Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 158. Kapitel: Historie der Basaltstadt und ihrer Umgebung.

01] Als er aber am Ende auch behaupten wollte, daß die Anhöhe, auf der wir uns befanden, eben der Berg Nebo sei, auf dem Moses verwandelt wurde, da sagte Ich zu ihm: »Da, Mein lieber Freund, gehst du mit deiner Ortskenntnis etwas zu weit; denn die Gegend des Berges Nebo, von welchem aus man auch die duftige Gegend von Jericho ganz übersehen kann, liegt noch eine kleine Tagereise gegen Süden zu entfernt. Da Du aber schon so ortskundig bist, so sage Mir auch, wer der Erbauer dieser von dir bewohnten schwarzen Basaltstadt ist! Kennst du seinen Namen?«

02] Sagte der Wirt: »Herr und Meister, in der Chronik bin ich schlecht bewandert; aber so ich mich nicht irre, so dürften diese Stadt wohl die Gaditer erbaut haben! Denn von da an weiter nördlich hin soll das Land dem Stamme Gad zugehört haben, und weiter südlich mit einem Teil des glücklichen Arabien bis an den Strom Euphrat hinauf soll alles dem Stamme Ruben gehört haben. Die Grenzmarken dieser beiden Länder jedoch sollen in der bösen Zeit der Könige sehr verrückt worden sein, und man weiß jetzt nicht mehr genau, wie weit der Stamm Ruben das Land innehatte und wie weit der Stamm Gad. Wir halten diese unsere Stadt noch für ein Werk dieses Stammes.«

03] Sagte Ich: »Mein lieber Freund, da hast du dich nahezu um tausend geirrt, denn der Erbauer dieser und noch mehrerer anderer Städte war Edon, der noch vor der Zeit Abrahams lebte und diese Ländereien samt einem bedeutenden Teil des glücklichen Arabien bis an den Euphrat hinab und bis weit über Damaskus mit einem großen Teil des heutigen Syrien innehatte, und somit ist diese Stadt, samt mehreren andern Städten von Edon und seinen Nachkommen erbaut und ist eben um nicht gar zu viele Jahre jünger als Babylon.

04] Siehe, Mein Lieber, wir stehen nun auf dem Hügel, auf dem Abraham und Edon standen und Gott im Glauben ihres Herzens ein Opfer darbrachten und die Grenzen ihrer Ländereien abmachten (Grenzmarken setzten). Alles nach Westen hin gehörte, soweit das Auge reicht, dem Abraham und das Land nach Osten hin bis an den Euphrat gehörte Edon und seinen Nachkommen, die sich später mit den Nachkommen Abrahams zum größten Teil vereinigt haben. Und siehe, so weißt du nun, wer der Erbauer dieser schwarzen Städte war, die so fest erbaut sind, daß man ihnen von jetzt an in mehr denn tausend Jahren den alles zerstörenden Zahn der Zeiten eben nicht besonders stark ankennen wird.

05] Aber ihre Bevölkerung wird mit der Zeit sehr vermindert werden und sehr verarmt sein; denn jetzt ist dieses Land noch fruchtbar, aber dann wird es zu einer Wüste werden, und ärmliche Hirtenvölker werden nur in der nassen Winterszeit für ihre mageren Herden ein spärliches Futter antreffen und nicht heiklig (wählerisch) sein, bald die eine, bald die andere dieser vielen Städte eine Zeitlang zu bewohnen.

06] Und doch soll diese jetzt schon sehr wüste Gegend bis an den Euphrat hinab wieder grünen und den Menschen, die eines guten Willens sein werden in Meinem Namen, eine gesegnete Wohnstätte abgeben!«

07] Sagte darauf der Wirt: »Ja, Herr und Meister! Eine gleiche Weissagung habe ich auch im Propheten Jesajas gelesen! Aber wann wird diese Zeit kommen? Davon steht im Propheten nichts! Weißt Du, o Herr und Meister, mir eine bestimmtere Zeit anzugeben?«

08] Sagte Ich: »Jahr, Tag und Stunde wohl nicht - denn das hängt von dem Wandel der Menschen ab, wann sie sich wieder von ihren Weltkönigen lostrennen werden und sich unter Meine Herrschaft wie zu den Zeiten Mosis und der Richter begeben -; das sage Ich dir aber dennoch als etwas Bestimmtes, daß bis dahin nicht viel über zweitausend Erdjahre vergehen werden.

09] Doch in dem jetzt noch sehr wüsten Erdteil, den ihr Europa nennt, und dessen Völker nun über euch herrschen, wird der glückliche Zustand eher erfolgen; denn in diesem alten Weltteil gibt es noch eine große Menge - wohlverstanden - sehr harter Steine, die sich nicht so bald und so leicht in ein fruchtbares Land werden umgestalten lassen. Die harten Steine aber entsprechen den ebenso harten Herzen der Menschen, die auch schwer zu fruchtbaren Äckern zur Aufnahme Meines Wortes werden umgewandelt werden können.

10] Ich sage dir: Eher, als ein Zehntel der Menschen dieses alten großen Erdteils sich im Vollsegen Meiner Lehre befinden wird, wird der schlechteste Teil von Europa in Meiner Lehre gesegneter sein, als in diesem alten Erdteil der kleinste und beste; denn da wird es noch viel Feuers benötigen, bis die übervielen Menschen dieses Erdteils sich wirksam in den Strahlen Meiner Lebenssonne befinden und zum ewigen Leben erwärmen werden.«

11] Sagte der Wirt: »O Herr, da sieht es für uns noch sehr traurig aus! Darum hat der große Prophet über die Zeit der Wiederkehr des glücklichen Zustandes gleichwohl nichts Bestimmtes angeben können?«

12] Sagte Ich: »Ja, ja, Mein lieber Freund, siehe, dort im sehr fernen Osten geht die Sonne viel früher auf denn in dem weit entlegenen Westen: aber darum wird gerade dort, wo die Sonne um vieles früher aufgeht, auch am vieles früher Nacht, und die bleibt dann so lange, bis die Sonne wieder aufgeht. Es ist dies ein für dich begreifliches naturmäßiges Bild nur, - hinter dem aber steckt auch das geistige.

13] In Mir ist die geistige Sonne für euch auch zuerst und am frühesten aufgegangen; aber dafür wird sie auch für euch am frühesten untergehen. Wenn sie aber wieder aufgehen wird, so wird sie zu euch nicht etwa vom Westen her aufgehen, sondern abermals von einem von hier aus sehr tief gelegenen Osten; denn bei Mir geschieht alles in einer gewissen Ordnung, und wider diese Ordnung geschieht nichts, weder materiell noch geistig.

14] Jetzt verstehst du die Sache noch nicht, aber es wird bald die Zeit kommen, in der du sie verstehen wirst.«



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