Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 142


Der Hauptmann wirbt den Riesen und seine Brüder für Rom an. Werke der Liebe sind das wahre Verdienst vor Gott.

01] Als der Hauptmann Meiner ansichtig ward, da kamen ihm die Tränen, so daß er vor Freude kaum reden konnte. Er bat Mich um Vergebung, daß er solches gegen Mich unternehmen konnte.

02] Ich aber beruhigte ihn und sagte: ”Wer etwas tut und weiß nicht darum,daß er sündigt, der hat keine Sünde, und somit auch du nicht! Aber der Oberste ist wahrlich ein elender Wicht; doch von nun an wird er wohl Ruhe haben. Mache darum gegen ihn keine weiteren feindlichen Schritte!“

03] Dies versprach der Hauptmann und aß und trank mit uns, und Ich Selbst erklärte ihm die Herkunft der zehn, worüber er eine große Freude hatte. Darauf besprach sich der Hauptmann mit den zehn und gab ihnen Winke, wie sie durch ihn, durch den Obersten Kornelius und durch den Oberstatthalter Cyrenius nach Rom kommen könnten und dort sogleich mit hohen Ämtern bekleidet werden würden, in denen sie dann viel Gutes zu wirken vermöchten.

;04] Aber die zehn sagten: ”Edler Freund und Amtsgenosse unseres Bruders zu Samosata! Dieser Antrag ist zwar sehr löblich und schön, - aber wir sind nun einmal Jünger des allerhöchsten Herrn und Meisters, und das genügt tausendmal als ein hinreichender Grund, demzufolge wir deinen liebfreundlichen Antrag in dieser Zeit durchaus nicht annehmen können. Ja, so wir einmal unsere Lebensschule werden durchgemacht haben, dann kann sich vielleicht dein lieber Antrag auch noch bewerkstelligen lassen!“

05] Der Hauptmann freute sich sehr über die Offenherzigkeit der zehn und sagte: ”Daß ihr da vollkommen recht habt, das liegt klar auf der Hand; aber so ihr schon, wie ich's wahrgenommen habe, in allen Hauptgrundsätzen der Lehre völlig bewandert seid und ganz genau wisst, was ihr zu tun und zu lassen habt, so wäre es meines Erachtens auch an der Zeit, daß ihr unter die Heiden ginget und ihnen gelegenheitlich auch von dem großen Gnadenlichte Gottes mitteiltet, das euch zuteil geworden ist. - Was meint ihr dazu?“

06] Sagte der Riese: ”Freund, da haben wir für uns gar keine Meinung; wir tun nur, was der Herr und Meister haben will! So wir diesem deinem Antrage nach das unternehmen möchten, was du uns vorgestellet hast, dann möchten wir es am ehesten unseres verwaisten Geburtsortes wegen tun und möchten seinen noch sehr rohen und wilden Bewohnern diese Lehre vom Licht, von der Liebe, vom Geist und vom Leben hinterbringen!“

07] Sagte endlich Ich: ”Ja, ja, da habt ihr ganz recht, und ihr mögt darum wohl des Hauptmanns Antrag annehmen! Denn ob ihr euch nun noch länger oder kürzer an Meiner Seite herumtummelt, so gewinnet ihr darum nicht mehr an Licht, Liebe, Geist, Kraft und Leben; das wird euch alles durch die treue Beachtung Meiner Lehre gegeben. Und so ihr bei Gelegenheiten einer höheren Kraft als eines Zeugen der Wahrheit eurer aus Mir geschöpften Weisheit benötigt, so bittet im Herzen Mich darum, und es wird euch gegeben werden, um was ihr euch bittend an Mich gewendet habt!

08] Wenn Ich Selbst aber jüngst wieder diese Erde persönlich werde verlassen haben, dann werde Ich den Heiligen Geist aller Wahrheit über alle Meine getreuen Jünger und Brüder ausgießen. Dieser wird sie dann in alle Wahrheit, Weisheit, Macht und Kraft lenken, leiten, führen und erheben und wird eure Seelen mit dem jenseitigen Geiste der Liebe aus Gott einen und also die Wiedergeburt des Geistes in euch zustande bringen, ohne die es kein wahres und freies, ewiges Leben geben kann, sondern nur ein gebundenes und gerichtetes, das dem wahren, freiesten Leben des Geistes gegenüber ein wahrer Tod ist.

