Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 40. Kapitel: Der Herr und die unbändigen Lobschreier. Die Zahllosigkeit der Liebes- und Lebensstufen in der Schöpfung. Adams Tischgebet und Abedams Segen.

01] Und der Abedam ließ sie vollends zu Sich kommen und bedeutete dann ihnen, aufzuhören mit ihrem zu lauten Lobe; sie aber schrien nur noch ärger: ,Gelobt seist Du, heiliger Vater, gelobt Dein heiligster Name! Gepriesen seist Du, allmächtiger, großer Gott, Der Du ewig bist und unendlich! Dir allein gebührt alle Liebe, alle Anbetung, alle Ehre, aller Dank, alles Lob, aller Ruhm und alle unsere allergrößte Demut vor Dir! Nur Du allein bist würdig, solches alles von uns zu nehmen!«

02] Und also schrien sie fort und waren auf natürlichem Wege durchaus nicht zum Schweigen zu bewegen.

03] Da dem Abedam aber sattsam wurde des Lobes und auch die Väter nicht mehr auswußten, was da werden und geschehen solle, damit diese Lobschreier zum Schweigen gebracht werden möchten, da erhob alsbald der hohe Abedam Seine Hand und zog den Zeigefinger vom Aufgange bis zum Niedergange; und alsbald durchzuckte das ganze weite Firmament ein unerhört starker Blitz, dem sogleich ein so starker Donner folgte, daß darüber nahe die ganze Erde bis in ihren Grund erbebte.

04] Diese Erscheinung brachte unsere Lobschreier zum demütigsten Schweigen, und alle die Väter schlugen sich auf die Brust und glaubten, der hohe Abedam müsse diesmal äußerst zornig geworden sein, -

05] Darum auch der Adam alsbald anfing, den neuen Lobschreiern ihren Ungehorsam gegen des Herrn Wort heftig zu verweisen.

06] Allein, es trat alsbald der hohe Abedam ins Mittel und sagte zum Adam: »Adam, warum ereiferst du dich denn, solange Ich hier unter euch bin?

07] Lasse die Sache nur Mir über, da Ich allein nur weiß, wozu alles dieses; du aber setze dich an deinen Korb, und genieße das Mahl mit den Kindern!

08] Also aber, wie diese neun, hast du' Mich noch nie gelobt, obschon du Mich länger kennst; warum sollte es dich nun ärgern, so Ich ihr großes Lob mittels Meines Fingers mit starken Feuerzeichen über die ganze Unendlichkeit hinzeichnete und euch allen dadurch anzeigte, wie groß ihr Lob war?!

09] Ich sage dir aber, der du Mich nun als höchst erzürnt betrachtetest: Wohl dem, welchen da treffen wird solch ein Zorn von Mir; denn er wird ihn alsbald erwecken zum ewigen Leben!

10] Verstehest du solchen Zorn Meiner Vaterliebe an jene Kindlein, die sich aus lauter Liebe zu Mir, ihrem Vater, nicht zu helfen wissen, darum ihre Freude unbändig wird und taub ihr Ohr, da die zu große Liebe sie gefangenhält in aller heiligen Unmäßigkeit?!

11] Wahrlich, wahrlich, sage Ich euch allen: Wer da nicht unmäßig und unbändig wird in der Liebe zu Mir, dessen Name wird nicht also geschrieben unter und über den Sternen wie die Namen dieser neun Armen der Erde, aber Überreichen der Liebe!

12] Adam, begreifst du nun dieses Zeichen und diesen Meinen Zorn?

13] Daher sei ruhig und verzehre heiter dein Mahl mit deinen Kindern! Amen.«

14] Diese Worte aber gingen dem Adam gewaltig zu Herzen, darum er dann alsbald tief seufzend ausrief:

15] »O Vater, wenn es also ist, wer wird da das ewige Leben erreichen?!«

16] Der Abedam aber erwiderte darauf dem Adam: »Was seufzest du umsonst, so du nicht verstehst Meine Wege?

17] Sind denn die Sterne des Himmels alle gleich und alle Pflanzen der Erde? So ein Stern aber leuchtet - ob groß oder klein -, regt er nicht das Licht deiner Augen an, auf daß es in dir lebendig widerstrahlt?! Und welche Pflanze hast du je tot dem Boden der Erde entwachsen sehen?!

18] Darum wird auch der geringeren Herzens Liebende leben; aber nur wird sein Leben sein gleich seiner Liebe, und es wird darum auch sein ein großer Unterschied zwischen Leben und Leben unendlichfach.

19] Siehe, es lebt auch eine Sandmilbe; aber welch ein Unterschied zwischen ihrem und deinem Leben!

20] Daher kümmere dich nicht um die Frucht der Liebe, sondern um die Liebe selbst; denn die Frucht wird sein wie die Liebe! Verstehe solches wohl! Amen.«

21] Und der Adam ward beruhigt und rief unter vielem Danke und Lobe die Kinder zum Mahle und bedeutete auch dem Gabiel, solches im Namen des Herrn zu tun.

22] Und als sich darauf um die zwei Körbe reichlich die gehörigen Gäste versammelt hatten, da sagte der Adam mit aufgehobenen Händen:

23] »Kinder, nun laßt uns zuvor loben und preisen den heiligen Geber dieser herrlichen Speisen und dieses herrlichen Trankes, und laßt uns erbitten Seinen Segen!

24] O heiliger Vater Jehova Abedam, Dir danken wir; Dich loben und preisen wir; Dir sei aller Ruhm, alle Ehre, alle unsere Liebe, alle unsere Demut und vollste Anbetung im innersten Geiste der Liebe und aller Wahrheit aus ihr!

25] O heiliger Vater, segne uns und die Mahlzeit für uns nach Deinem heiligsten Willen! Amen.«

26] Und der Abedam trat hinzu zum Korbe Adams und segnete ihn und also auch den des Gabiel. Dann aber trat Er alsbald wieder zurück an Seinen Korb, berief die Erwählten zu Sich und ließ Sich mit ihnen zum Korbe nieder; doch diesen Korb segnete Er nicht und sagte:

27] »Wo Ich bin, da ist auch der allerhöchste Segen vorhanden!

28] Daher esset und trinket ohne Sorge; denn Ich, euer Vater, speise ja mit und unter euch, und in euch! Amen.«



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