Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 99. Kapitel: Liebe Gottes als Urgrundstoff aller Geschöpfe.

(Am 31. Oktober 1843 von 4 1/4 - 5 1/4 Uhr Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Die Liebe Gottes ist der Urgrundstoff aller Geschöpfe; denn ohne diese hätte ewig nie Etwas erschaffen werden können. - Diese Liebe entspricht der allbelebenden und zeugenden Wärme; und nur durch die Wärme sehet ihr die Erde unter eueren Füßen grünen.

02] Durch die Wärme wird der starre Baum belaubt, blühend, und die Wärme ist es in ihrem Wesen, die die Frucht am Baume reift. Es giebt überhaupt auf der ganzen Erdoberfläche nirgends ein Wesen oder ein Ding, das da seinen Ursprung im gänzlichen Wärmemangel nehmen könnte.

03] Man wird hier etwa sagen und einwenden: Dem Eis ermangelt doch sicher aller Wärme, und besonders das Polareis. Mit dem wird die Wärme doch nicht gar zu viel zu schaffen haben; denn bei nahe vierzig Grad Kälte möchte man wohl dasjenige Wärmemessungsinstrument kennen, das dort noch irgend eine Wärme heraustüpfeln könnte. - Ich aber sage hierzu nichts Anderes, als daß die Gelehrten dieser Erde noch dasjenige Instrument nicht erfunden haben, wodurch sie den eigentlichen Wärmestoff vom eigentlichen Kaltstoffe wohl ausmeßlich aussondern und gewissenhaft bestimmen könnten. - Bei uns, die wir im inwendigen reinen Wissen sind, ist ein ganz anderes Maß eingeführt und gebräuchlich.

04] Die Gelehrten der Erde fangen da mit der Messung der Kälte an, wo das Wasser gefriert. Wenn beim Gefrierpunkte schon die eigentliche Kälte anfängt, da möchte ich denn doch den Grund wissen, nach welchen Gesetzen oder auf welche Art und Weise dann die Kälte zunehmen kann? Warum empfindet man bei euch eine Temperatur von etwa vier bis fünf Graden unter dem sogenannten Eispunkte noch ganz leidendlich erträglich? Wenn aber das Thermometer bis auf achtzehn Grade hinabgesunken ist, da wird ein Jeder die Kälte schon sehr schmerzlich empfinden. Kann man hier nicht sagen und das mit vollem Rechte: Achtzehn Grad Kälte sind darum empfindlicher als vier Grade, weil bei vier Graden offenbar noch mehr Wärme als bei achtzehn Graden vorherrschend ist? Kann man nun achtzehn Grade schon als complete Kälte annehmen? - O nein; denn man hat schon dreißig Grad Kälte erlebt. Diese war noch viel schmerzlicher, als die mit achtzehn Graden. Warum denn? - Weil sie wieder beiweitem weniger Wärme in sich enthielt, als die mit achtzehn Graden. Aber vierzig Grade werden noch schmerzlicher sein, als dreißig; ist man aber darum schon berechtigt, die vierzig Grade als complet vollkommen wärmelos zu erklären?

05] Ich aber will euch sagen, daß das nichts als Uebergänge von der Wärme zur Kälte und also auch umgekehrt sind. Daher kann man diesen viel richtigeren Maßstab annehmen:

06] Jedes Ding, jeder Körper, der noch erwärmungsfähig ist, kann nicht völlig kalt genannt werden, sondern er hat eben so viel Wärme in sich, als wie groß und dicht er ist. Ein Eisklumpen vom höchsten Norden kann am Feuer geschmolzen und das Wasser dann bis zum Sieden gebracht werden; hätte dieses Eis nicht gebundene Wärme in sich, nimmer könnte es erwärmt werden.

07] Kälte ist demnach diejenige Eigenschaft eines Wesens, in dem durchaus keine Erwärmungsfähigkeit mehr vorhanden ist; - und so kann man mit Recht selbst die Bildung des Eises am Nordpole nur einzig und allein der Reaction der Wärme zuschreiben, wo sie von der Kälte bedroht ihre Körper ergreift, zusammenzieht und festet, damit sie der eigentlichen Kälte den festesten Widerstand leisten können.

