Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 1)


Kapitelinhalt 89. Kapitel: Die Wirkung eines lebendigen Gebetes des Priors.

(Am 6. April 1843, von 5 1/4 - 6 3/4 Ur Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1975 Lorber-Verlag

01] Sehet, unser Prior bewegt sich bereits wieder zu den Seelenschläfern. Dießmal aber muß auch ich mein den Seelenschläfern gemachtes Versprechen halten, und zu ihnen kommen; daher gehen wir dem Prior nach, damit ihr sehet, was da geschehen wird. - Sehet, wir sind sammt dem Prior auch schon an Ort und Stelle; daher geben wir hier etwas im Verborgenen Acht, was Alles unser Prior mit den Seelenschläfern machen wird. - Er ist nahe an der Kluft, und beginnt so eben seine Anrede.

02] Habet also Acht; denn er spricht: Lieben Brüder! Ihr wisset, was uns stets getrennt hat in unserem Convente; es war nichts als eine Meinungsverschiedenheit über den Zustand nach dem Tode des Leibes der Seele. - Ihr behauptetet, die Seele muß bis zum jüngsten Gerichtstage in irgend einem unthätigen, sich kaum bewußten Schlafzustande verweilen, und beriefet euch zu Gunsten dieser euerer Meinung auf verschiedene Kirchenlehrer; wir aber, die wir draußen sind, waren euerer Meinung schnurgerade entgegen, und zeigten euch, wenn Solches der Fall ist, daß die Seele nach dem Tode des Leibes sich in irgend einem thatlosen, sich kaum bewußten Schlafzustande befindet, daß solchergestalt alle unsere zum Wohle der Seele gerichteten kirchlichen Functionen so gut wie ein eitel leerer Trug sind, da sich bei solchem Zustande der Seele nach dem Tode weder ein Fegfeuer, noch irgend ein Grad der Hölle denken läßt.

03] Trotz all' dieses unseres Gegenbeweises habt ihr aber dennoch mit großer Heftigkeit euere Meinung behauptet, und so war zwischen euch und uns fortwährend eine heimliche feurige Kluft, aus welcher fortwährend bei jedem Versuche, zu euch eine Brücke zu machen, dieselbe allzeit zerstörende Flammen emporschlugen. Was sich in der Welt zwischen uns nur als eine moralische Meinung beurkundete, das beurkundete sich hier in erschaulicher Thatsächlichkeit.

04] Nun aber will ich euch etwas Anderes kund thun; ihr wisset so gut wie ich von dem mächtigen Boten, der da zu uns gekommen ist, um uns Alle aus unserem alten Irrwahne zu befreien. Dieser Bote hat mir übersonnenklar gezeigt, wie irrig und thöricht wir in Allem daran sind, und zeigte mir einen neuen Weg zu gehen, und dieser Weg ist kein anderer, als die alleinige Liebe zum Herrn Jesus Christus, der der alleinige Gott ist aller Himmel und aller Welten, und der in Seinem Worte von Sich Selbst ausgesagt hat, daß Er und der Vater Eines sind, und wer Ihn sieht, auch den Vater sieht; und ferner noch ausgesagt hat: Wer sein Wort hört und nach demselben lebt, der hat das ewige Leben in sich, und wer ebenfalls an Ihn glaubt, daß Er ist der eingeborne Sohn aus Gott, der wird ewig nimmer einen Tod schmecken!

05] Dieß also ist der Weg, ja ein ganz neuer Weg, den uns der Bote angegeben hat; wenn wir sonach diesen Weg befolgen, diesen Weg wandeln und auf diesem Wege, also in dem alleinigen Herrn Jesu Christo, als wahre Brüder uns vereinigen, so wird diese nichtige Kluft zwischen euch und uns sobald eine gute Brücke bekommen, über welche wir sammt und sämmtlich in das Reich der göttlichen Erbarmung des alleinigen Herrn Jesu Christi werden gar wohl behalten gelangen können.