09] Denn wenn ein Mensch nicht frei aus sich lebt, sondern nur so wie eine Maschine durch die Allmacht des göttlichen Willens, so ist er in und für sich tot und ist um kein Haar besser daran als ein Stein, eine Pflanze oder ein unvernünftiges Tier. Wer aber streng nach Meiner Lehre lebt und handelt, der wird auch allersicherst das zu gewärtigen haben, was Ich nicht nur jetzt hier, sondern allenthalben schon gar oft ausgesprochen und verheißen habe. Ob jemand nun hier persönlich mit Mir wandelt oder nicht, so ist das ganz einerlei; im Gegenteile wird der von Gott aus mit noch wohlgefälligeren Augen angesehen werden, der bloß im Geiste - ohne Meine persönliche Gegenwart - treu mit Mir wandelt!

10] Kornelius und Cyrenius aber kennen Mich ganz von Meiner Geburt an. Sie werden euch gut aufnehmen und euch in allem an die Hand gehen.“

11] Mit dem waren die zehn zufrieden, und sie nahmen den Antrag des Hauptmanns an; nur um das baten sie, daß sie so lange bei Mir bleiben dürften, als Ich etwa hier in Kapernaum verbleiben würde.

12] Da sagte Ich: ”Das könnt ihr immer tun, obwohl euch das nicht zu irgendeinem besonderen Verdienste angerechnet wird; denn ein rechtes Verdienst vor Mir hat nur der, der in Meinem Namen Liebe wirkt nach Meiner Lehre. Denn Mir könnt ihr unmöglich etwas Gutes tun, da Ich keines Menschen Dienstes bedarf; und wer Mir auch schon etwas Gutes tut, dem kann Ich's allzeit tausendfach ersetzen, und es kann Mir überhaupt niemand etwas geben, das er nicht zuvor von Mir erhalten hätte.

13] Aber wer aus Liebe zu Mir in Meinem Namen seinem Nächsten etwas Gutes tut, der hat das wahre Verdienst eines Arbeiters auf Meinem Acker vor Mir und wird dafür seinen Lohn ernten. Denn was ihr in Meinem Namen den Armen tun werdet, das werde Ich stets also ansehen, als hättet ihr das Mir getan. Darum mögt ihr heute oder morgen von hier abgehen, so werdet ihr Mir deshalb nicht ferner, noch näher stehen als eben jetzt; aber wenn ihr in Meinem Namen den Menschen dieser Erde Gutes erweisen werdet, so werdet ihr Mir im Geiste um vieles näher stehen denn jetzt.

14] Mein Fleisch ist nicht Mein Ich, sondern nur Mein Geist ist Mein wahrstes Ich; mit Meinem Geiste aber bin Ich allenthalben gegenwärtig und wirke in einem fort durch die ganze Unendlichkeit.

15] Was Mein Fleisch allein will, das geschieht nicht, sondern ewig nur das, was Mein Geist will. Wo ihr immer sein mögt, da bin auch Ich mitten unter euch, und so ihr wirkt in Meinem Namen, da wirke Ich mit und in euch; und so ihr redet in Meinem Namen, da bin Ich es, der euch die Gedanken im Herzen schafft und euch die Worte auf die Zunge legt.

16] Also, ihr könnt euch, so ihr tätig bleibt in Meiner Lehre, von Mir unmöglich je entfernen; nur dann würdet ihr euch von Mir entfernen, so ihr Mein Wort verließet und würdet gleich vielen pure Diener der Welt werden. Allein, das werdet ihr nimmer, und so mögt ihr zu jeder Stunde Meine sichtbare Persönlichkeit ohne den geringsten Schaden für eure Seele verlassen!“

17] Mit dieser Erklärung waren die zehn ganz vollkommen zufrieden und waren dann auch bereit, sogleich mit dem Hauptmanne abzugehen.

18] Darüber hatte der Hauptmann auch eine große Freude, solche Männer für Rom gewonnen zu haben, welche als Krieger dem Kaiser gefallen würden und als treue Bekenner Meiner Lehre überaus wohl imstande sein würden, dieselbe auch den Heiden vielfach beizubringen. Der Hauptmann dankte Mir auch noch ganz besonders dafür und versprach Mir vor allem, für den Riesen dahin zu wirken, daß er schon als ein Hauptmann mit seinen Brüdern nach Rom zum Kaiser gesandt werde.



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 6  |   Werke Lorbers