Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 165. Kapitel: Ankunft der Geheilten bei Jesus.

01] Als sie in unseren Speisesaal kamen, da fragten sie gleich die beiden Griechen, wo Ich wäre. Und diese zeigten ihnen sogleich an, welcher der "Ich" ist.

02] Als sie nun das wußten, da gingen sie schüchtern zu Mir hin, sahen Mich mit der tiefsten Ehrfurcht an und getrauten sich nicht, Mich anzureden.

03] Ich aber sah sie voll Liebe an und sagte zu ihnen in ganz natürlicher Redeweise: »Warum denn nun so schüchtern vor Mir, ihr Meine lieben Freunde? Bin Ich hier denn etwas anderes als dort in der Anstalt, wo Ich im Geiste zu euch kam und euch nach eurem Glauben und Vertrauen von euren Übeln geheilt habe? Fasst Mut, setzt euch zu uns an diesen Tisch, und esst und trinkt zuvor nach eurem Bedarf, und stärket dadurch eure Glieder! Hernach erst werden wir ein Weiteres miteinander besprechen!«

04] Die Geheilten taten das von Mir ihnen Anbefohlene schon mit mehr Mut, weil Meine Liebe ihnen die Furcht vor Mir mehr und mehr benahm. Es waren noch eine Menge bestbereiteter Fische auf dem Tische, und an Brot und Wein hatte es ebenfalls keinen Mangel. Die Geheilten hatten auch schon Hunger und Durst, und es kam ihnen also diese Meine Beheißung sehr erfreulich erwünscht und gut zustatten. Sie aßen und tranken mit vieler Herzenslust und bekamen denn auch immer mehr des wahren kindlichen Zutrauens zu Mir und auch zu Meinen Jüngern.

05] Nachdem sie sich nun an unserem Tische nach dem rechten Bedarfe gestärkt hatten, da erst fragte Mich der nun schon am meisten mutig gewordene Grieche Polykarp, sagend: »O Herr und Meister, Du hast auf dem Berge zu uns wohl gesagt, daß Du uns in der Anstalt besuchen werdest, und wir warteten. Du kamst aber dennoch nicht. Es gibt wohl gar viele sehr Elende darin, denen Dein Besuch wohl zustatten käme!«

06] Sagte Ich: »Ob Ich schon nicht mit dem Leibe zu euch kam, so kam Ich aber dennoch mit Meiner Liebe zu euch und half denen, die sich an Mich gläubig und volltrauig gewendet haben, und Ich habe somit Mein euch gegebenes Versprechen erfüllt.

07] Der andern wegen aber habe Ich mit Meiner Person in der Anstalt nichts zu suchen; denn die haben schon vieles von Mir gehört und mehrere auch Zeichen von Mir vor ihren Augen wirken sehen, und so sie auch wußten, wo sie Mich hätten finden können, da suchten sie Mich aber dennoch nicht und achteten weder auf die Zeichen und noch weniger auf Meine Worte. Warum sollte nun Ich sie suchen gehen und achten und gedenken ihrer Leiden?!

08] Ich aber werde noch etliche Tage hier verweilen; wer Mich suchen wird, der soll Mich auch bald und leicht finden, wie auch ihr Mich bald und leicht gefunden habt.

09] Als dieser Mein Freund, der Arzt aus Melite, laut von Mir sprach nach der wahren Vernunft aus den Himmeln, da wurde er von vielen Juden behorcht; aber nur ein Römer - ein Heide - trat näher hinzu und fing an, sich über den neuen Gott mit dem Arzte zu besprechen, und wurde bald seines Glaubens. Die Juden aber hatten aus der Rede des Arztes bald gemerkt, von wem er sprach, kehrten ihm darum denn auch bald den Rücken und achteten nicht weiter seiner durchaus weisen Reden. Warum sollte Ich da ihrer achten?

10] Als ihr später Mir alle laut zugejubelt habt, da kam wieder ein blinder Jude, der in Kapernaum ein reicher Kaufmann und Wechsler ist, zu euch, und als ihm der Richter eine rechte Antwort gegeben hatte und er daraus merkte, wem der Jubel galt, da kehrte auch er euch den Rücken und verließ euch. Hat er aber euch verlassen, die ihr mit Meinem Geiste waret, so hat er auch Mich verlassen; wer aber Mich verläßt, den verlasse auch Ich auf so lange, bis er reuig und gläubig sich zu Mir kehrt.«



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