06] Erkennet euch daher; werfet euer altes, trügerisches Schlafgewand von euch und wendet euch sammt mir an den alleinigen Herrn Jesum Christum, so wird Er, dem kein Verhältniß in der ganzen Unendlichkeit und Ewigkeit unbekannt ist, Sich nach Seiner unendlichen Liebe eurer erbarmen und sobald eine Brücke haltbarer Art über diese Kluft errichten, über welche ihr überaus wohlbehalten werdet wandeln können. Die Flammen in der Tiefe aber werden sicher auch sobald erlöschen, sobald ihr mit mir und somit auch mit allen anderen unseren Brüdern im Glauben und in der Liebe an den alleinigen Herrn Jesum Christum Eins werdet.

07] Nun hat der Prior ausgeredet, und Einer jenseits der Kluft erwiedert ihm: Guter Freund und Bruder! Deine Rede ist zwar löblich und voll guten Sinnes; was aber kann uns solches Alles nutzen, da du doch wissen mußt, daß kein Mensch nach dem Tode des Leibes etwas Verdienstliches zum ewigen Leben wirken kann, und daher hier auch aller Glaube und alle Liebe so gut wie vergebliche Gedanken des Geistes sind. Daher können wir dich gegenüber schon in Voraus versichern, daß uns Allen deine an und für sich zwar gute Meinung hier gar wenig mehr fruchten wird.

08] Nun spricht wieder der Prior: O lieben Freunde und Brüder, in eurer vermeintlichen Verdienstlichkeit um's ewige Leben liegt eben der für euer und unser Heil verderbliche Knoten begraben. - Hat nicht der Herr, wie es mir der Bote gar deutlich gezeigt hat, zu Seinen Aposteln und Jüngern gesagt: „Wann ihr aber Alles gethan habt, dann saget: Wir sind unnütze Knechte gewesen."

09] Abgesehen aber von diesem Texte, saget mir, ihr lieben Brüder und Freunde, was Verdienstliches kann das ohnmächtige Geschöpf wohl gegenüber dem allmächtigen Gotte, thun? - Wer aus euch hat je einen Grashalm oder auch nur eine Blattmilbe mit seiner Verdienst wirken wollenden Kraft erschaffen? Wer von euch Allen war bei der Erschaffung aller Welten und Himmel dem Herrn auch nur als ein geringster Handlanger dienend zugegen? - Was haben wir bei dem großen Werke der Erlösung mitgewlrkt, auf daß wir dann sagen könnten, wir haben Gott dem Allmächtigen zu Hilfe etwas Verdienstliches geleistet? - Was haben wir denn gethan zuvor, als wir das erste Leben vom Herrn empfangen haben? - Was Verdienstliches kann wohl ein schwaches Kind seinen Eltern thun, damit es dann zu ihnen sagen könnte: Gebet mir meinen verdienten Theil.

10] Sehet, also waren wir nicht nur völlig unnütze Knechte allzeit vor dem Herrn, sondern wir wähnten noch als allerbarste irrwahnige Faulenzer gegenüber dem Herrn etwas Verdienstliches gethan zu haben. - O Freunde, o Menschen, o Brüder und Sitten! Wie weit haben wir uns in solchem Irrwahne vom Ziele der ewigen Wahrheit entfernt! Hätten wir lieber auf der Welt geglaubt und das für die Welt angenommen, was wir auch hier angenommen haben, da stände es nun besser für uns, als es bis auf den gegenwärtigen Zustandspunkt noch steht.

11] Da wir aber uns nicht mehr in's Zeitliche zurück versetzen können, so ist es aber nun in diesem unseren geistigen Zustande fürwahr die allerhöchste Zeit, welche Ewigkeit heißt, diesen großen Irrwahn einzusehen, und in unserem Innersten vor dem Herrn diese unsere allergrößte Schuld allerdemüthigst zu bekennen, der zufolge wir so lange in dem Wahne gestanden sind, je etwas Verdienstliches vor Gott zu unserem eigenen Seelenwohle gewirkt zu haben.

12] Brüder! Schlagen wir uns auf die Brust, und sagen einmal lebendig: O Herr! das Alles ist unsere alleinige größte Schuld, der zufolge wir nie aufhören werden, Dir, o heilige Liebe, ewige Schuldner zu sein! - Brüder, ich bin überzeugt, wenn ihr Solches lebendig in euch empfinden werdet, wie ich es nun allerklarst in mir empfinde, so werdet ihr sicher in einen andern Zustand übergehen, und das über eine Brücke, von welcher wir bis jetzt Alle noch keine Ahnung haben.

