Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 172


Jesu Vorraussage über die Zukunft seiner Lehre.

01] Es waren darunter auch eine Menge Griechen, die im höchsten Grade über die Lehre erstaunten, und einer von ihnen sagte: »Ja, das ist eine Lehre aus dem Fundamente der Natur! Da ist nichts Positiveres, nichts Willkürliches, das da sich ausgedacht hätte ein Mensch, damit er als Gesetzgeber aus Millionen von Menschen, die seine Gesetze zu beachten haben, sich am besten befände, so seine Gesetze beachtet werden, sondern diese Lehre enthält Gesetze, die vorerst das Leben des Menschen urgrundsächlich bedingen und somit auch höchst geeignet sind, dasselbe unter den besten, reinsten und wohltuendsten Verhältnissen für ewig zu erhalten. Da sieht nirgends ein Eigennutz und noch weniger irgendeine Herrschsucht heraus, sondern da ist gesorgt wie für jeden einzelnen an und für sich, also auch für eine zahllose Allgemeinheit! Wahrlich, durch diese Lehre, so sie erkannt und dann allgemein beachtet würde, müßte die Erde selbst ja schon zu einem Himmel werden!

02] Aber, und das ist ein großes Aber, dazu wird eine total neue Generation vonnöten sein! Der unverbesserliche Mist von Menschen muß von der Erde vertilgt werden, sonst wird es ewig nimmer anders auf dieser Erde! Der Luxus und der Bequemlichkeitssinn hat eine zu hohe Stufe erreicht, der Mächtigere weiß sich die arme, schwache und ohnmächtige Menschheit zunutze zu machen; und darum leben nur wenige Menschen im Glücke, und die ungeheure Menge von Menschen muß darben! Und so kommt es dann, daß der arme Teufel am Ende an einer Vorsehung Gottes verzweifelt, der Reiche und Mächtige aber vor lauter Glück und Wohlergehen Gott vergißt, und die Folge ist, daß am Ende beide des Teufels werden müssen!

03] Ja, Herr und Meister, Deine Lehre hat in sich die reinste göttliche Wahrheit, ja ich möchte sagen: Sie ist schon an und für sich pur Leben. Aber leider wird sie von der nichts glaubenden hohen Welt sicher nicht adoptiert werden, weil diese sich schon einmal auf der Erde eine solche Stellung gegeben hat auf dem Wege des Heidentums, daß sie dabei irdisch sehr gut bestehen kann. Adam wäre denn trotz seines gepriesenen Edens ein armer Schlucker gegen einen Cäsar Augustus oder gegen einen Lukullus und mehrere Hunderte dergleichen. Das kann man sich durch den Zeus, Apollo, Merkur usw. verschaffen; man kann an der Seite dieser Phantasiegötter endlos gut leben! Wozu dann Wahrheit, wozu Liebe, Sanftmut, Geduld und Weisheit?< Also werden die Großen und Mächtigen der Erde philosophieren und Deine wahrhaft heilige Freundschaftslehre gegen jedermann verfolgen, wie da verfolgt wird ein Lamm von den hungrigen Wölfen.

04] Wie wird der sich je in Deine göttliche Freundschaftslehre finden, dem die Sklaverei seiner Nebenmenschen das höchste Bedürfnis zu seinem Wohlleben ist? Ja, Herr und Meister und allein wahrer Heiland der armen leidenden Menschheit, gehe hin, tue Wunder, predige die ewige Sklaverei, und zeige es dem schmachtenden Volke, daß ein Cäsar allein das Recht hat, auf der Erde zu leben, alles Volk aber nur insoweit, als es dem Cäsar beliebt! Zeuge weiter laut, daß der Cäsar das unbestreitbare Recht habe, über jedermanns Leben und Tod zu verfügen nach seiner Willkür und einzuziehen alle Schätze und Güter der Erde, so werden Dir bald königliche Kleider angetan werden, und Du wirst einhergehen in großer Pracht und Majestät!

05] Aber da Deine Lehre die allgemeine Brüderschaft predigt und in einem jeden Menschen ein Gotteskind darstellt, so wirst Du, lieber, für mich wahrhaft heiliger Meister, samt Deiner Lehre verfolgt werden über alle denkbaren Maßen.«

06] Sage Ich: »Freund! Was du hier geredet hast, ist leider wahr; es wird bei den großen und mächtigen Heiden manchen harten Kampf kosten, bis bei ihnen Meine Lehre vollen Eingang finden wird! Aber wird sie bei ihnen einmal dennoch Eingang finden, so werden eben die Cäsaren und die Könige Meine wirkendsten und eifrigsten Apostel sein! Sie selbst werden die Götzentempel niederreißen und an deren Stellen erbauen Gotteshäuser, in denen sich die Brüder alle einfinden und allda geben werden dem einen, allein wahren Gott die Ehre, und ihre Kinder werden in den Gotteshäusern unterwiesen werden in der Lehre, die Ich nun gebe zum zeitlichen und ewigen Heile den Menschen.

07] Aber das wird freilich nicht von heut auf morgen geschehen, sondern nach der rechten Zeit und den rechten Umständen; denn zuerst muß der Same ausgestreut werden, dann keimt er und bringt am Ende viele Frucht.

08] Daß aber diese Meine Lehre nebenher von der eigentlichen Welt, die nicht sterben wird, allzeit Anfechtungen erleben wird, das weiß Ich um eine Ewigkeit schon zum voraus.

09] Ja, diese Meine allersanfteste Lehre wird mit der Zeit sogar die blutigsten Kriege anfachen, aber es kann solches auch nicht vermieden werden; denn das Leben ging hervor aus einem gewaltigen Kampfe in Gott, ist und bleibt darum ein fortwährender Kampf und kann nur durch den geeigneten Kampf erhalten werden! - Verstehest du solches?«

10] Sagt Der Grieche: »Herr und Meister, das ist für unsereinen zu tief! Das magst Du und Deine Schüler wohl fassen; aber für mich ist das etwas zu Unbegreifliches und unergründlich Tiefes!«

11] Sage Ich: »Ja, ja, das meine Ich auch; aber dennoch ist und bleibt es ewig also, wie Ich es dir nun geoffenbart habe!«

12] Auch alles andere Volk ward voll Staunen über solche Meine Rede, und mehrere machten unter sich die Bemerkung und sagten: »Unser Altvater, der weise Grieche, aus Pathmos gebürtig, - hat wahrlich recht klug gesprochen; aber man merkte es dennoch klar, daß aus dem Menschen nur ein Mensch sprach. Wenn aber dieser noch recht junge Mann und Meister spricht, so ist es, als ob nicht er, sondern Gott Selbst aus ihm spräche; und jedes Wort aus seinem Munde dringt also zum Herzen wie ein alter guter Wein und macht dasselbe fröhlich durch und durch.« - Dergleichen Bemerkungen sind noch vielfach gemacht worden, besonders am dritten Tage, wo dies Volk schon mehr und mehr in Meine Lehre eingeweiht war.


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