Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 30


Die Stärke des Lichtes aus Sonnen und Gott.

01] Sagt Philopold: ”Herr, es fängt in mir nun wohl schon so zu dämmern an; aber mir fängt es vor Deiner zu ungeheuren Weisheit auch schon ordentlich zu schwindeln an! Dennoch bitte ich Dich aber, daß Du also fortfahren wollest!“

02] Sage Ich: ”Das werde Ich schon tun; aber nimm dich nur zusammen, daß du es auch fassest und es dir ordentlich in deine Seele einprägst!

03] Gehen wir nun auf das Licht über! Siehe das Licht dieser helleuchtenden, reinen Naphthalampe an! Es beleuchtet dieses große Zimmer derart zur Genüge, daß wir alle uns recht gut zu sehen und wohl zu erkennen vermögen. Was deucht dich: Würden hundert solche hellbrennende Lampen nicht auch ein hundertfach stärkeres Licht im Zimmer verbreiten? Du sagst: "Allerdings; denn man kann sich davon bei großen Festbeleuchtungen mehr denn zur Genüge überzeugen!" Gut, sage Ich; denke dir aber nun tausendmal tausend solcher Lichter irgendwo auf einem freien Berge! Würden sie gemeinschaftlich nicht eine recht große Gegend recht hell erleuchten? Ganz sicher! Aber obwohl sie eine Gegend weithin erleuchten würden, so wären sie aber dennoch nicht im geringsten zu vergleichen mit dem Lichte des Vollmondes, der, obwohl er dem Auge eben nicht zu groß erscheint, dennoch auf einmal die halbe Erde noch ganz gut erleuchtet. Was ist aber das Licht des Mondes dann gegen das Licht der Sonne?!

04] Nun denke dir aber das ganze Firmament mit dem Sonnenlichte überzogen! Würde da ein Sterblicher imstande sein, auch nur einen Moment so ein mächtigstes Licht zu ertragen, ohne augenblicklich gleich einem Tropfen Wassers auf glühendem Erze zerstört und aufgelöst zu werden? Ich sage es dir: Die Wirkung des Lichtes und seiner unbeschreibbaren Hitze wäre da schon so groß, daß es selbst dieser ganzen Erde in wenigen Augenblicken nicht besser erginge, und vielen Hunderttausend solcher Erden auch nicht!

05] Siehst du da den ungeheuer großen Unterschied zwischen diesem Lampenlichte und einem so sehr ausgedehnten Sonnenlichte?!

06] Aber es gibt im weiten Schöpfungsraume Urzentralsonnen, die Myriaden Male größer sind denn unsere Tagessonne, obwohl unsere Sonne auch gut um tausendmal tausend Male größer ist denn diese ganze Erde. Solche Urzentralsonnen haben im Verhältnis dann auch ein ebenso vielfach größeres und stärkeres Licht, in dessen größerer Nähe dann solche Sonnen, wie da die unsrige ist, auch dem Wassertropfen auf glühendstem Erze gleich in einem Momente aufgelöst würden.

07] Nun potenziere du diese irdische Lichtstärke, so weit du willst, nahe ins Endlose hin, und du wirst mit all solchem potenzierten Lichte der Raumes- und Zeitsonnen im Vergleiche mit dem Gotteslicht dasselbe Verhältnis finden, welches du gefunden hast bei der Bewegung und Kraft.

08] Und da das Gotteslicht im Raume und in der Zeit ewig nie erreicht werden kann, so folgt daraus klar, daß das rein geistige Licht Gottes, so wie dessen nie meßbare Liebelebenswärme aus dem Lichte hervorgehend, nicht in Zeit und Raum, sondern außer diesen zweien allein nur enthalten sein kann.

09] Daß aber dennoch eine lebenswahre und stets wirkende Entsprechung besteht zwischen dem Urlichte Gottes und dem nur partial geschaffenen Lichte der Sonne, kannst du aus dem leicht ersehen, daß auch das Licht der Sonne die belebende Kraft für die Kreatur auf den Weltkörpern und Erden hat, wovon dich jedes Frühjahr hinreichend überzeugen kann. - Kennst du dich nun schon besser aus, wie und auf welche notwendige Weise alles Reingeistige außer Zeit und Raum enthalten ist und sein muß?“



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