Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 127. Kapitel: Die geistige Allgegenwart Jesu und die Führungen Seiner Gnade.

01] Als die Johannesjünger und auch die Jerusalemer solches von Mir vernommen hatten, da griffen sie dennoch nach den Fischen und aßen sie und fanden, daß sie ganz gut waren; und als sie die Fische bald völlig verzehrt hatten, da dankten sie Mir für Meine Worte und sagten auch, daß in ihnen trotz des überschwenglichen Lichtes, das sie von Mir empfangen hätten, noch so mancher altpharisäische Kot stecke, dessen sie noch nicht völlig loswerden könnten.

02] Sagte Ich: »Ihr werdet all des alten Kotes in euch schon loswerden, wenn Ich bald nicht mehr leiblich unter euch sein werde. Ihr habt euch an Meine Person schon zu sehr gewöhnt und kennt Mich, und Ich bin für euch keine so außerordentliche Erscheinung mehr; aber so Ich nicht mehr in dieser Meiner sicht- und wohlfühlbaren Person unter euch sein werde, dann werdet ihr voll Traurigkeit werden und auch erst vollkommener einzusehen anfangen, wer Ich war, bin, und ewig sein werde.

03] Ich werde in Meiner Person, doch nur geistig, wohl auch bei euch sein, doch nicht mehr sichtbar euren Fleischesaugen, sondern nur eurem Herzen durch die rechte und wahre Liebe zu Mir.«

04] Diese Meine Worte machten Meine Jünger tiefsinnig und nachdenkend; aber es getraute sich keiner von ihnen, Mich um etwas Weiteres mehr zu fragen.

05] Der Wirt aber, nun schon ganz begeistert von dem guten Weine, sagte zu Mir: »O Herr und Meister, ich weiß es gar wohl, daß Du mit dieser Deiner übergeheiligten Person nicht bis ans Ende unserer diesirdischen Zeit bei uns verbleiben wirst, so wie Du nun auch nicht mit Deiner Person unsere Speicher mit Getreide, unsere Speisekammern mit Brot, Mehl und andern Früchten reichlichst angefüllt und also auch das Wasser nicht in Wein verwandelt hast, sondern allein durch Deine göttliche Willensmacht! Und so denn fühleten wir uns in unserer noch starken Sündhaftigkeit auch viel zu unwürdig, Deine Person stets in unserer Mitte zu haben; aber nur mit Deiner Gnade, mit Deiner Liebe und mit Deinen Segnungen verlaß uns nicht, o Herr und Meister!

06] Wir waren Heiden und fingen an, Dich, den einen und allein wahren Gott, in den Büchern und Schriften der Juden zu suchen, und fanden bald, daß nur der Gott der Juden der allein lebendig wahre sein kann.

07] Wir faßten Vertrauen zu Ihm, hielten Seine Gebote so gut, als es uns nur immer möglich war, und seht, wir wurden bald inne, daß der Gott der Juden unser gar fühlbar zu gedenken anfing! Er gab uns den Sinn, unser Fischergeschäft zu verlassen und uns hier in dieser Einsamkeit anzusiedeln.

08] Wir fanden hier sicher keine Weltreichtümer und kein buntes Menschengetümmel, wie das in den Städten der Fall ist, in denen nichts als Handel über Handel, Betrug, Lüge und Heuchelei getrieben wird und (die Habsucht) alle Menschen von Gott dem alleinigen Herrn abwendet (und man) sich Tag und Nacht durcheinander treibt, reibt, betrügt und verfolgt; aber wir fanden dennoch das, was wir zur Fristung unseres Lebens bedurften, vor allem aber fanden wir Ruhe des Gemüts und auch eine gute Gelegenheit, uns mit dem einen, allein wahren Gott der Juden stets vertrauter zu machen, Seine Gebote gewissenhafter zu halten und unsere Kinder in Seiner geoffenbarten Ordnung zu erziehen.

09] Da wir solches taten, so hat uns Gott denn nun auch persönlich in Dir, Herr und Meister, heimgesucht und uns den Lohn für unser besseres Leben überbracht und hat uns alle mehr denn handgreiflich überzeugt, daß unser Streben kein vergebliches war.

10] Da Du, o Herr und Meister, uns aber schon insoweit gnädig warst, daß Du unsere stets größere Sehnsucht nach Dir befriedigt hast und persönlich zu uns gekommen bist zu einer Zeit, da wir es wohl nicht erwarten konnten, so hoffen wir alle nun nach Deinem heiligen Worte mit aller Zuversicht, daß Du uns mit Deiner Gnade, Liebe und Segnung auch nimmerdar verlassen wirst, da wir Deinen uns wohlbekannten Willen von nun an sicher noch um gar vieles getreuer beachten werden, als das bisher der Fall war und sein konnte.

11] Wir werden freilich auch trauern, so Du uns sicher in Kürze mit Deiner heiligen Persönlichkeit verlassen wirst; aber noch mehr müßten wir trauern, so Du uns auch mit Deiner Gnade verlassen würdest, was Du sicher nicht tun wirst, so wir durch unser Tun und Handeln und durch unsere Liebe zu Dir und auch zu unseren Nebenmenschen unverwandt bei Dir verbleiben werden.

12] Lasse, o Herr, aber nicht zu große Prüfungen über uns kommen, in denen einer oder der andere von uns schwach werden könnte im Glauben an Dich und in der Liebe zu Dir! Dein heiliger Wille bleibe bei uns und wirke in uns allzeit bis an das Ende unserer Tage, und dann jenseits ewig!«

13] Sagte Ich: »Oh, wer also, wie du nun, zu Mir beten wird, nicht nur mit dem Munde, sondern auch im Herzen, dessen Gebet wird bei Mir auch allzeit die vollste Erhörung finden! - Doch nun wieder von etwas anderem!«



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