Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 145. Kapitel: Die Wirtin und ihre Dienstboten in der Basaltstadt.

01] Als das Weib und die andern Kinder das getan und auch vernommen hatten, daß sie die übriggebliebenen Fische in der Küche verzehren sollten, da wurden sie sehr froh, da sie alle ganz bedeutend hungrig waren.

02] Als sie die Fische aber zu essen anfingen, kamen auch etliche Diener und Mägde in die Küche, um darin ihr Abendbrot zu erhalten und es zu verzehren. Diese fingen denn auch sogleich an, sich hoch zu verwundern, und fragten die Wirtin, woher sie denn in dieser Gegend die Fische bekommen habe.

03] Die Wirtin aber sagte: »Es sind Fremde angekommen und haben diese Fische selbst herbeigeschafft; mehr kann ich euch nicht sagen. Da nehmt aber euer Abendbrot, und da der Fische noch zur Genüge vorhanden sind, so will ich eurer erprobten Haustreue wegen einem jeden von euch etwas von diesen Fischen hinzugeben.«

04] Das tat die Wirtin, und es bekam ein jeder von den zwanzig Hausdienern, bestehend aus Knechten und Mägden, so viel, daß sie es kaum aufzehren konnten.

05] Sie konnten sich darob denn auch nicht genug verwundern und sagten: »Es muß ein besonderer Segen Jehovas dabei obwalten; denn nur kleine Stücke von den Fischen hast du, Wirtin, uns zum Brote hinzugegeben, und wir konnten das Stück vom Fisch, das sich stets zu vergrößern schien, kaum verzehren, so gut es uns auch schmeckte!«

06] Sagte die Wirtin: »Also bleibt denn auch stets treu dem Hause in aller Zucht und Gottesfurcht, und Jehovas Segen wird in allem stets bei uns verbleiben!«

07] Auf diese ganz gute Bemerkung der Wirtin verließen die Hausdiener und Dienerinnen die Küche und begaben sich zur Ruhe; denn alle hatten an diesem Tage viel gearbeitet und waren müde geworden.

08] Darauf kam die Wirtin in unser Zimmer und erzählte uns von der wunderbaren Vermehrung der Fischstücke, die sie unter die Hausdienerschaft ihres Fleißes wegen verteilt hatte.

09] Der Wirt aber sagte: »Höre, du mein stets frommes und gottergebenes Weib: Dem, der allmächtig ist, ist nichts unmöglich, uns Menschen aber bleibt nichts übrig, als den Allmächtigen stets zu bewundern, zu loben, zu lieben und zu preisen und Seine Gebote zu halten! Gott vermag alles aus Sich, der Mensch und auch der Engel aber nichts ohne Gott.

10] Siehe, weil unser Haus stets an Gott hielt und nach Möglichkeit unter den vielen Heiden die alte Treue bewahrte im Herzen und in der Tat, so hat Er unser denn auch gedacht und ist wundersam in diesem Heilande sichtbar zu uns gekommen und hat gar mächtig erquickt unsere Seelen! So bleiben wir denn, wie wir waren, und handeln stets gerecht nach den uns wohlbekannten Geboten Gottes, und Er wird auch fürder mit Seiner Gnade, Liebe, Milde und Erbarmung bei uns verbleiben!«

11] Sagte darauf Ich: »Du bist noch ein echter Jude aus der alten Zeit Samuels und bist darum denn auch erleuchtet, wie es ein Jude sein soll; aber du hast dennoch einen kleinen Fehler, und der besteht darin, daß du gegen Fremde, die da nicht Juden sind, sehr verschlossen und nicht freundlich bist und heimlich ein Feind der Heiden, also, daß du sie alle vertilgen möchtest, so dir das irgend möglich wäre.

12] Ich weiß es wohl, daß du also bist in deinem wahren Eifer für eine Wahrheit aus Gott, und weil derlei bei den alten, wahren Juden auch stets vorkam, wo sie aufgefordert wurden, wider die Feinde des Volkes Gottes das Schwert zu ziehen. Aber das soll nun nicht mehr also sein, und es soll auch allen Heiden Mein Evangelium - darin die Gründung des Reiches Gottes auf dieser Erde zur Beseligung aller Menschen besteht - gepredigt werden. Denn es werden Zeiten kommen und sind schon da, in denen gar viele Heiden Gott näher stehen werden denn gar viele Juden, die Gott mit ihren Lippen loben und preisen, ihre Herzen aber von Ihm sehr ferne sind.

13] Siehe, nun suchen gar viele Heiden die Wahrheit, die einst die wahren Kinder Gottes besaßen von Adam an bis in diese Zeit, und so sie diese Wahrheit finden, so erkennen sie solche alsbald, nehmen sie mit dem willigsten Herzen an und werden voll lebendigsten Glaubens! Und das ist ja auch Mein Wille, spricht der Herr, daß auch die Heiden, die so lange ohne ihre Schuld in der dicksten Finsternis des dümmsten Aberglaubens schmachteten unter den Tyrannen und deren herrsch- und wohllebenssüchtigen Priestern, durch den Glauben an den einen, allein wahren Gott sollen selig werden.«



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