Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 158. Kapitel: Die Griechen erkennen Jesus. Krankheiten, ihr Zweck und ihre Ursachen.

01] Sagte darauf Polykarp: »Wir sind dir, du überaus weiser Meister, für diese Belehrung überaus dankbar und werden deinen Rat nach allen unsern Kräften auch möglichst genau befolgen, obschon uns Moses in vielen Stücken seiner Schriften schwer verständlich ist. Wir hoffen aber nach deiner uns gemachten Verheißung, dadurch auch in den ganzen Geist der Schriften Mosis und dadurch der andern Propheten einzudringen, so wir nach deinem Rate die einfachen zehn Gebote möglichst genau befolgen werden.

02] Doch nun habe du, weisester Meister, nur noch die geduldvolle Güte, uns zu sagen, ob denn auch du auf diesem geistigen Wege zu solcher deiner wahrhaft göttlichen Weisheit und Macht gelangt bist!«

03] Sagte Ich: »Als Mensch mit Fleisch und Blut sicher auf keinem andern, weil es ewig nach der göttlichen Ordnung keinen andern gibt und geben kann. Aber Ich, den ihr hier seht und sprechet, bin es nicht, der euch solchen Rat gegeben hat, sondern es wohnt ein Höherer in aller Fülle der göttlichen Liebe, Weisheit und Macht in Mir, und Der ist es, der nun zu euch eben also geredet hat wie dereinst zu Moses und vielen andern Propheten und Weisen; und das ist auch eben Der, an den allein ihr ungezweifelt glauben und durch euer Handeln nach Seinem euch treu geoffenbarten Willen über alles lieben sollt.

04] In Mir ist demnach auch eben Der in diese Welt sichtbar gekommen, den ihr suchtet und dennoch in keiner Schule und in keinem Tempel finden konntet.

05] Wie Ich nun aber in Mir Selbst da bin und wirke durch die ganze Unendlichkeit, also werde Ich im Geiste auch in allen sein und wirken, die Meine leichten Gebote halten, an Mich glauben und Mich in der Tat über alles lieben werden.

06] Die aber an Mich wohl glauben werden und "Herr, Herr!" sagen, aber im Tun lau sein werden und nachlässig in der Liebe zum Nächsten, in denen werde Ich nicht wohnen und werde Mich ihnen nicht Selbst offenbaren, und Meine Kraft und Weisheit wird ihre Seele nicht erfüllen. Denn Ich will, daß ein jeder Mensch, dieweil er einen vollkommen freien Willen hat, nach Meinem ihm treu geoffenbarten Willen vorerst in aller Tat danach ganz frei zu Mir kommen soll, und (Ich werde) sodann auch zu ihm kommen, Mich ihm Selbst offenbaren und ihn dann durch den Heiligen Geist Meiner ewigen und allwaltenden Liebe mit aller Meiner Weisheit und Macht erfüllen. Also sprach dereinst und spricht auch nun der Herr!«

07] Als die beiden diese Worte aus Meinem Munde vernommen hatten, da machten sie ganz verwunderlich große Augen und sagten nach einer Weile tiefen Nachdenkens: »So ganz leise haben wir es uns immer schon gedacht, daß hinter Dir etwas ganz anderes verborgen ist als nur ein überaus weiser Mensch; denn Du hast uns das Selbst dadurch nur zu klar merken lassen, als Du uns unsern ganzen Lebenswandel enthülltest. Nun aber ist uns das durch Deine letzten Worte mehr denn sonnenhell geworden, daß Du trotz Deines Leibes in Dir Selbst völlig ein Gott bist, und zwar eben Derselbe, den wir so lange suchten und bis jetzt nicht finden konnten.

08] Da wir Dich aber nun gefunden haben, so wird uns auch keine Macht in aller Welt nicht nur von diesem unserem Glauben, sondern von dieser unserer vollen Überzeugung je mehr abwendig zu machen imstande sein.

09] Da Du, Herr, Herr, aber in Dir Selbst eben Derselbe allein wahre, eine Gott bist, an den alle Menschen vollauf glauben und Seinen ihnen treust geoffenbarten Willen in lebendigster Tat erfüllen sollen, so wagen wir denn in unserem vollsten Glauben die alleruntertänigste Bitte an Dich zu richten, daß Du unsere Leiber, solange wir deren zu unserer wahren, Seelenvollendung noch bedürfen werden, möglichst gesund machen möchtest! Denn wir glauben nun, daß Dir nichts unmöglich ist.

10] Wir verlangen das aber nun nicht etwa als ein Zeichen für die Wahrheit dessen, was wir von Dir glauben, sondern nur darum, weil wir mit einem gesunden Werkzeuge für unsere und auch unserer Gefährten Seelenvollendung sicher tätiger sein könnten als mit einem kranken und schwachen. Denn mit einem kranken Leibe leidet auch die Seele und hat eine geringe Lust zu irgendeiner erhöhteren Tätigkeit.«

11] Sagte Ich: »Euch geschehe nach eurem Glauben; aber das merkt euch auch zu eurem Glauben hinzu, daß es dem Menschen um seiner Seele willen eben nicht allzeit zuträglich ist, so er völlig gesunden Leibes einherwandelt; denn ist sein Fleisch zu gesund, da wird es auch leicht erregt für allerlei sinnliche Lustreize, in die die Seele dann auch eher mitbegierlich wird, als so ihr Fleisch kränklich und schwach ist, und so ist eine Leibeskrankheit gewisserart eine Wache vor der Tür des inneren Lebens der Seele.

12] Aber nun sollt ihr dennoch völlig gesunden Leibes werden; aber hütet euch, daß ihr bei Gelegenheiten, die bei Griechen sehr häufig vorkommen, nicht wieder in eure alten Sünden und mit ihnen auch in noch ärgere Krankheiten verfallet! habt darum stets die Gebote Mosis vor Augen, in eurem Herzen und in eurem Willen! Verleugnet euch selbst, und folgt dem Geiste Meiner Lehre nach!

13] Ich will nicht, daß da jemand mit einem kranken Leibe dies irdische Willensfreiheitsprobeleben durchmachen soll; so aber die Menschen den alten Rat Meiner Liebe und Meiner Ordnung nicht beachten, sondern tun, was sie nicht tun sollen, so sind sie denn auch selbst die Schöpfer aller Übel ihres Leibes und ihrer Seelen.

14] Ich aber kann des Leichtsinnes und der selbstverschuldeten Blindheit der Menschen wegen Meine Ordnung, durch die allein der Bestand aller Dinge möglich ist, nicht umkehren. Wer da weiß, daß sein Leib, so er geschlagen oder gestochen wird, einen Schmerz empfindet, sich aber dennoch schlägt und sticht, so ist ja er selbst schuld daran, so sein Leib dabei große Schmerzen empfindet; denn der aberwitzigen Torheit der Menschen wegen werde Ich keine Seele mit einem unempfindlichen Leibe versehen und nicht machen, daß man vom Dache der Schwere wegen nicht auf den Boden herabfallen dürfte. Das also auch noch zu eurer Danachachtung!«



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