Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 218


Die Macht einer vollkommenen Seele.

01] (Der Herr:) ”Allein diesen Grad der allerhöchsten Lebensvollendung hatte vor Meiner Menschwerdung wohl niemand erreichen können; und Ich bin nun darum auf diese Erde gekommen, um durch die Wiedergeburt eures Geistes in eure Seele hinein euch zu Meinen wahren Kindern zu machen. Wenn Ich denn jetzt von einer vollkommenen Seele rede, so gilt das pur von der Seele, in der Mein Geist zwar auch schon tätig, aber mit derselben noch nicht völlig eins ist.

02] Eine also vollkommene Seele ist demnach aus den früher angeführten Gründen nicht nur imstande, als ein Herr über die gesamte Kreatur Wunderbares zu tun, sondern auch vermöge des in ihr auf Augenblicke mehr erweckten Geistes Gesichte zu haben in die rein geistigen Sphären, und kann das Wort des Geistes Gottes vernehmen, wie solches bei allen Sehern und Propheten der Fall war, die nebst ihrer Sehergabe und der Weissagung aus Meinem Geiste auch stets eine gewisse, für alle naturmäßige Menschheit sichtlich wunderbare Herrschaft über die Elemente und über die gesamte Kreatur innehatten.

03] Moses tat Wunder, sein Bruder Aaron desgleichen, ebenalso Josua und später Elias, und nach ihm noch eine Menge Propheten und Seher.

04] Ein Prophet namens Daniel (des Tages oder des Lichtes Sohn) ward zu Babielon (Babylon) von einem grausamen Könige, dem er eine Strafrede hielt, in eine Löwengrube geworfen, in der bei zwölf hungrige Löwen als Scharfrichter sich befanden. Sie wurden schon jahrelang mit allerlei unglücklichen Verbrechern gefüttert. Der ob der scharfen Mahnrede Daniels ergrimmte König ließ auch den Daniel, so er ihn sonst seiner Weisheit wegen auch liebhatte, ohne alle Gnade und Nachsicht in die Grube des sichern Todes werfen.

05] Allein Daniels vollkommene Seele war ein Herr auch über die hungrigen Löwen! Als er von den Schergen hineingeworfen ward, taten ihm die Löwen nicht nur nichts, sondern kauerten in einer sichtbaren Ehrfurcht um ihn als um ihren natürlichen Herrn und Gebieter. Daniel, wohl wissend, wie er unter den Löwen sich befinde, verlangte seine Schreibtafel von seinen Jüngern und schrieb bei drei Tage lang die Weissagung, unversehrt in der Todesgrube mitten unter den zwölf Löwen. Als solches dem Könige berichtet ward, da gereute es ihn, solches an Daniel getan zu haben, und er ließ den Daniel in einem Korbe wieder aus der Grube ziehen und ihm die Freiheit geben.

06] Ebenso gab es zu derselben Zeit drei Jünglinge, die vor dem Baal ihre Knie nicht beugen wollten. Darob ergrimmte der dumme König so sehr, dass er einen Kalkofen drei Tage hindurch übermäßig heizen ließ, in welchen die drei Jungen geworfen würden, so sie dem Gebote des Königs einen längeren Widerstand leisteten. Die seelenvollkommenen Jünglinge beharrten aber auf ihrem wohlbegründeten Vorsatze und äußerten nicht die geringste Furcht vor dem glühendsten Ofen. Die drei Tage verrannen, und die drei Jünglinge wurden auf grimmigsten Befehl des Königs von den Schergen ergriffen und über den glühenden Rand in den weiten Feuerschlund geworfen. Es ward aber diesen auch nicht ein Haar auf ihrem Haupte versehrt, während ein jeder der Schergen von der zu großen Hitze ergriffen wurde und zu Kohle verbrannte.

07] Ja, was schützte denn die drei Jungen in dem Feuerofen? Die vollkommene, in Meiner Urordnung seiende Seele! Am Ende kam noch ein Engel und führte sie vollkommen unversehrt aus der entsetzlichen Glut, der sich kein anderer Mensch ohne die Gefahr, plötzlich verbrannt zu werden, auf dreißig Schritte nahen durfte!

08] Dies alles sind nichts als lauter Beispiele von der herrlichen Kraft und Macht einer vollkommenen Seele!“



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