Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 97


Über die rechte Zeit und Wirkung der Volksbelehrung.

01] Sagt Mathael: ”O Liebeste! Das wäre nun sehr zur Unzeit; später darauf ja, aber jetzt als im Moment der höchsten Aufregung wäre solch ein Unternehmen gerade das in der seelischen Lebenssphäre, als so man in ein siedend heißes Öl kaltes Wasser gösse. Da ginge dir alles in lichterlohe Flammen über!

02] Aber in etlichen Tagen nach dieser Erscheinung werden die Menschen in dieser ganzen, weiten Umgegend für etwas Höheres aufzunehmen ganz gut zu brauchen sein; natürlich auch nicht alle, aber der größere Teil sicher.

03] Am meisten wird die Erscheinung die jüdischen Priester hart mitnehmen. Fürs erste hat sie die heute stattgehabte totale, natürliche Sonnenfinsternis sehr mitgenommen; denn diese Menschen nehmen alles materiell und haben von einem inwendigen, geistigen Sinne um so weniger irgendeine Ahnung, da sie nicht einmal mehr die entsprechende Bildersprache verstehen, in der ein Moses und noch eine Menge anderer Seher und Weiser geschrieben haben zu ihren Zeiten.

04] Es steht nämlich in einem Propheten, der Daniel hieß, eine Rede von einem gewissen Greuel der Verwüstung, und es wird da von der Verfinsterung der Sonne und von noch einer Menge anderer Schrecknisse gesprochen, was alles nur einen tiefgeistigen Sinn hat.

05] Da aber, wie schon früher bemerkt, eben die jüdischen Priester in dieser Zeit ganz materiell geworden sind und deshalb die Schrift auch nur ganz materiell auffassen, so setzt sie jede Sonnenfinsternis in einen mehr als panischen Schrecken wegen des vermeinten Unterganges der Materiewelt. Während der alte Weise dadurch nur den sehr erwünschten Untergang der sittlichen Materiewelt im Menschenherzen anzeigt, meinen sie den Untergang der (stofflichen) Materiewelt und haben darum stets eine ganz entsetzliche Furcht, wenn da eine Sonnenfinsternis zum Vorschein kommt!

06] Wenn denn nun nach einer kleinen Stunde diese Sonne so hübsch geschwinde erlöschen wird, so wird sie eine große Angst befallen; denn den Mond werden sie heute auch nicht zu sehen bekommen, da er schon untergegangen ist. Die große Angst aber wird in ihren Augen eine Erscheinung in der Art bewirken, wie solches bei den Vollsäufern der Fall ist, da sie die Sterne zufolge ihres Gehirnschwindels durcheinanderfahren sehen. Diese Erscheinung wird sie auf den Gedanken bringen, dass eben die Sterne vom Himmel, nach der Weissagung, auf die Erde fallen werden, und der Tag des Schreckens wird für die vielen blinden Dummköpfe wie geschaffen dasein. Du wirst es bis hierher vernehmen, wie beim plötzlichen Erlöschen dieser unserer Scheinsonne die Massen vor jener Stadt gar gräßlich werden zu heulen beginnen, aber es schadet ihnen solches nicht im geringsten, denn sie werden dadurch weicher und sanfter und für die reine Wahrheit empfänglicher gemacht.

07] Der morgige reine Tag wird sie schon wieder zu einer ruhigeren Besinnung bringen, und es wird sich da vieles mit ihnen machen lassen! Denn morgen werden sie scharenweise heraus ans Meer kommen und sehen, ob etwa das Meerwasser nicht zu Blut geworden ist, und bei dieser Gelegenheit wird sich mit vielen gar manches gescheite Wort reden lassen.

08] Und unser heiliger Herr und Meister hat namentlich diese Erscheinung hauptsächlich dieser eben nicht im besten Lichte stehenden Stadt wegen werden lassen! Was Er tut, hat allzeit einen endlos vielseitigen, guten Zweck, nur was die Menschen ohne Ihn tun, taugt für nichts und ist zu nichts nütze.“



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