Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)


Kapitelinhalt 65. Kapitel: Andere Erscheinlichkeit der 'geistigen Sonne' außerhalb der Sphäre Jesu.

(Am 25. August 1843, von Nachm. 5 1/4 - 6 3/4.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag

01] Sehet, wir sind bereits an der geistigen Oberfläche euerer Sonne angelangt; wie gefällt es euch hier? - So viel ich merke, so machet ihr ganz wunderliche Gesichter, und saget: Fürwahr, auch hier ist es unbegreiflich herrlich und anmuthig zu sein. Es ist zwar von jener nahe schaudererregenden Glanzpracht der früheren Sonnenwelt keine Spur zu entdecken; aber dessen ungeachtet sind hier die gar lieblichen Gärten und überaus herrlichen blumigen Auen, unterspickt mit kleinen niedlichen Häuschen, auch überaus wonnig anzusehen. Was aber hier den wonnigen Anblick noch mehr erhöht, ist, daß wir hier in den Gärten und in den Auen, und ganz besonders um die Häuschen eine Menge Kinderchen erschauen, und auch größere Menschengeister, welche sich mit diesen Kinderchen gar freundlich abgeben.

02] Aber nur Eines kommt uns hier etwas stark sonderbar vor; siehe, lieber Freund, es hat uns der Herr Selbst nach der Beschauung der naturmäßigen Sonne eben auch auf die geistige Sonne gesetzt; da aber haben wir von allem Dem nicht das Allergeringste gesehen, was wir jetzt sehen, sondern wir sahen bloß nur eine endlos weitgedehnte Fläche, welche wohl mit einer Art Gras, und hier und da auch mit kleinen Bäumchen allenthalben gleich vexiert war, - und dann sahen wir auch über dieser unermeßlich weiten Oberfläche Geister hin und her und auf und ab ziehen, nahe wie die Ephemeriden auf der Erde beim Sonnenauf- oder nahen Niedergange. Das war aber auch Alles; wollten wir Mehreres sehen, da war uns die Sphäre eines Geistes vonnöthen.

03] Daraus aber gehen für uns nun drei wichtige Fragepunkte hervor; der erste lautet also: War diejenige geistige Sonne, die wir in der Gegenwart des Herrn so ganz einfach erschauten, identisch mit dieser, die wir jetzt sehen? - Der zweite Punkt lautet: Wenn diese Sonne identisch ist mit der ersten von uns betretenen, so fragt es sich, ob auf ihrer Oberfläche das eine ganz andere Stelle ist, als da war diejenige, die wir zuerst gesehen haben? - Der dritte Fragepunkt aber lautet also: Falls dieß diejenige Sonne ist, und wir auf ihrer Oberfläche das nicht erschauen, was wir in der Gegenwart des Herrn beim ersten Erschauen der geistigen Sonne gesehen haben, ob wir Solches dann deiner Sphäre zu verdanken haben?

04] Du hast uns freilich gleich Anfangs kund gegeben, daß wir nicht in deiner, sondern du dich nur in der unsrigen Sphäre befindest. Es kann freilich leicht für uns unbewußter Maßen ein Sphärentausch vor sich gegangen sein; darum aber fragten wir dich denn nun auch, wie sich diese Sache verhält?

05] Meine lieben Freunde und Brüder! Ich muß euch hier schon alsogleich im Voraus melden, daß euch hier auf alle sämmtlichen drei Fragepunkte keine passende Antwort wird gegeben werden können; und das einfach aus dem Grunde, weil ihr um das nicht gefragt habt, welches beantwortlich das Verhältniß dieser gegenwärtigen Erscheinung enthielte.

06] Als ihr in der Gegenwart des Herrn die Oberfläche der geistigen Sonne betreten habt, da habt ihr die Oberfläche der Sonne nicht speciell, sondern in der unendlichen Sphäre des Herrn allerhöchst allgemein betreten; denn in der Sphäre des Herrn ist nimmer ein endlich specieller Anblick allein für sich denkbar; denn in Seiner Sphäre enthält jedes speciell Scheinbare sogleich an und für sich Unbegrenztes, Unendliches, und der einfache Boden, den ihr damals betreten habt, war ein Boden der unendlichen geistigen Sonne des Herrn, in welcher alle unendlichen Sphären begriffen sind.

