Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 152


Die verschiedenen Arten der Selbstmörder und deren Zustände im Jenseits.

01] (Der Herr:) ”Es gibt aber auch Unterschiede bei den Selbstmördern. So jemand aus dem Grunde, weil durch jemand anders sein großer Hochmut zu sehr gedemütigt ward und ihm dafür gar keine Möglichkeit zu einer Rachenehmung offensteht, sich das Leibesleben nimmt, so ist das eine böseste Art des vorsätzlichen Selbstmordes. Eine solche Art des Selbstmordes kann an einer Seele nimmer völlig gutgemacht werden. Tausendmal Tausende von Jahren werden erfordert, um eine solche Seele nur zum wenigsten zu einer Umhäutung ihrer dürren, aller Liebe baren Scheinknochen zu bringen, geschweige zu einer Inkarnierung (Hier in der Bedeutung von Umhüllung des Seelenskelettes mit geistigem 'Fleisch') ihres ganzen Wesens; denn die Inkarnierung ist ja eben ein Produkt der Liebe und erweckt auch wieder Liebe.

02] Wenn jemand eine Jungfrau ansieht, die in ihrer fleischlichen Formsphäre sehr vollendet dasteht und vor Üppigkeit strotzt, so wird er von solch einer Gestalt alsogleich durch und durch ergriffen, und sein Herz wird sogleich eine liebeglühige Sehnsucht dahin an den Tag legen, diese Jungfrau sein nennen zu können. Ja warum denn das also? Weil der Jungfrau fleischliche Üppigkeit pur ein Produkt vieler Liebe ist! Was als Stoff aber die Liebe zum Grunde hat, kann und muß im Nebenmenschen auch das erwecken, was es selbst ist.

03] Treten wir aber zu einer andern Jungfrau hin, die ganz entsetzlich mager ist, und Ich sage es euch, dass diese niemandes Herz besonders mächtig rühren wird; man wird sie heimlich bemitleiden, aber verlieben wird sich schwerlich jemand in sie. Warum denn da wiederum also? Weil über ihren Knochen viel zu wenig desjenigen Materials hängt, das nur ein Produkt der Liebe ist!

04] Eine Seele, die schon hier pur Liebe war, sieht jenseits gleich allerreizendst, üppigst und somit der Form nach überaus vollendet aus. Eine geizige und sehr eigenliebige Seele sieht dagegen sehr mager aus; aber etwas Fleisch und Blut ist noch immer da, weil eine solche Seele doch noch wenigstens die Liebe zu sich selbst hat. Ein Selbstmörder aber ist auch dieser Liebe vollkommen ledig, und seine Seele muß daher notwendig als ein ganz dürres Gerippe im Jenseits erscheinen. Es kommt nun nur noch darauf an, ob als menschliches oder als irgendein tierisches Gerippe!

05] Wir haben schon ehedem berührt, wie es mehrere Arten des Selbstmordes geben kann, und Ich habe bereits die schlimmsten ausführlich erwähnt. Nun, ein schlimmstartiger Selbstmörder kommt jenseits nicht in der Form eines menschlichen Gerippes zum Vorschein, sondern in dem eines Drachen, einer Schlange oder eines höchst wilden, reißenden Tieres. Warum? Das könnt ihr euch nun wohl gar leicht denken! Eine solche Seele wird nie mehr in eine völlige Lebensvollendung eingehen können.

06] Daneben gibt es Selbstmörder aus Eifersucht um einer Jungfrau willen, der ein anderer ohne ihr Verschulden besser gefiel als der eifersüchtige Patron, der sie bei jedem Zusammenkommen mit allen möglichen Vorwürfen quälte und ihr Verbrechen der Untreue andichtete, an die sie nie gedacht hatte. Ein solcher kommt jenseits im Gerippe eines Wolfes, Hundes oder Hahnes zum Vorscheine, weil dieser Tiere Lebensnaturen den Verstand und den Willen solch eines eifersüchtigsten Toren leiteten, da sie als Vorkreaturen das eigentliche Hauptwesen solcher Seele bedingten. Auch solche Selbstmörder werden einst höchst schwer nur zu einiger Vollendung des Lebens gelangen.

07] Dann gibt es Selbstmörder, die geheim ein großes Verbrechen begangen haben, auf das, ihnen bewußt, eine schimpflichste und schmerzlichste Todesstrafe gesetzt ist. Sie wissen, dass ihr Verbrechen offenbar werden muß. Was geschieht da gewöhnlich? Ein solch geheimer Verbrecher geht aus größter Furcht und aus seiner gerechten Gewissensqual in die vollste und finsterste Verzweiflung über und erwürgt sich selbst. Eine solche Seele erscheint jenseits im Skelett ihrer Vorkreaturen, als etwa der Molche, Eidechsen und Skorpione, die alle auf einem Haufen zusammenkauern, um den ein Glutwall gezogen ist, gewöhnlich in der Form einer glühenden Riesenschlange. Auch der Glutwall gehört zur Vorkreatur einer und derselben Seele und ist ein Intelligenzteil derselben.