13] Sprechet aber nun auch in eueren Herzen mit mir, und saget es laut: O du allmächtige heilige Liebe, du allerbarmherzigster Herr und Vater in Jesu Christo! Wir bekennen nun unsere alte große Schuld vor dir; wir sagen hier, daß wir allzeit nicht nur unnütze, sondern die allerschlechtesten Knechte vor dir waren, und bekennen, daß all' unsere vermeinte Verdienstlichkeit von unserer Seite dir, o heiliger Vater, gegenüber ein Gräuel sein mußte, bitten dich aber dennoch hier in unserer äußersten und größten Noth, daß du uns gnädig und barmherzig sein möchtest! - Laß uns hier zu wahren Brüdern werden, die sich allzeit durch deine Gnade und Erbarmung lieben möchten und dir geben in jeglichem Zustande alle Ehre, alles Lob und allen Preis! Und wir bitten dich auch aus dem Grunde unseres Herzens, daß du, o heiliger Vater, uns nur diese allerhöchste Gnade verleihen möchtest, daß wir allergrößten Sünder vor dir dich, o ewige Liebe, aber dennoch aus allen unseren Kräften lieben dürften!

14] O Brüder, sprechet Solches lebendig in euch, und saget am Schlusse hinzu: O Vater! Was wir gebeten haben, haben wir zwar aus unserem Willen gebeten, wir bitten dich aber darum, daß du dich ja nicht etwa nach unserem Willen unsrer erbarmen sollest; denn nur dein Wille allein ist heilig, und daher geschehe auch nur allein dein allerheiligster Wille!

15] Sehet, diese Rede des Priors hat unsere Seelenschläfer ganz umgestimmt; darum sie auch ihre Kleider ausziehen, und stehen nun nackt vor uns. Aber da sehet nun auch zum Thore des Refectoriums; seht, es kommt so eben ein ganz schlichter Mann herein. Wisset ihr wer der Mann ist? - Ihr könnet es schon wissen; es ist Derjenige, an Den sich der Prior gewendet hat! - Jetzt aber wird auch erst die allgemeine Hauptscene vor sich gehen; daher dürfet ihr hier mit Recht noch gar überaus Großes erwarten.

01] Sehet, unser Prior bewegt sich bereits wieder zu den Seelenschläfern. Diesmal aber muß auch ich mein den Seelenschläfern gemachtes Versprechen halten und zu ihnen kommen. Daher gehen wir dem Prior nach, damit ihr sehet, was da geschehen wird. Sehet, wir sind samt dem Prior auch schon an Ort und Stelle; daher geben wir hier etwas im Verborgenen acht, was alles unser Prior mit den Seelenschläfern machen wird. Er ist nahe an der Kluft und beginnt soeben seine Anrede.

02] Habet also acht; denn er (Prior) spricht: Liebe Brüder! Ihr wißt, was uns in unserem Konvente stets getrennt hat; es war nichts als eine Meinungsverschiedenheit über den Zustand der Seele nach dem Tode des Leibes. Ihr behauptetet, die Seele muß bis zum Jüngsten Gerichtstage in irgendeinem untätigen, sich kaum bewußten Schlafzustande verweilen und beriefet euch zugunsten dieser eurer Meinung auf verschiedene Kirchenlehrer. Wir aber, die wir draußen sind, waren eurer Meinung gerade entgegen und zeigten euch, wenn es der Fall ist, daß die Seele nach dem Tode des Leibes sich in irgendeinem tatlosen, sich kaum bewußten Schlafzustande befindet, daß sogestalt alle unsere zum Wohle der Seele gerichteten kirchlichen Funktionen so gut wie ein eitel leerer Trug sind, da sich bei solchem Zustande der Seele nach dem Tode weder ein Fegfeuer noch irgendein Grad der Hölle denken läßt.


03] Trotz dieses unseres Gegenbeweises habt ihr aber dennoch mit großer Heftigkeit eure Meinung behauptet. Und so war zwischen euch und uns fortwährend eine heimliche feurige Kluft, aus welcher bei jedem Versuche, zu euch eine Brücke zu machen, fortwährend zerstörende Flammen emporschlugen. Was sich in der Welt zwischen uns nur als eine moralische Meinung beurkundete, das beurkundet sich hier in erschaulicher Tatsächlichkeit.