07] Die Geister, die ihr da hin und her wandeln sahet, sind nicht etwa einzelne Geister, sondern ein jeder solcher einzelne Geist, den ihr da aus derjenigen Oberfläche geschaut habt, ist ein ganzer Verein von zahllosen Geistern, in dem an und für sich wieder noch zahllose kleinere Vereine vorhanden sind, die da ebenfalls bestehen aus seligen Geistern specieller Art also, wie wir jetzt da beisammen sind. - Aus Dem aber könnt ihr Solches gar leicht als vollkommen überzeugend erschauen, indem ihr erst in der Sphäre eines solchen allgemeinen Großgeistes zu der specielleren Anschauung der geistigen und himmlischen Dinge gelangt seid.

08] Ihr machet hier freilich ein ganz verdutztes Gesicht, und saget: Aber höre, lieber Freund, wie geht denn das? - Fürwahr, diese deine Aussage kommt uns ein wenig unsinnig vor; denn der Herr hat uns ja die Namen der einzelnen sich uns genahten Geister kund gegeben, darunter auch sogar einige uns irdisch nahe Anverwandte sich befanden, - diese aber können doch an und für sich einen solchen allgemeinen Himmelvereinsengel nicht darstellen. - Zudem haben wir sie auch nach dem Eintritte in ihre Sphäre eben also gesehen, wie zuvor, und sie haben mit uns geredet, wie du, und haben uns geführt; wie wäre demnach Solches zu verstehen?

09] Ich sage euch, meine lieben Brüder und Freunde, es wird wohl ziemlich schwer halten, daß ihr die Verhältnisse der Himmel so ganz klar durchblicken möchtet; was ich aber zu eurer geistigen Berichtigung thun kann, will ich ja thun, und will euch wieder allerlei Stößchen versetzen, durch welche ihr wenigstens der großen Wahrheit näher auf die Spur gelangen könnet, und so höret denn! - Was sprach der Herr, als Er einmal ein Zeugniß gab über Johnnes den Täufer? - Seine Worte lauteten: „Von Allen, die bisher aus den Weibern geboren wurden, war keiner größer, als er; der Kleinste aber im Reiche Gottes ist größer, als er!" - Was will denn das sagen? - Nichts Anderes, als: Von allen speciellen Menschen ist keiner an und für sich größer, denn Johannes; aber die da nach der Lehre des Herrn in das neue Reich der Himmel aufgenommen werden zu reinen Kindern Gottes, da werden die Geringsten schon größer sein, als der größte specielle Mensch an und für sich es ist.

10] Warum denn? - Weil sie nicht nur an und für sich durch ihre Liebe zum Herrn groß werden, sondern da ihre Liebe zum Herrn Unendliches erfaßt, so werden sie zu Vorstehern der himmlischen Vereine; und im Angesichte des Herrn dehnt sich da die Liebessphäre eines solchen seligen Geistes wie zu einem zweiten großen Menschen aus; und diese Sphäre ist an und für sich so ganz eigentlich ein solcher Himmelsverein, in welchen alle diejenigen guten Geister aufgenommen werden, die mit dem Vorsteher des Vereins, und somit auch Schöpfer desselben, in gleicher Liebe zum Herrn sind.

11] Aehnliche Beispiele sind ja auch schon auf der Erde vorhanden; die Staatenvereine sind schon ein äußeres Bild davon, und ein jeder Bürger des Staates trägt gewisserart den Namen des obersten Staatsvorstehers, welcher da entweder ist ein Kaiser, König, Herzog, Fürst u. s. w. - Engere Vereine sind Städte, Märkte, Dörfer und Gemeinden, da ein jeder Einwohner gewisserart auch den Namen seines Vereines trägt; und man sagt: das ist ein Pariser, das ist ein Londoner, das wieder ein Wiener u. s. w. - Unsere Sache aber näher bezeichnend sind die Religionsvereine, die man freilich wohl unpassend genug Seelen nennt. Nehmen wir aber die Seele an, so werden wir finden, daß da eine jede ihren Hauptgründer hat. Was ist da ein solcher Hauptgründer zu der von ihm gegründeten Secte? - Er ist der Vorsteher einer solchen Secte, oder eines solchen Vereines, welcher da geistig genommen sich zu einer allgemeinen Form ausbildet, welche vollkommen ähnlich ist der speciellen des Gründers.

