Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 271


Die Entsprechungssprache der Propheten.

01] Sagte der ferne Nachbar: ”O Herr, zu reden getrauten wir uns nun gerade schon, wenn wir nur wüßten, von was! Zu dem aber kommt noch das, wie von selbst leicht begreiflich, daß wir alle noch viel zu voll von Gedanken sind über das, was alles wir heute gehört, gesehen und erfahren haben. So ich aber bloß nur für meine Person Dich um etwas fragen dürfte, so bestünde das darin, daß Du uns allen oder bloß nur mir allein sagtest, was dereinst nach dem sichern Tode dieses Leibes mit mir werden wird.

02] Wird die pure Seele ihr Bewußtsein fortbehalten, oder wird sie erst nach der durch die Propheten verkündeten Auferstehung des Fleisches ins Bewußtsein wieder erwachen? An einem Jüngsten Tage soll diese allgemeine Auferstehung geschehen; wann aber dieser Tag kommen wird, das ist im höchsten Grade unbestimmt. An diesem Schreckenstage sollen die Gerechten vor Gott dann empfangen ihren ewigen Lohn im Himmel und die Sünder ihre ewige Strafe in der Hölle.

03] Nun, das sind wahrlich Lehren, mit denen sich mein Gemüt und auch mein Verstand nie völlig haben befreunden können! Wie ist das in der Wahrheit zu verstehen, oder wird das wortgetreu also geschehen?

04] Wahrlich, wenn das wortgetreu alles also geschieht, so steht es um die Menschheit sehr traurig, und es wäre bei solchen Umständen ja doch um viele tausend Male besser, so man nie geboren und ein Mensch geworden wäre! Wie viele tausendmal tausend Menschen wissen nichts von unserer Lehre, sind finstere Heiden, und ihr unverschuldetes Los wird dann sein die ewige Strafe im schrecklichsten Feuer der Hölle!

05] Wahrlich, so ich Gottes Weisheit, Liebe und Güte so recht betrachte, so kommt mir solch eine endliche Verfügung mit den Menschen beinahe unmöglich vor! O Herr, Du wirst uns darüber sicher eine bessere Erklärung zu geben vermögen! Ist es aber also, dann sind wir Menschen die unglücklichsten Geschöpfe auf der ganzen Erde!“

06] Sagte Ich: ”Ja, Meine Lieben, diese Sache ist jetzt für diesen Augenblick euch mit wenigen Worten schwer zu erklären; aber Ich habe dieses alles Meinen Jüngern in die kleinsten Punkte erklärt, und diese werden es euch wieder erklären.

07] Was die Propheten davon geschrieben haben aus ihrer inneren Eingebung, das haben sie in Bildern geschrieben, die pur Entsprechungen sind von den in ihnen verborgenen nackten Wahrheiten. Wer demnach die alte Lehre von den Entsprechungen versteht, dem wird es bald klar werden, was alles die Bilder der Propheten zu bedeuten haben.

08] Ihr habt von den Entsprechungen nie etwas gehört, und so kennt ihr auch von der Schrift nur den groben, naturmäßigen Sinn; aber es gibt in den Bildern der Prophetenschrift stets einen dreifachen Sinn: erstens den naturmäßig-geistigen, zweitens den pur geistigen und drittens den rein himmlischen aus dem Herzen Gottes.

09] Nach dem ersten bestimmt sich das sittliche Leben des Menschen alsogestaltig, daß er als naturmäßiger Mensch also denkt infolge einer rechten Erziehung und auch also handelt, daß er nicht an der Materie klebenbleibt, sondern sich von ihr abwendet und sie nur insoweit benutzt, um durch sie in das rein Geistige stets tiefer und heller einzudringen. Wer das tut, wenn er dazu unterrichtet ist, der findet dann bald die Entsprechung zwischen Materie und Geist. Hat er das, dann wird er aus dem Geistigen in das Himmlische eingehen, oder in das Reingeistige. Von da geht es dann leicht in das rein göttlich Himmlische über. Da wird ihm dann erst vollends klar werden, was im Grunde des Grundes die Schrift der Propheten alles als vollends Enthülltes in sich enthält.

10] Wer aber in der Schrift nur die puren Materiebilder schon für alles hält, der beweist, daß er selbst noch pur Materie ist, die gerichtet ist und sein muß, und daß er ihr Gericht in seinem Bewußtsein und in seinem Gefühle zeit seines diesirdischen Lebens fortbehält und in der steten Furcht und Angst schwebt, auch mit seiner Seele nach dem Abfalle des Leibes in jenen rein materiellen Zustand zu geraten, in welchem die Schrift bildlich den Zustand der Materie darstellt und beschreibt.

11] Ich aber sage es dir und euch allen, daß jenseits sich alles anders verhält, als wie es in den Bildern der Schrift dargetan ist.

12] Die Worte der Schrift sind gleich der Schale eines Eies, innerhalb welcher sich auch ein Dreifaches birgt, nämlich das Weiße und das Gelbe und in der Mitte des Gelben erst das rötliche Lebensknäulchen, welches den Lebenskeim birgt.

13] Diese Umhülsung aber muß in der materiellen Welt überall da sein, wo nur immer etwas ist, auf daß das Innerste, Göttliche nirgends, nie und von niemandem je kann verunreinigt werden. Weil aber überall in allem Naturmäßigen Geistiges, Himmlisches und Göttliches steckt, was doch offenbar die Allgegenwart des göttlichen Willens beweist, so besteht auch Entsprechung zwischen allem, was in der Welt, im Geisterreiche, im Himmel und endlich gar in Gott Selbst sich vorfindet.

14] Meine Jünger aber, die nun schon von gar vielem die Kenntnisse haben, werden euch bei Meinem längeren Aufenthalte in eurer Mitte schon das Nähere davon klar zeigen und euch auch bei manchen Gelegenheiten zeigen, daß sie Meine Jünger sind - bis auf einen, der bis jetzt eben noch nicht gar zuviel begriffen hat wegen seines noch immer weltgewinnlich habsüchtigen Herzens. Aber die andern elf und der Schreiber Matthäus sind schon ganz tüchtige, gottweise Männer geworden, und ihr werdet von ihnen vieles erlernen und erfahren können; hört sie nur!“

15] Hier sagte Petrus: ”Herr, Dein göttliches Zeugnis geht wohl über alle Zeugnisse dieser Welt; aber nur sind wir dessen noch lange nicht würdig!“

16] Sagte Ich: ”Es besteht in der Welt unter den Menschen keine Würde außer der, daß sie Ebenbilder Gottes sind, und das ist auch der Grund, darum ein Mensch den Nebenmenschen zu lieben und zu achten hat. Und so jemand Mein Wort hört, glaubt und danach tut, so ist er auch würdig, daß Ich ihm ein rechtes Zeugnis gebe; denn wer da Mein Zeuge ist, dessen gültigster Zeuge bin auch Ich vor Meinem Vater im Himmel alles Lebens. So Ich aber jemand ein Zeugnis gebe auch vor der Welt, da tue Ich das nicht, um ihn vor der Welt zu rühmen, sondern Ich zeige dadurch an, daß die Wahrheit aus Gott in ihm ist. Und sogestaltig mögt ihr Mein Zeugnis schon ertragen!“



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