04] Nun aber will ich euch etwas anderes kundtun. Ihr wißt so gut wie ich von dem mächtigen Boten, der zu uns gekommen ist, um uns alle aus unserem alten Irrwahne zu befreien. Dieser Bote hat mir übersonnenklar gezeigt, wie irrig und töricht wir in allem daran sind und zeigte mir einen neuen Weg zu gehen. Und dieser Weg ist kein anderer, als die alleinige Liebe zum Herrn Jesus Christus, der der alleinige Gott ist aller Himmel und aller Welten, und der in Seinem Worte von Sich Selbst gesagt hat, daß Er und der Vater Eines sind, und wer Ihn sieht, auch den Vater sieht. Und ferner noch hat Er gesagt: Wer Sein Wort hört und nach demselben lebt, der hat das ewige Leben in sich, und wer ebenfalls an Ihn glaubt, daß Er ist der eingeborene Sohn aus Gott, der wird ewig nimmer einen Tod schmecken!

05] Dies also ist der Weg, ja ein ganz neuer Weg, den uns der Bote angegeben hat. Wenn wir diesen Weg befolgen, diesen Weg wandeln und auf diesem Wege, also in dem alleinigen Herrn Jesu Christo, als wahre Brüder uns vereinigen, so wird diese nichtige Kluft zwischen euch und uns sobald eine gute Brücke bekommen, über welche wir samt und sämtlich in das Reich der göttlichen Erbarmung des alleinigen Herrn Jesu Christi wohlbehalten werden gelangen können.

06] Erkennt euch daher! Werfet euer altes, trügerisches Schlafgewand von euch und wendet euch samt mir an den alleinigen Herrn Jesum Christum, so wird Er, dem kein Verhältnis in der ganzen Unendlichkeit und Ewigkeit unbekannt ist, sich nach Seiner unendlichen Liebe eurer erbarmen und sobald eine Brücke haltbarer Art über diese Kluft errichten, über welche ihr wohlbehalten werdet wandeln können! Die Flammen in der Tiefe aber werden sicher auch erlöschen, sobald ihr mit mir und somit auch mit allen unseren Brüdern im Glauben und in der Liebe an den alleinigen Herrn Jesum Christum eins werdet.

07] Nun hat der Prior ausgeredet, und jenseits der Kluft erwidert ihm einer: Guter Freund und Bruder! Deine Rede ist zwar löblich und voll guten Sinnes; aber was kann uns solches alles nützen, da du doch wissen mußt, daß kein Mensch nach dem Tode des Leibes etwas Verdienstliches zum ewigen Leben mehr wirken kann und daher auch aller Glaube und alle Liebe hier so gut wie vergebliche Gedanken des Geistes sind. Daher können wir dir gegenüber schon im voraus versichern, daß deine an und für sich zwar gute Meinung uns allen hier gar wenig mehr fruchten wird.

08] Nun spricht wieder der Prior: O liebe Freunde und Brüder, in eurer vermeintlichen Verdienstlichkeit ums ewige Leben liegt eben der für euer und unser Heil verderbliche Knoten begraben. Hat nicht der Herr, wie es mir der Bote deutlich gezeigt hat, zu Seinen Aposteln und Jüngern gesagt: »Wenn ihr aber alles getan habt, dann sagt: Wir sind unnütze Knechte gewesen.«

09] Abgesehen aber von diesem Texte, sagt mir, ihr lieben Brüder und Freunde, was Verdienstliches kann das ohnmächtige Geschöpf wohl gegenüber dem allmächtigen Gotte tun? - Wer aus euch hat je einen Grashalm oder auch nur eine Blattmilbe mit seiner Verdienste wirken wollenden Kraft erschaffen? Wer von euch allen war bei der Erschaffung aller Welten und Himmel dem Herrn auch nur als ein geringster Handlanger dienend zugegen? - Was haben wir bei dem großen Werke der Erlösung mitgewirkt, auf daß wir dann sagen könnten, wir haben Gott dem Allmächtigen zu Hilfe etwas Verdienstliches geleistet? Was haben wir denn zuvor getan, als wir das erste Leben vom Herrn empfangen haben? - Was Verdienstliches kann wohl ein schwaches Kind seinen Eltern tun, damit es dann zu ihnen sagen könnte: Gebet mir meinen verdienten Teil?