12] Wer demnach z. B. den lutherischen Glauben völlig angenommen hat, der wohnt geistig genommen, schon in der allgemeinen geistigen Form des Luther, oder er ist ein Bewohner des lutherischen Vereines. Solch' ein Verein ist schon ein großer, der in sich schon wieder eine Menge kleinerer Vereine hat, welche alle sammt und sämmtlich ihre Vorsteher haben, welche man Gemeinden nennen kann; und eine jede solche Gemeinde hat ihren allzeitigen Vorsteher und Leiter, welcher da gewisserart ein allgemeiner geistiger Leib, oder ein zu bewohnender kleinerer Verein für alle Diejenigen, die da seines Glaubens und seiner Liebe sind.

13] Also verhält es sich auch mit den ersten Ausbreitern der Lehre des Herrn, wie auch mit Swedenborg, den ihr auch habt kennen gelernt. Euere Weltlich-Anverwandten aber sind eines Theiles freilich wohl nur Bewohner eines solchen Vereines; da sie aber doch durch die Werke ihrer Liebe so gar manche Menschen ihren Herzen näher gezogen haben, so haben sie sich dadurch auch einen Verein gebildet, und sind daher auch in ihrer Art kleine Vorsteher ihrer Vereine; aus dem Grunde ihr sie auch aus dem Gemeinplatze in der Sphäre des Herrn als einzelne Vereinsgeister erschauen mochtet.

14] Ich meine, durch dieses Stößchen dürftet ihr schon so ziemlich in's Klare gekommen sein. Daß sich aber Solches richtig also verhält, könnt ihr auch daraus klar entnehmen, wie der Herr zu den Aposteln sagte, da sie Ihn fragten, was sie dafür wohl dereinst empfangen werden, daß sie Seinetwegen Alles verlassen haben? - „Ihr werdet auf zwölf Stühlen sitzen, und richten die zwölf Geschlechter Israels!" - Welches eben so viel sagen will, als: Aus dem Worte, das ihr in Meinem und aus Meinem Geiste predigen werdet allen Völkern, werden errichtet werden nach euerer Anzahl eben so viel Hauptvereine, darinnen ihr nach euerer Art werdet die Hauptleiter und Vorsteher sein. - Ich meine, Solches ist nahe mit den Händen zu greifen; damit euch aber die Sache dennoch klarer wird, wollen wir nächstens noch zu einigen Stößchen unsere Zuflucht nehmen.

01] Seht, wir sind bereits auf der geistigen Oberfläche eurer Sonne angelangt. Wie gefällt es euch hier? Soviel ich merke, so macht ihr höchst verwunderte Gesichter und saget: Fürwahr, auch hier ist es unbegreiflich herrlich und anmutig zu sein. Es ist zwar von jener nahe schaudererregenden Glanzpracht der früheren Sonnenwelt keine Spur zu entdecken; aber dessen ungeachtet sind hier die gar lieblichen Gärten und überaus herrlichen blumigen Auen, bebaut mit kleinen niedlichen Häuschen, auch überaus wonnig anzusehen. Was aber hier den wonnigen Anblick noch mehr erhöht, ist, daß wir hier in den Gärten und in den Auen und ganz besonders um die Häuschen eine Menge Kinderchen erschauen und auch größere Menschengeister, welche sich mit diesen Kinderchen gar freundlich abgeben. Aber nur eines kommt ums hier überaus sonderbar vor.

02] Siehe, lieber Freund, es hat uns der Herr Selbst nach der Beschauung der naturmäßigen Sonne eben auch auf die geistige Sonne gesetzt. Da aber haben wir von alledem, was wir jetzt sehen, nicht das allergeringste gesehen, sondern wir sahen bloß nur eine endlos weitgedehnte Fläche, welche wohl mit einer Art Gras und hier und da auch mit kleinen Bäumchen allenthalben gleich verziert war. Dann sahen wir auch über dieser unermeßlich weiten oberfläche Geister hin und her und auf und ab ziehen, nahe wie die Ephemeriden auf der Erde beim Sonnenauf- oder nahen Niedergange. Das war aber auch alles. Wollten wir mehr sehen, da war uns die Sphäre eines Geistes vonnöten.


