Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 39


Jesus ist als der Schöpfergott der erste Mensch. Warum Engel den Menschen unsichtbar bleiben, wie man aber mit ihnen kommunizieren kann.

01] Als Cyrenius solche Lehre von den beiden Engeln vernahm, ward ihm das nun zur vollen Gewißheit, und er riet nun bei sich nicht mehr, daß Ich sicher ein höheres Wesen sei, sondern er sprach nun bei sich: »Ja, Er ist es!« Er ging darauf ganz ehrfurchtsvoll zu Mir hin und sagte zu Mir: »Herr, nun ist mir alles klar! Du bist es!

02] Mein Herz hatte mir das wohl schon lange gesagt; aber da traten immer wieder Deine menschlichen Formen und Bewegungen auf und machten mich bald hier, bald dort in meinem Glauben zweifeln. Aber nun sind alle meine geheimen Bedenklichkeiten aus meinem Gemüt verschwunden, und es kann nun geschehen, was da will, so werde ich in meinem Glauben wie ein Fels fest verbleiben. O wie endlos glücklich bin ich nun, daß sogar mein fleischlich Auge Den schauet, der mich erschaffen hat, und der mich nun erhält und ewig erhalten kann und wird!«

03] Sage Ich: »Mein liebster Freund, was du nun hast, das soll dir auch bleiben für ewig! Aber nur behalte es vorderhand für dich und für nur sehr wenige deiner eingeweihtesten Freunde; denn sprächest du nun zu offen davon, so würdest du Meiner Sache und dadurch den Menschen mehr schaden denn nützen! Zudem aber behalte auch das, daß du dich nicht ärgerst, so du hie und da Menschliches an Mir gewahrst; denn bevor alle Engel und Menschen waren, war Ich von Ewigkeit her wohl der erste Mensch und habe er auch sicher das Recht, unter Meinen geschaffenen Menschen auch noch fortan Mensch zu sein!«

04] Sagt Cyrenius: »Tue, was Du willst, und Du bleibst mir dennoch ewig gleichfort Das, was Du mir nun ohne allen Zweifel bist! Aber diese beiden Engel möchte ich bis an mein irdisches Lebensende bei mir haben! Sie sind gar so schön, lieb und weise!«

05] Sage Ich: »Das kann nicht sein; denn du würdest ihre persönlich sichtbare Gegenwart nicht ertragen, und sie würde deiner Seele zu nichts nütze sein. Aber unsichtbar für deine irdischen Sinne sollen sie fortan deine Beschützer bleiben, wie sie es schon von deiner Geburt an waren. Für jetzt aber, da sie den heutigen Tag über hier sichtbar zu verweilen haben, kannst du noch viel mit ihnen verkehren.

06] Du kannst aber, wenn du sie auch nicht siehst, mit ihnen reden und kannst sie fragen um allerlei, und sie werden dir die Antwort in dein Herz legen, die du allzeit als einen klar ausgeprägten Gedanken im Herzen vernehmen wirst. Und das ist besser denn die äußere Rede! Ich sage es dir: Ein Wort, das dir ein Engel in dein eigenes Herz gelegt hat, ist für deine Seele heilsamer als tausende Worte, durch das Ohr von außen her vernommen! Denn was du im Herzen vernimmst, das ist schon dein Eigentum; was du aber von außen her vernimmst, das mußt du dir erst zu eigen machen durch die Tat nach dem vernommenen Worte.

07] Denn hast du das Wort im Herzen und sündigest deinem Außenwesen nach dennoch von Zeit zu Zeit, so ist dein Herz dabei nicht einstimmig und zwingt dich sobald zur Erkenntnis der Sünde und der Reue über dieselbe, und du bist schon dadurch kein Sünder mehr; hast du aber das Wort im Herzen nicht, sondern nur im Gehirne, durchs Ohr dahin gebracht, und sündigest, so sündiget das leere Herz mit und zwingt dich weder zur Erkenntnis noch zur Reue der Sünde, und die Sünde bleibt in dir, und du machst dich schuldig vor Gott und den Menschen!

08] Und so, Freund, ist es dir heilsamer, deine geistigen Beschützer nicht zu sehen, solange du im Leibe zu verweilen hast; wenn du aber dereinst den Leib zu verlassen haben wirst, dann wirst du sie, als selbst Geist, ohnehin gar ewig zu sehen und zu greifen haben - nicht nur diese zwei, sondern zahllos viele andere.«

09] Sagt Cyrenius: »Ich bin schon wieder zufrieden, aber heute will ich mich vollauf mit ihnen allergeistigst unterhalten!«

10] Sage Ich: »Aber wie wird es denn sein? Du hast ja den harten und diebischen Pharisäern verheißen bei Meinem Namen, daß du ihnen einen starken Verweis geben wirst; da wird der Nachmittag dir ja die Gesellschaft der beiden Engel entziehen!?«

11] Sagt Cyrenius: »Ja fürwahr, das hätte ich nahezu ganz vergessen! Ei, ei, das ist mir nun wohl sehr ungelegen! Was soll ich da tun?«

12] Sage Ich: »Wie wäre es denn, so Ich dich des Eides entbinde, wenn du den Pharisäern den beabsichtigten Verweis ganz erließest, da sie ohnehin an deiner gestrigen Androhung genug zu kauen haben?«

13] Sagt Cyrenius: »Herr, wenn es Dir genehm ist, so erlasse ich ihnen nun überaus gerne den beabsichtigten Verweis und überlasse alles Dir und dem alten Roban, der sie nach ein paar Tagen schon zurechtbringen wird«

14] Sage Ich: »Oh, da habe Ich sicher am allerwenigsten etwas dawider! Denn Ich habe darum schon dein Vorhaben mit den Pharisäern auf den Nachmittag verschoben, weil Ich nur zu gut wußte, daß du bald anderen Sinnes werden würdest. - Jetzt aber, da der heutige Tag sich so schön gemacht hat, wollen wir alle ans Meer hinausgehen und uns für den Mittag und Abend einige Fische holen. Wer mit will, der mache sich auf die Füße!«


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