Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 35. Kapitel: Jesu Abendmahl in der Herberge von Pella.

01] Als nun viele den ihnen wohlbekannten, ehemals so sehr kranken und nun völlig geheilten Wirtssohn ersahen, da ergriff sogar die Heiden eine Furcht vor Mir also, daß sie sich nicht getrauten, nach Mir zu forschen.

02] Und sogar ein römischer Hauptmann sagte: »Hinter diesem Ärzte und seinen Gefährten müssen höhere Wesen stecken; denn uns Menschen ist so etwas ohne alle Arznei niemals möglich zu bewerkstelligen gewesen!«

03] Ich befand Mich mit den Jüngern schon in der Herberge, und es hatte Mich denn auch an diesem Tage, der sich ohnehin schon sehr dem Abend zuzuneigen begann, keiner von den vielen zu der Herberge Herbeigekommenen zu Gesichte bekommen.

04] Als sich die Menschen wieder voll Verwunderung und auch teilweiser Furcht vor Mir in ihre Häuser begeben hatten, da kam der Wirt zu uns und sagte zu Mir: »O du großer Herr und Meister, es wäre nun schon alles herrlich, gut und recht, wenn ich nur für euch alle einen genügenden Mundvorrat besäße! Wein habe ich gar keinen, aber ich werde in die griechische Herberge um einen schicken! Etwas Weizen- und Gerstenbrot habe ich wohl, und ebenso auch etwas geräuchertes Schaffleisch; so ihr damit für heute euch begnügen wollt, so wird es mich hoch erfreuen. Für morgen soll schon nach allen Meinen Kräften besser gesorgt sein.«

05] Sagte Ich: »Freund, des Essens und Trinkens wegen sind wir nicht hierher gekommen; aber was du hast, damit werden wir uns auch begnügen. Des Weines wegen aber mache du dir keine Sorgen und unnötige Unkosten, sondern gehe in deinen Keller, und du sollst deine leeren Schläuche mit Wein gefüllt finden. Denn Der deinen Sohn zu heilen vermochte, der vermag auch deine leeren Schläuche mit Wein voll zu füllen. Gehe denn nun mit deinen Kindern in deinen Keller, und bringe uns mehrere Krüge voll Weines!«

06] Der Wirt, voll gläubigsten Staunens, ergriff gleich mehrere Krüge, reinigte sie, berief dann alle seine Kinder und auch sein Weib und sagte ihnen, was Ich zu ihm gesagt hatte. Da ging es mit eiligsten Schritten in den Keller, und wie staunten alle, als sie die ehemals leeren Schläuche voll des besten Weines antrafen.

07] Die Krüge wurden denn auch sogleich gefüllt und zu uns gebracht, und der Wirt samt seinem Weibe und seinen Kindern wußten abermals nicht, wie sie Mir dafür genügend danken könnten. Das Wunder achteten sie nun darum an sich für geringer als Meinen Willen, daß Ich sie also sehr habe beglücken wollen; denn sie zweifelten schon nach der Heilung des Sohnes nicht im geringsten an dem, daß Mir alles möglich sei, was Ich nur wollen möge.

08] Ich aber sagte zu ihnen, was Ich ihnen nach der Heilung des Sohnes gesagt hatte, daß Ich nur auf die Herzen achte; und sie gingen nun voll Freude hinaus.

09] Und das Weib sagte zum Manne: »Du, das muß ein großer Prophet, sein! Vielleicht ist das gar der Prophet Elias, der einst wiederkommen soll? Darum müssen wir ihn denn auch mit der höchsten Achtung und Ehrerbietigkeit bedienen!«

10] Sagte der Wirt: »Sorgt nun für den Tisch! Ob Elias oder gar noch etwas Höheres, - am Ende gar der verheißene Messias Selbst, das ist nun vorderhand gleich; nun heißt es sehen, diese wunderbaren Gäste zufriedenzustellen!«

11] Da griff alles zur Bereitung der Speisen, und der Wirt brachte uns Brot und bat uns, dasselbe genießen zu wollen, was wir denn auch taten. Bald darauf wurden die recht wohlbereiteten Speisen auf den Tisch gebracht, und auch mehrere Lampen, durch die das Speisezimmer ganz gut erleuchtet wurde.

12] Wir nahmen die Speisen zu uns, und die Jünger besprachen sich über die Geschichte der Israeliten in der ersten Zeit ihres Einzuges aus der Wüste in diese Länder und über die Kriege, die sie mit den Moabitern und später mit den Philistern zu bestehen hatten, und der Wirt erzählte auch so manches ihm Bekannte von der Entstehung der alten Stadt Pella und von den Schicksalen, die sie schon zu bestehen gehabt hatte. Ich aber ruhte und sprach wenig.

13] Also vergingen ein paar Stunden, und Ich sagte dann zum Wirte, der Mir ein gutes Ruhebett antrug: »Laß das, - wir bleiben hier am Tische und werden allda unsere Nachtruhe nehmen!«

14] Das war dem Wirte eben nicht unlieb, indem er mit Ruhebetten nur ganz schwach versehen war. Er selbst aber wollte uns nicht verlassen und blieb denn auch die ganze Nacht hindurch bei uns am Tische. Die Nacht ging ganz ruhig vorüber, und es ward niemand in der Ruhe gestört.



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