Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 224


Murels Lob- und Dankrede.

01] Sagt Murel: ”Freund, ich bin nun erlöst und völlig im klaren über alles, was mir je früher unklar war; aber das sehe ich nun auch ein, dass ein Mensch ohne einen außerordentlichen Beistand Gottes da in Ewigkeit nichts herausgebracht haben würde! Wer kann solch einen hellsten Blick in die unendlich große Hauseinrichtung Gottes tun als nur ein Geist aus den Himmeln?! Nur der Geist Gottes kann solche Dinge überschauen und sie dann uns Menschen, die wir wenigstens eines guten Willens sind, offenbaren. Aber so da die Menschen mit ihrem Verstande etwas herausbringen wollten ohne eine Offenbarung von oben, so würden sie da wohl von Ewigkeit zu Ewigkeit nichts als dummes und albernes Zeug herausbringen; aber Gott der Herr und unser aller Vater sorgt für Seine Kinder und läßt ihnen zukommen alles Gute aus den Himmeln, wenn sie danach dürsten!

02] Oh, darum nun alles Lob und meine Liebe Ihm, dem allein wahrhaft guten und heilig größten Wohltäter der Menschen! Wie erhaben und groß ist der lichte Gedanke, der wie eine Sonne aus dem Dunkel der Nacht in meinem Herzen aufsteigt!

03] Wir Menschen auf dieser Erde sind lauter Brüder und Schwestern, und der heilige, gute Vater führt uns durch Sein allmächtiges, weisestes Walten einem allererhabenst heiligen Ziele entgegen!

04] O Bruder Philopold, welch ein nie vergeltbares Verdienst hast du dir um mich erworben! Wie kann, wie soll ich dir's lohnen?! Freund, so ich von jetzt an noch ein Methusalemsalter zu durchleben hätte und mir stünden alle Tempel und Katakomben der irdisch-menschlichen Weisheit offen, so wüßte ich am Ende kaum so viel von allen den von dir mir nun eröffneten Wahrheiten, als wieviel ich davon gewußt habe, als du mir die Wunderdinge zu enthüllen angefangen hast! Nun verging kaum eine mäßige Stunde, und ich stehe nun durchleuchtet da wie ein Moses auf Sinai, als des Gotteslichtes Flammen hoch über seinem Haupte zusammenschlugen und er buchstäblich mit Leib und Seele von der göttlichen Weisheit kreuz und quer durchdrungen war!

05] Oh, wie wohl es mir nun tut in diesem heilig-wahren Gotteslichte! Ja, wie aber soll ich nun erst Den loben und preisen, der dich zuerst also gewaltig Erweckt hat, dass du nun auch imstande warst, mich gar so mächtig und hell zu erwecken?! Ist es einer menschlichen Zunge wohl möglich, Worte auszusprechen, die Seiner würdig wären?! Nein, nein, nimmermehr! Da muß jede sterbliche Zunge verstummen, wo das lebendige Wort in allen den mächtigsten Flammen der neu erwachten Liebe zu Gott, dem heiligen Vater, aufzulodern beginnt!

06] Oh, wie unendlich groß und erhaben stehst Du, heiliger Meister, nun vor uns! Wer faßt, wer begreift Dich ganz?! Wir Menschen nicht, und die Ewigkeit auch nicht!

07] Da Du, heiliger Meister, um solche Dinge weißt, um die nur Der wissen kann, der sie erschaffen hat, so sage ich: Bist Du, heiligster Vater, vor uns auch ins Fleisch verhüllt, so erkennt Dich mein Herz dennoch! Du bist ganz Derselbe, der Du auf Sinai Deinem erwählten Volke durch Moses die heiligen Gesetze des Lebens gegeben und durch den Mund der geheiligten Propheten stets zum Volke geredet hast! Du bist der durch Dich Selbst Verheißene und erfüllst nun das große Gotteswort Deiner ewigen Vaterliebe an Deinen nun noch schwachen und unmündigen Kindern. O lasse uns bald männlich und kräftig werden, und aus unserem Herzen und aus unserem unsterblichen Munde soll Dir ein Lob dargebracht werden, wie die Himmel alle Dir, o heiligster Vater, noch nie ein ähnliches dargebracht haben!

08] O Erde, bist du als Welt auch klein gegen die großen Welten dort oben, die im unermeßlichen Schöpfungsraum ihre endlos großen und weiten Bahnen kreisen, - aber wie groß bist du nun gegen sie alle dort oben, da du allein nun Den trägst, den sie alle nicht zu erfassen vermögen!

09] O ihr Brüder alle, was zaudert ihr noch, euch zu erheben und Ihn zu preisen über alles, da ihr doch so gut wie ich nun wissen müsst, wen ihr vor euch habt?! Und solltet ihr es etwa dennoch nicht völlig wissen, so sage ich es euch allen: Hier ist Er, der Herr, der Vater von Ewigkeit; Himmel und diese Erde sind überfüllt von Seiner großen und ewigen Herrlichkeit! Lobet, lobet Ihn mit mir, helfet auch, ihr schon mächtig Gewordenen in Seiner großen Gnade und Erbarmung!“

10] Hier sage Ich zum Murel: ”Es genügt, es genügt vollkommen, Mein liebster Freund Murel! Ich kannte dich ja schon lange und wußte wohl, was in dir verborgen lag. Weil du so vieles in dieser kurzen Zeit begriffen hast, so wirst du noch ein mehreres begreifen!

11] Aber nun komme her zu Mir, und trinke aus dem Becher, aus dem Ich getrunken habe, einen reinsten Wein; danach wirst du noch ganz andere Dinge erkennen, als sie dir bis jetzt durch den Freund Philopold sind bekanntgemacht worden! Komme darum zu Mir!“

12] Sagt Murel: ”O du Ruf des Rufes, du Stimme der Stimmen, du Wort des Worts, zum ersten Male von meiner Blödheit erkannt und verstanden! Wer kann Dir widerstehen, so er Dich erkannt hat in seinem Herzen?! O wie erhaben, heilig, groß und lieblich, und wie gar so heimisch bekannt klingst Du aus dem heiligen Vatermunde dem so lange von Deinem Herzen verbannten schwachen Kinde entgegen! Wievielmal tausend und abermals tausend Seligkeiten strömen mir mit dem einen Hauche aus dem Munde Dessen entgegen, der einst das 'Werde!' in die endlosesten Räume hinausdonnerte, worauf es dann anfing sich zu regen und zu bewegen durch alle die endlosen Räume, die keine Ewigkeit ermessen kann und je ermessen wird!

13] Zittre und bebe nun alles in mir, was je seine Kräfte zu einer sündigen Handlung mir lieh; aber du, mein neugebornes Herz, freue dich und juble hoch auf! Denn sieh, es hat dich dein Schöpfer, dein Gott und Vater gerufen; darum folge dem Rufe dieser Stimme, die in deine Fibern das Leben hauchte!

14] O Vaterstimme, welch ein Wohllaut bist du dem Ohre der kindlichen Liebe im Herzen eines vom Totenschlaf erwachten Kindes!“



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