudal aber setzte alle Hofdienerschaft in die tätigste Bewegung und bewirtete alle die Armen und Gefangenen; diese aber lobten den großen Gott Faraks, darum Er sie also wunderbar erlöst habe, und aßen und tranken.

16] Die Familie Brudals aber wollte nicht eher essen, bis sie sähe, daß der Lamech wirklich also umgestaltet wäre; denn sie meinte, solches könnte wohl auch eine Laune des Königs sein.

17] Aber der Lamech kam nach einer Zeit wieder zum Brudal und fragte ihn: »Brudal, warum hast du denn uns noch keine Speisen gereicht? Siehe, die hohen Gäste aus der Höhe Gottes sind ja bei uns! Was werden diese wohl von uns denken, wenn wir sie also vernachlässigen? Daher sorge doch ein wenig, daß wir bald etwas zu essen bekommen!«

18] Und der Brudal zeigte dem Lamech seine zitternde Familie und sagte dann zu ihm: »O Bruder Lamech, erhebe doch auch diese Armen, auf daß sie glauben, welche Gnade dir von Gott gegeben ward!«

19] Als der Lamech diese Armen sah, da ward er alsbald zu Tränen gerührt, beugte sich zu ihnen nieder, erhob sie und sagte zu ihnen: »Kommet zu mir! Ich habe euch geplagt, ich habe mich grob versündigt an euch; aber ich will euch nun auch alle die Unbilden also vergüten, daß euch allen die Worte fehlen sollen, dieselben (das heißt die Vergütungen) auszusprechen!

20] Folget mir nun in meinen Speisesaal, auf daß ihr an meiner Seite sitzen sollet und jetzt und allezeit essen an meinem Tische!«

21] Hier fingen die Armen vor Freude beinahe zu schreien an, lobten und priesen Gott und Folgten dem Lamech in den Speisesaal.



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