08] Die Wärme ist demnach gleich der Liebe; die eigentliche Kälte aber gleich der eigentlichsten höllischen Liebelosigkeit. - Wo diese herrschend auftreten will, da bewaffnet sich ihr gegenüber die Alles belebende und erhaltende Liebe; - und die eigentliche Alles ertödtende Kälte vermag der also bewaffneten Liebe keinen Sieg abzugewinnen.

09] Was heißt denn hernach: „Liebe Gott über Alles?" - Natürlicher Weise betrachtet kann es unmöglich etwas Anderes heißen, als:

10] Verbinde deine dir von Gott gegebene Lebenswärme mit der dich erschaffenden und erhaltenden Urwärme deines Schöpfers, so wirst du das Leben ewig nimmer verlieren.

11] Wirst du aber deine Liebe oder deine Lebenswärme freiwillig von der göttlichen Urlebenswärme trennen, und gewisserart als ein selbstständiges herrschendes Wesen da sein wollen, so wird deine Wärme keine Nahrung mehr haben.

12] Du wirst dadurch in einen stets größeren Kältegrad übergehen; und je tiefer du hinabsinken wirst in die stets mächtiger kaltwerdenden Grade, desto schwerer wird es halten, dich wieder zu erwärmen. Bist du aber in die vollkommene Kälte übergegangen, dann bist du ganz dem Satan anheim gefallen, allwo du als rein kalt keiner Erwärmung mehr fähig bist!

13] Was da mit dir weiter, davon weiß kein Engel des Himmels eine Sylbe dir zu sagen.

14] In Gott sind freilich wohl unendliche Tiefen; wer aber wird diese ergründen und dabei das Leben erhalten?

15] Ich meine, aus dieser kurzen Vorerwähnung wird man schon so ziemlich klar sich einen Begriff zu machen anfangen können, warum dieses Gebot, dieses Eine Wort des Herrn, der Inbegriff, ja eine Sonne aller Sonnen, und ein Wort aller Worte ist. - In der Folge wollen wir Mehreres davon sprechen.

01] Die Liebe Gottes ist der Urgrundstoff aller Geschöpfe, denn ohne diese hätte ewig nie etwas erschaffen werden können. Diese Liebe entspricht der allbelebenden und zeugenden Wärme, und nur durch die Wärme seht ihr die Erde unter euren Füßen grünen.

02] Durch die Wärme wird der starre Baum belaubt, blühend, und die Wärme in ihrem Wesen ist es, die die Frucht am Baume reift. Es gibt überhaupt auf der ganzen Erdoberfläche kein Wesen oder Ding, das seinen Ursprung im gänzlichen Wärmemangel nehmen könnte.

03] Man wird hier etwa sagen und einwenden: Das Eis ermangelt doch sicher aller Wärme, und besonders das Polareis. Mit dem wird die Wärme doch nicht gar zu viel zu schaffen haben, denn bei nahe vierzig Grad Kälte möchte man wohl dasjenige Wärmemessungsinstrument kennen, das dort noch irgendeine Wärme heraustüpfeln könnte. Ich aber sage hierzu nichts anderes, als daß die Gelehrten dieser Erde das Instrument noch nicht erfunden haben, mit dem sie den eigentlichen Wärmestoff vom eigentlichen Kaltstoffe wohl ausmeßlich absondern und gewissenhaft bestimmen können. Bei uns, die wir im inwendigen reinen Wissen sind, ist ein ganz anderes Maß eingeführt und gebräuchlich.