10] Sehet, wir waren nicht nur allzeit völlig unnütze Knechte vor dem Herrn, sondern wir wähnten noch, als allerbarste irrwahnige Faulenzer, gegenüber dem Herrn etwas Verdienstliches getan zu haben. O Freunde, o Menschen, o Brüder und Sitten! Wie weit haben wir uns in solchem Irrwahne vom Ziele der ewigen Wahrheit entfernt! Hätten wir lieber auf der Welt geglaubt und das für die Welt angenommen, was wir hier angenommen, haben, da stünde es nun besser für uns, als es bis auf den gegenwärtigen Zustandspunkt noch steht.


11] Da wir uns aber nicht mehr ins Zeitliche zurückversetzen können, so ist es in diesem unserem geistigen Zustande aber nun fürwahr die allerhöchste Zeit, welche Ewigkeit heißt, diesen großen Irrwahn einzusehen und in unserem Innersten vor dem Herrn diese unsere allergrößte Schuld allerreumütigst zu bekennen, derzufolge wir so lange in dem Wahne standen, je etwas Verdienstliches vor Gott zu unserem eigenen Seelenwohle gewirkt zu haben.


12] Brüder! Schlagen wir uns auf die Brust und sagen einmal lebendig: O Herr! Das alles ist unsere alleinige größte Schuld, derzufolge wir nie aufhören werden, Dir, o heilige Liebe, ewige Schuldner zu sein! - Bruder, ich bin überzeugt, wenn ihr solches lebendig in euch empfinden werdet, wie ich es nun klarst in mir empfinde, so werdet ihr sicher in einen andern Zustand übergehen, und zwar über eine Brücke, von welcher wir alle bis jetzt noch keine Ahnung haben.

13] Sprechet aber nun auch in euren Herzen mit mir und sagt es laut: O du allmächtige, heilige Liebe, du allerbarmherzigster Herr und Vater in Jesu Christo! Wir bekennen nun unsere alte, große Schuld vor Dir; wir sagen hier, daß wir allzeit nicht nur unnütze, sondern die allerschlechtesten Knechte vor Dir waren, und bekennen, daß all unsere vermeintliche Verdienstlichkeit von unserer Seite Dir, o heiliger Vater, gegenüber ein Greuel sein mußte, bitten Dich aber dennoch hier in unserer äußersten und größten Not, daß Du uns gnädig und barmherzig sein möchtest! Laß uns hier zu wahren Brüdern werden die sich allzeit durch Deine Gnade und Erbarmung lieben und Dir geben in jeglichem Zustande alle Ehre, alles Lob und allen Preis! Und wir bitten Dich auch aus dem Grunde unseres Herzens, daß Du, o heiliger Vater, uns nur diese allerhöchste Gnade verleihen möchtest, daß wir allergrößten Sünder vor Dir - Dich, o ewige Liebe, aber dennoch aus allen unseren Kräften lieben dürfen!

14] O Brüder, sprechet solches lebendig in euch und sagt am Schlusse hinzu: O Vater! Was wir erbeten haben, haben wir zwar aus unserem Willen erbeten, darum wir dich bitten, daß Du Dich ja nicht nach unserem Willen unser erbarmest; denn nur Dein Wille allein ist heilig, und daher geschehe auch nur allein Dein allerheiligster Wille!?

15] Sehet, diese Rede des Priors hat unsere Seelenschläfer ganz umgestimmt; darum sie auch ihre Kleider ausziehen und nun nackt vor uns stehen. Aber da sehet nun auch zum Tore des Refektoriums; es kommt so eben ein ganz schlichter Mann herein. Wisset ihr, wer der Mann ist? - Ihr könnet es schon wissen; es ist Derjenige, an Den sich der Prior gewendet hat! - Jetzt aber wird auch erst die allgemeine Hauptszene vor sich gehen; daher dürfet ihr hier mit Recht noch gar überaus Großes erwarten.

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