08] Kurz, wenn eine Seele einmal, auf Grund einer schlechten Erziehung, aller Liebe, auch der zu sich selbst, bar geworden ist, dann ist von der ganzen Hölle, als des Lebens ärgstem Feinde, auch die ganze Seele durchdrungen und wird dadurch in sich selbst ein Feind des eigenen Lebens und Seins und trachtet stets, auf irgendeine schmerzlose Art dasselbe zu vernichten! Bei solch einer totalen Lebensfeindschaft muß am Ende ja alles aus den Lebensfugen gehen, und eine solche Seele kann dann jenseits doch unmöglich anders als ganz in ihre Urlebenssonderformen aufgelöst erscheinen, und da nur in deren fleischlosen Skeletten, die bloß das notwendige Gericht in sich tragen.

09] Der Knochen, beim Menschen wie beim Tier, ist der am meisten gerichtete und somit aller Liebe barste Teil, und weil in den Knochen, sowenig wie in einem Steine, sich eine Liebe zum Leben aufhalten kann, so bleiben diese, wenn auch substantiell seelisch nur, am Ende als solche Entwicklungsteile übrig, in denen sich nie irgendeine Liebe aufhalten kann. Menschenknochen aber sind noch immer fähiger, sich mit Leben zu umkleiden, als die Tierknochen, und gar die Skeletthülsen der Insekten und die Knorren, Knorpeln und Gräten der Amphibien (Tiere, die sowohl im Wasser wie auch auf dem Lande leben).

10] Wenn jenseits dann ein Selbstmörder in der vorbeschriebenen Art erscheint, so könnt ihr es euch nun schon vorstellen, wie schwer und wie lange es hergehen wird, bis eine solche Seele nur einmal dahin kommt, in ein menschliches Gerippe überzugehen und dann eine Haut und gar irgendein Fleisch aus sich selbst bekommt.

11] Aber es entsteht in euch nun die Frage, ob eine solche Seele auch irgendwelche Schmerzen leide. Und Ich sage es euch: zuzeiten die größten und brennendsten, zuzeiten auch wieder gar keine! Wird sie ihrer noch immer möglichen Wiederbelebung halber von den sich zu dem Behufe nahenden Geistern gewisserart aufgerührt, so empfindet sie in ihren Teilen einen brennendsten Schmerz; kommt sie aber wieder zur Ruhe, dann ist in ihr weder ein Gefühl, ein Bewußtsein, noch somit irgendein Schmerz vorhanden.

12] Es gibt aber noch weiter eine Menge Arten des Selbstmordes, die aber in ihren Folgen nicht so bösartig auf die Seele einwirken wie die beiden soeben beschriebenen; jedoch irgend gute Folgen für die Seele hat kein Selbstmord!

13] Der von Mathael erzählte war noch einer von der besten Art, daher es mit der Wiederbelebung und Errettung jener Seele auch leicht und recht schnell herging. Aber ein Leck bleibt einer solchen Seele doch für immer, und das besteht darin, dass sie nahe nie wieder zur vollen Kindschaft Gottes gelangen kann; über die Seligen des ersten, äußersten und somit auch untersten Himmels, oder gar nur bis an die Grenzmarken desselben, kommt eine selbstmörderische Seele kaum je!

14] In den ersten, den Weisheitshimmel kommen zumeist nur Seelen von allen anderen Weltkörpern, und von dieser Erde die Seelen jener weisen Heiden, die nach ihrer Erkenntnis wohl sehr gewissenhaft und gerecht gelebt haben, aber von Meiner Person auch jenseits nichts vernehmen wollen. Nehmen sie jedoch mit der Weile etwas an, so können sie wohl in den zweiten, also höheren oder auch Mittelhimmel aufgenommen werden; aber in den dritten, innersten und höchsten, den eigentlichen Liebe- und Lebenshimmel kommen sie nie und nimmer. Denn dahin werden nur jene kommen, die schon die volle Kindschaft Gottes erlangt haben.

15] Ich meine, dass euch nun auch diese vom Bruder Mathael erzählten Todesarten als hinreichend erklärt vorkommen sollten; ist aber doch noch jemandem irgend etwas nicht klar genug, so steht jedem eine Frage frei. Es fehlen nur noch zwei Stunden und die Sonne wird über dem Horizonte stehen, und da werden wir alle dann wieder etwas ganz anderes unternehmen. Wer sonach noch etwas will und mag, der rede nun!“

16] Sagen alle: ”Herr, es ist uns alles klar; denn bei einer solch lebendigen Erklärungsweise kann ja niemandem etwas unklar bleiben!“



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