03] Daraus aber gehen für uns nun drei wichtige Fragepunkte hervor. Der erste lautet also: War diejenige »geistige Sonne?«, die wir in der Gegenwart des Herrn so ganz einfach erschauten, identisch mit dieser, die wir jetzt sehen? Der zweite Punkt lautet: Wenn diese Sonne identisch ist mit der ersten von uns betretenen, so fragt es sich, ob auf ihrer Oberfläche das eine ganz andere Stelle ist, als da war diejenige, die wir zuerst gesehen haben? Der dritte Fragepunkt aber lautet aiso: Falls dies diejenige Sonne ist und wir auf ihrer Oberfläche das nicht erschauen, was wir in der Gegenwart des Herrn beim ersten Erschauen der geistigen Sonne gesehen haben, ob wir solches dann deiner Sphäre zu verdanken haben? -

04] Du hast uns freilich gleich anfangs kundgegeben, daß wir nicht in deiner, sondern du dich nur in unserer Sphäre befindest. Es kann freilich leicht für uns unbewußtermaßen ein Sphärentausch vor sich gegangen sein; darum aber fragten wir dich denn nun auch, wie sich diese Sache verhält? -

05] Meine lieben Freunde und Brüder! Ich muß euch hier schon gleich im voraus melden, daß euch hier auf sämtliche drei Fragepunikte keine passende Antwort wird gegeben werden können; und das einfach aus dem Grunde, weil ihr um das nicht gefragt habt, welches beantwortlich das Verhältnis dieser gegenwärtigei; Erscheinung enthielte.

06] Als ihr in der Gegenwart des Herrn die Oberfläche der geistigen Sonne betreten habt, da habt ihr die Oberfläche der Sonne nicht speziell, sondern in der unendlichen Sphäre des Herrn höchst allgemein betreten, denn in der Sphäre des Herrn ist nimmer ein endlich spezieller Anblick allein für sich denkbar. In Seiner Sphäre enthält jedes speziell Erscheinliche sogleich an und für sich Unbegrenztes, Unendliches, und der einfache Boden, den ihr damals betreten habt, war ein Boden der unendlichen geistigen Sonne des Herrn, in welcher alle unendlichen Sphären begriffen sind.

07] Die Geister, die ihr dort hin und her wandeln sahet, sind nicht etwa einzelne Geister, sondern ein jeder solche einzelne Geist, den ihr auf jener Oberfläche geschaut habt, ist ein ganzer Verein von zahlosen Geistern, in dem an und für sich wieder noch zahllose kleinere Vereine vorhanden sind, die da ebenfalls bestehen aus seligen Geistern spezieller Art also, wie wir jetzt da beisammen sind. Aus dem, daß ihr erst in der Sphäre eines solchen Großgeistes zu der spezielleren Anschauung der geistigen und himmlischen Dinge gelangt seid, könnt ihr solches gar leicht als vollkommen überzeugend erschauen.


08] Ihr macht hier freilich ein ganz verdutztes Gesicht und sagt: aber höre, lieber Freund, wie geht denn das zu? Fürwahr diese deine Aussage kommt uns ein wenig unsinnig vor, denn der Herr hat uns ja die Namen der einzelnen sich uns nahenden Geister kundgegeben, worunter auch sagar einige uns irdisch nahe Anverwandte sich befanden, diese aber können doch an und für sich einen solchen allgemeinen Himmelvereinsengel nicht darstellen. Zudem haben wir sie auch nach dem Eintritte in ihre Sphäre also gesehen wie zuvor, und sie haben mit uns geredet wie du und haben uns geführt; wie wäre demnach solches zu verstehen?

09] Ich sage euch, meine lieben Brüder und Freunde, es wird wohl ziemlich schwer halten, daß ihr die Verhältnisse der Himmel so ganz klar zu durchblicken vermöget. Was ich aber zu eurer geistigen Berichtigung tun kann, will ich ja tun und will euch wieder allerlei Stößchen versetzen, durch welche ihr wenigstens der großen Wahrheit näher auf die Spur gelangen könnt, und so hört denn! - Was sprach der Herr, als Er einmal ein Zeugnis gab über Johannes den Täüfer? Seine Worte lauteten: »Von allen, die bisher aus den Weibern geboren wurden, war keiner größer als er; der Kleinste aber im Reiche Gottes ist größer als er!« - Was will denn das sagen? Nichts anderes als: Von allen speziellen Menschen ist keiner an und für sich größer denn Jahannes; aber die da nach der Lehre des Herrn in das neue Reich der Himmel aufgenommen werden zu reinen Kindern Gottes, von denen werden die Geringsten schon größer sein als der größte spezielle Mensch an und für sich es ist.