04] Die Gelehrten der Erde fangen da mit der Messung der Kälte an, wo das Wasser gefriert. Wenn beim Gefrierpunkte schon die eigentliche Kälte anfängt, da möchte ich denn doch den Grund wissen, nach welchen Gesetzen oder auf welche Art und Weise dann die Kälte zunehmen kann? Warum empfindet man bei euch eine Temperatur von etwa vier bis fünf Graden unter dem sogenannten Eispunkte noch leidlich erträglich? Wenn aber das Thermometer bis auf achtzehn Grade gesunken ist, da wird ein jeder die Kälte schon sehr schmerzlich empfinden. Kann man hier nicht sagen, und das mit vollem Rechte: Achtzehn Grad Kälte sind darum empfindlicher als vier Grade, weil bei vier Graden offenbar noch mehr Wärme als bei achtzehn Graden vorherrschend ist? Kann man nun achtzehn Grade schon als komplette Kälte annehmen? O nein, denn man hat schon dreißig Grad Kälte erlebt. Diese war noch viel schmerzlicher als die mit achtzehn Graden. Warum? Weil sie wieder bei weitem weniger Wärme in sich enthielt als die mit achtzehn Graden. Aber vierzig Grade werden noch schmerzlicher sein als dreißig. Ist man aber darum schon berechtigt, die vierzig Grade als vollkommen wärmelos zu erklären?

05] Ich aber will euch sagen, daß das nichts als Übergänge von der Wärme zur Kälte und also auch umgekehrt sind. Daher kann man diesen viel richtigeren Maßstab annehmen:

06] Jedes Ding, jeder Körper, der noch erwärmungsfähig ist, kann nicht völlig kalt genannt werden, sondern er hat ebensoviel Wärme in sich, als wie groß und dicht er ist. Ein Eisklumpen vom höchsten Norden kann am Feuer geschmolzen und das Wasser dann bis zum Sieden gebracht werden. Hätte dieses Eis nicht gebundene Wärme in sich, nimmer könnte es erwärmt werden.

07] Kälte ist demnach diejenige Eigenschaft eines Wesens, in der durchaus keine Erwärmungsfähigkeit mehr vorhanden ist. So kann man mit Recht selbst die Bildung des Eises am Nordpole einzig und allein der Reaktion der Wärme zuschreiben, wo sie von der Kälte bedroht ihre Körper ergreift, zusammenzieht und festet, damit sie der eigentlichen Kälte den festesten Widerstand leisten können.


08] Die Wärme ist demnach gleich der Liebe, die eigentliche Kälte aber gleicht der eigentlichen höllischen Liebelosigkeit. Wo diese herrschend auftreten will, da bewaffnet sich ihr gegenüber die alles belebende und erhaltende Liebe, und die eigentliche alles ertötende Kälte vermag der so bewaffneten Liebe keinen Sieg abzugewinnen.

09] Was heißt denn hernach: »Liebe Gott über alles«? Natürlicherweise betrachtet kann es unmöglich etwas anderes heißen als:

10] Verbinde deine dir von Gott gegebene Lebenswärme mit der dich erschaffenden und erhaltenden Urwärme deines Schöpfers, so wirst du das Leben ewig nimmer verlieren.

11] Wirst du aber deine Liebe oder deine Lebenswärme freiwillig von der göttlichen Urlebenswärme trennen und gewisserart als ein selbständig herrschendes Wesen dasein wollen, so wird deine Wärme keine Nahrung mehr haben.

12] Du wirst dadurch in einen stets größeren Kältegrad übergehen. Und je tiefer du hinabsinken wirst in die stets mächtiger kaltwerdenden Grade, desto schwerer wird es halten, dich wieder zu erwärmen. Bist du aber in die vollkommene Kälte übergegangen, dann bist du dem Satan ganz anheimgefallen, wo du als rein kalt keiner Erwärmung mehr fähig bist!

13] Was da mit dir weiter geschieht, davon weiß kein Engel des Himmels dir eine Silbe zu sagen.

14] In Gott sind freilich unendliche Tiefen. Wer aber wird diese ergründen und dabei das Leben behalten?

15] Ich meine, aus dieser kurzen Vorerwähnung wird man schon ziemlich klar anfangen können, sich einen Begriff zu machen, warum dieses Gebot, dieses eine Wort des Herrn, der Inbegriff, ja eine Sonne aller Sonnen und ein Wort aller Worte ist. - In der Folge wollen wir noch mehreres davon sprechen.

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