Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 58. Kapitel: Verständnis des Römers für die Erklärung Jesu.

01] Sagte der Römer: »Ja, ja, Herr und Meister, das kann Deiner nunmaligen Erklärung zufolge unmöglich anders sein als gerade also, wie Du es uns nun dargestellt hast. Begreifen können wir das freilich wohl noch lange nicht zur Genüge; aber wir glauben es ungezweifelt, weil Du als die ewige Wahrheit und Weisheit Selbst es uns also, wie es ist und sein muß, gezeigt hast. Denn Du als der Schöpfer aller Dinge mußt ja wohl am besten wissen, wie, und in welcher Ordnung Deine Werke erschaffen sind, zu welchem Zwecke das eine und das andere. Wir können demnach derlei Verhältnisse Deiner ewigen und uns Menschen bis jetzt völlig unenthüllten Ordnung nur von Dir enthüllt vernehmen und glauben alles, was Du uns sagst, wenn wir mit unserem Verstande und noch weniger mit unseren Sinnen auch nicht in die vollen Tiefen Deiner Weisheit zu dringen vermögen. Wir danken Dir für diese übergroße Enthüllung.

02] Damit, was wir nun von Dir vernommen haben, hast Du uns aber auch eine Waffe in die Hand gegeben, mit der wir alle Weltweisen und alten Theosophen am ehesten zu Boden strecken werden können. Denn das ist ein Beweis wie kein zweiter, aus der innersten Lebensquelle eines jeden Menschen geschöpft, die darum mit dem ganzen endlos Großen Deiner Schöpfung im allerwahrsten Entsprechungsverbande stehen muß, weil der Mensch als ein Dir Selbst nun vollends ähnliches Wesen den allervollendetsten Schlußstein aller Deiner Werke darstellt und darum das in kleinster Gestalt ist, was da ist die gesamte endlos große Schöpfung.

03] Daß aber der Weg zum wahren, freien und selbständigen Leben ein sehr enger und schmaler ist, das geht aus dieser Deiner wunderbarst großen Enthüllung auch wie von selbst klar hervor; aber man sieht es auch ein, daß es also sein muß und unmöglich anders sein kann.

04] Wer sich selbst und dadurch auch Dich wahrhaft und lebendig finden will, der muß durch das engste Pförtlein in sich dringen, sonst bleibt er außerhalb seines Herzlebenskämmerleins. Nur die Liebe zu Dir und zum Nächsten erweitert das sonst so enge Pförtlein, die wahre Demut macht die sonst sich so groß dünkende Seele klein, und die rechte Sanftmut macht sie schmiegsam; und nur eine also zubereitete Seele kann dann durch das enge Pförtlein in das Lebenskämmerlein ihres göttlichen Geistes dringen und daselbst mit ihm eins und dadurch in ihm auch neu- oder wiedergeboren werden. Das habe ich nun so als etwas für unser diesirdisches Probeleben unumgänglich Praktisch-Notwendiges aus Deiner großen Enthüllung herausgefunden und bin denn auch auf den wahren und rechten Grund gekommen, warum Du uns die Liebe zu Gott und zum Nächsten und die Demut und Sanftmut vor allem so teuer und wichtig ans Herz gelegt hast.

05] So wir aber nun den Grund kennen, wie auch, was wir auf diesem Wege unfehlbar sicher zu erreichen haben, so haben wir denn auch nun leicht zu handeln und werden das auch mit dem möglichsten Fleiße und Eifer tun!

06] Denn wissen wir in unserer großen Lebensarmut, wo der große und reichste Schatz verborgen ist, und haben wir auch die Mittel und Werkzeuge, denselben für uns zu erbeuten, so müßten wir doch die größten Toren sein, wenn wir zu seiner sicheren Auffindung und Hebung unsere Hände gewisserart träge in den Schoß legten und uns gleich den geistblinden Weltmenschen nach dem höchst vergänglichen Kote der gerichteten Weltmaterie zerbalgten, der heute noch etwas zu sein scheint und morgen von den Winden und Stürmen verweht wird wie wertloseste Spreu.

07] Oh, Dank Dir, o Herr und Meister, daß Du uns nun den Grund der tiefsten Dinge Deiner Schöpfung so klar enthüllt hast!

08] Aber nun, o Herr und Meister von Ewigkeit, - noch eine kleine Frage hätte ich im Hintergrunde! Ich weiß es wohl, daß Du schon eine Ewigkeit voraus hellst gewußt hast, um was ich Dich nun fragen möchte; aber ich frage Dich dennoch offen, erstens, weil Du es also haben willst, und zweitens der andern wegen, die hier sind, damit sie innewerden, um was es sich noch weiter handelt.

09] Die Frage aber lautet: Haben die Bewohner anderer Erden entweder gar keine Kunde und Kenntnis von Dir, oder, haben sie welche, wie kommen sie dazu? Sind die Menschen anderer Erden und Welten auch wahrhaft Menschen, oder sind sie nur der Außenform nach Menschen, dem Innen nach aber noch gewisse, uns Menschen dieser Erde ähnlich gestaltete Tiere, die von einem gewissen weisen, von Dir in sie gelegten Instinkt geleitet werden, wie wir Ähnliches schon hier bei gewissen Tieren in der Art und Weise beobachtet haben, daß wir nahe daran waren, ihnen einen gewissen Grad von Verstand, Vernunft und Beurteilungsfähigkeit zuzumuten?

10] Nun, darüber, o Herr und Meister, noch ein Lichtlein, und wir sind dann für unsere Seelen aber schon ganz versorgt!«



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