Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 120


Helenas Dank und gute Vorsätze.

01] Sagt Helena: ”O Vater, welcher Sterbliche hätte denn je davon auch nur eine allerleiseste Ahnung haben können! Zudem waren wir noch bei allem unserm besseren Denken zu tief im Heidentume begraben und waren somit keiner so reinen Idee fähig, um mit deren Hilfe uns nur eine kleinste, Möglichkeit von dem vorzustellen, was alles wir durch die alleinige Gnade Gottes des Herrn hier unmittelbar von Ihm Selbst empfangen!

02] Wir können Ihm aber auch jetzt und ewig nichts anderes dafür tun, als Ihn fort und fort lieben über alles. Und unsere Brüder und Schwestern, die wohl unsere Untertanen sind, wollen wir dadurch lieben wie unser eigenes Leben, dass wir ihnen treu und wahr den Namen des erhabensten und heiligsten, allein wahren Gottes verkünden werden und ihnen sorgsamst eine solche Verfassung geben, durch die sie auf dem Wege der wahren Liebe und Demut erst zu wahren, Gott dem Herrn wohlgefälligen Menschen werden. Und Mathael, nun mein geliebtester Gemahl, wird uns mit seinen Brüdern seinen kräftigen Arm und sein mächtig weisestes Herz dazu bieten, und so wird unser Wohl im Namen des Herrn auch das seine und sein Wohl das Wohl aller unserer vielen Untertanen sein und werden.

03] Das ist alles, was ich hier als treu und wahr vor Gott dem Allerheiligsten aus der dankbarsten Tiefe meines nun ganz zerknirschten Herzens bekennen kann. O Herr, sei Du mir armen Sünderin vor Dir aber auch stets gnädig und barmherzig; denn Du allein weißt es ja am besten, wieviel der irdischen Lebenslasten ich zu ertragen imstande sein werde! Nicht ohne Bürde will ich durch dies Leben gehen und will tragen nach der von Dir, o Herr, mir verliehenen Kraft; aber darüber hinaus wolle Du, Herr, mich nicht versuchen!“

04] Sage Ich: ”Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht; aber dann und wann so ein kleines Zugewicht wird dir ewig keinen Schaden bringen, sondern nur einen großen Nutzen für Seele und Geist.

05] Dein Gemahl Mathael wird es dir schon mitteilen zur rechten Zeit, welche Bürden er zu tragen bekommen hatte, um alles, was Welt heißt, aus sich hinauszuschaffen, auf dass sein Herz zu solcher Kraft hat emporwachsen können. Was er nun hat, kann ihm keine Macht und keine Ewigkeit mehr nehmen; aber was du nun bloß so von außen her in dich aufgenommen hast, gleicht noch sehr dem erst jüngst ins Erdreich gesäten Samen, und das muß noch so manches bestehen, bis es zu einer wahren, gesegneten, reifen Frucht wird.

06] Darum habe du nur ja keine Scheu vor den mannigfachen Lebensbürden, die dir auf diesem irdischen Lebenswege hie und da begegnen werden; denn Ich werde sie zu dir senden zur Stärkung deiner Seele und deines Geistes!

07] Wenn demnach dann und wann etwas über dich kommen wird, dann denke, dass Ich es bin, der dir eine solche Stärkung zukommen läßt! Denn je mehr Ich einen Menschen liebe, desto mehr auch wird er versucht von Mir. Denn ein jeder soll Mir gleich vollkommen werden; dazu aber wird viel Selbstverleugnung, Geduld, Sanftmut und vollste Ergebung in Meinen Willen erfordert.

08] Wer sich aber dann ganz in Meinen Willen bewegen wird, der wird auch so vollkommen sein in seinem Geiste, wie Ich Selbst vollkommen bin, weil ein solcher Geist dadurch völlig eins wird mit Mir. - Sage Mir nun, ob du dies alles nun wohl so ganz klar und gar einsiehst!“

09] Sagt Helena: ”O ja, insoweit es einem sterblichen Menschen möglich ist, die Worte Gottes in seiner zeitlichen, tiefen Beschränktheit einzusehen!“

10] Sage Ich: ”Nun wohl denn, und wir wollen nun nach der getanen Arbeit ein wenig ausruhen! Wer ein wenig schlafen will, der schlafe; wer aber mit Mir wachen und beten will, der wache und bete!“

11] Darauf rufen viele: ”Herr, wir wollen mit Dir wachen und beten!“

12] Sage Ich: ”So tuet, was ihr wollt! Auf den morgigen Tag aber heißt es sich wohl vorbereiten; denn es wird das ein heißer Tag werden. - (Mich zum Cyrenius wendend) Morgen werden auch dein Bruder Kornelius und der Hauptmann Faustus hierherkommen, um zu sehen, was hier in dieser Gegend mag vorgefallen sein; denn sie vermuten es nicht, dass du hier seist, und noch weniger, dass Ich Mich etwa hier aufhalte. Aber es muß dennoch dafür gesorgt sein, dass sie mit ihrem Gefolge hier Unterkunft finden. In der Stadt wird sich für diesmal keine Wohnung finden lassen, denn das Feuer wird die Stadt übel zurichten, weil bei dieser Tempel- und Synagogenverbrennungsangelegenheit nebst den Tempeln und Synagogen auch einige andere Gebäude und bürgerliche Wohnhäuser sehr hart mitgenommen werden. Morgen heißt es darum die Gedanken beisammen haben, und es ist darum nötig, dass man sich darauf allseitig wohl vorbereite. Wer aber einen Schlaf hat, der schlafe; aber Ich muß wachen und beten!“

13] Mit diesen Worten verließ Ich die Gesellschaft und a ging auf dem Berge fürbaß, um allein zu sein, und um Meinen ewigen Vatergeist inniger zu vereinen mit Meinem ganzen Wesen. (a  Matthäus.14,23 = Markus.06,46-47;  ⇒ jl.ev02.095,19a*;  jl.ev03.121,01-05;  jl.grgl.001, S. 19;  jl.grgl.012, S. 93/94;  gm.pred.005



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