Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 167


Jesu Abschiedsstunde bei Markus.

01] Als diese Sache so schnell als möglich geschlichtet war, fragt Mich Cyrenius, ob er wohl vollkommen Meinem in sich wahrgenommenen Willen gemäß gehandelt habe.

02] Sage Ich: ”Ja, ganz vollkommen! Mich zu sehen und zu sprechen aber waren sie dennoch bei weitem nicht reif zur Genüge! Wann sie aber wohl reif werden, das wird dir Mein Raphael anzeigen, so wie auch Josoe.

03] Es naht aber nun auch die Stunde Meines Abzuges von hier. Fragt aber nicht, wohin Ich Mich wenden werde! Ein jeder kehre von hier wieder zu seinem Tagwerke und bestelle sein Haus wohl, auf daß, so Ich in der Bälde wieder zu euch komme, Ich alles in der Ordnung finde! Nur eine ganz kleine Stunde werde Ich noch unter euch verweilen, um euch durch und durch zu segnen; dann aber muß Ich noch zu vielen andern bedrängten Kindern dieser Welt, um ihnen zu bringen den rechten Trost und die rechte Hilfe.

04] Forschet aber nicht nach der Gegenwart Meiner Person, sondern lebet im Geiste Meiner Lehre, und Meine Person wird euch nicht ferne verbleiben! Wer da noch etwas wissen will, der komme und forsche!“

05] Hier fragte Cyrenius: ”Herr, darf Dir auch niemand ein Geleite geben bis irgendwohin auf einen nächsten Ort?“

06] Sage Ich: ”Außer Meinen Zwölfen diesmal niemand, auch Raphael nicht, der einstweilen bis zu Meiner Auffahrt wechselweise bei dir und bei Meiner lieben Jarah weilen wird! Doch dürft ihr ihn der Welt gegenüber ja nicht irgend verraten; denn das würde seinen augenblicklichen Verlust bewirken! - Wer von euch hat noch irgendein Anliegen? Der komme und forsche!“

07] Bringt Markus sein Weib und seine Kinder und sagt: ”O Herr, segne sie alle, so Du sie dazu als würdig erachtest!“

08] Und Ich sagte: ”Die sind schon lange voll Meines Segens, und du auch! Wohl werde Ich, weil du es gar so wünschest, jüngst wieder einmal zu dir kommen. Von nun an wirst du aber viele Gäste bekommen! Denn die sich in deinen Bädern baden werden, werden geheilt von der noch so bösen Gicht; und die da trinken werden aus der sprudelnden Quelle im Garten, werden los von jeglicher Art Fieber. Die Aussätzigen sollen sich jedoch draußen vor der Gartenmauer im See baden, allwo das Badewasser hinaus in den See fließt, und sie werden ihres Aussatzes ledig.

09] Es werden darum viele kommen und hier das Heil ihres Fleisches suchen und auch finden. Mit deinen Kindern wirst du die vielen nicht zur Genüge zu bedienen vermögen; daher wirst du dir dienstbare Helfer aufnehmen müssen. Da wird dir im Anfange Mein lieber Freund Cyrenius an die Hand gehen. Für späterhin wirst du der dienstbaren Geister in Hülle und Fülle haben, denn alle die Dienst- und Brotlosen werden dich zu finden wissen. Wer da kommt und Arbeit sucht, dem gib sie nach seinen Kräften; aber allen soll auch dies Mein Evangelium gepredigt werden, auf daß aus den dienenden Sklaven auch freie Menschen werden.

10] So Ich dich jüngst einmal wieder besuche, wirst du wohl kaum Zeit finden, mit Mir zu reden; aber es wird das nichts machen. Denn nach Meinen Worten handeln ist mehr wert, als noch so viel reden und predigen.

11] Denn wer Mein lebendiges Wort, dies zu euch gesprochene Evangelium, nur allein beifällig anhört, aber nicht völlig danach handelt, dem nützt es nichts, und er bleibt der alte und gleiche Weltnarr und kommt nie auf einen grünen Lebenszweig, geschweige auf einen Baum des Lebens!

12] Wer viel hat, wie du nun, der gebe viel, und wer wenig hat, der gebe wenig, auf daß der Nichtshabende auch etwas habe!

13] So du aber siehst einen Geizigen unter deinen Dienern oder unter deinen Gästen, so treibe beide hinaus; denn der Geizige ist ein fressender Krebs in einer bessern Menschengesellschaft und verpestet die Herzen der Menschen mit Zorn und Grimm! Wo aber ist der Mensch, der gegenüber einem Geizigen nicht zornig wird des Guten wegen?! Er wird ihn verachten und schelten! Aber sein Herz wird in solch einer Stimmung nicht besser! Daher treibe jeden Geizigen weit von dir weg und laß ihn nicht wiederkommen, außer er habe seine böseste Leidenschaft ganz besiegt!“



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