10] Warum denn? Weil sie nicht nur an und für sich durch ihre Liebe zum Herrn groß werden, sondern da ihre Liebe zum Herrn Unendliches erfaßt, so werden sie zu Vorstehern der himmlischen Vereine, und im Angesichte deis Herrn dehnt sich da die Liebessphäre eines solchen seligen Geistes wie zu einem zweiten großen Menschen aus. Und diese Sphäre ist an und für sich so ganz eigentlich ein solcher Himmelsverein, in welchen alle diejenigen guten Geister aufgenommen werden, die mit dem Vorsteher und somit auch Schöpfer des Vereins in gleicher Liebe zum Herrn sind.

11] Ähnliche Beispiele sind ja auch auf der Erde vorhanden. Die Staatenvereine sind schon ein äußeres Bild davon, und ein jeder Bürger des Staates trägt gewisserart den Namen des obersten Staatsvorstehers, welcher da entweder ist ein Kaiser, König, Herzog, Fürst usw. Engere Vereine sind Städte, Märkte, Dörfer und Gemeinden, da ein jeder Einwohner gewisserart auch den Namen seines Vereines trägt und man sagt: das ist ein Pariser, das ist ein Londoner, das wieder ein Wiener usw. Unsere Sache aber näher bezeichnend sind die Religionsvereine, die man freilich wohl unpassend genug »Sekte?« nennt. Nehmen wir aber die Sekte an, so werden wir finden, daß eine jede ihren Hauptgründer hat. Was ist da ein solcher Hauptgrunder zu der von ihm gegründeten Sekte? Er ist der Vorsteher einer solchen Sekte oder eines solchen Vereines, welcher geistig genommen sich zu einer allgemeinen Form ausbildet, die vollkommen ähnlich ist der speziellen des Gründers.

12] Wer demnach z.B. den lutherischen Glauben völlig angenommen hat, der wohnt geistig genommen schon in der allgemeinen geistigen Form des Luther oder er ist ein Bewohner des lutherischen Vereines. Solch ein Verein ist schon ein großer, der in sich schon wieder eine Menge kleinerer Vereine hat, welche alle samt und sämtlich ihre Vorsteher haben, welche man »Gemeinden« nennen kann; und eine solche Gemeinde hat ihren allzeitigen Vorsteher und Leiter, der gewisserart ein allgemeiner geistiger Leib oder ein zu bewohnender kleinerer Verein für alle diejenigen ist, die seines Glaubens und seiner Liebe sind.

13] Also verhält es sich auch mit den ersten Ausbreitern der Lehre des Herrn wie auch mit Swedenborg, den ihr auch habt kennengelernt. Eure Weltlich-Anverwandten aber sind einesteiles freilich nur Bewohner eines solchen Vereines. Da sie aber doch durch die Werke ihrer Liebe so gar manche Menschen ihren Herzen nähergezogen haben, so haben sie dadurch auch einen Verein gebildet und sind daher auch in ihrer Art kleine Vorsteher ihrer Vereine, aus welchem Grunde ihr sie auch auf dem Gemeinplatze in der Sphäre des Herrn als einzelne Vereinsgeister erschauen mochtet.

14] Ich meine, durch dieses Stößchen dürftet ihr schon so ziemlich ins klare gekommen sein. Daß sich aber solches wirklich also verhält, könnt ihr auch aus dem klar entnehmen, wie der Herr zu den Aposteln sagte, als sie ihn fragten, was sie dafür wohl dereinst empfangen werden, daß sie Seinetwegen alle verlassen haben. »Ihr werdet auf zwölf Stühlen sitzen und richten die zwölf Geschlechter Israelis!« - Welches ebensoviel sagen will als: Aus dem Wort, das ihr in Meinern Namen und aus Meinem Geiste predigen werdet allen Völkern, werden errichtet werden nach eurer Anzahl ebensoviele Hauptvereine, darinnen ihr nach eurer Art werdet Hauptleiter und Vorsteher sein. - Ich meine, solches ist nalle mit den Händen zu greifen. Damit euch aber die Sache gleichfort klarer wird, wollen wir nächstens noch zu einem »Stößchen« unsere Zuflucht nehmen.

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