Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 62


Jesu Aufklärung über Sein Reich des Geistes, der Wahrheit, der Freiheit und der Liebe. Seine Aufgabe als Messias.

01] Nun redet der Kaufmann nichts mehr, dankt mit Mir dem Vater und setzt sich dann an einen großen Tisch, der in der Mitte des Saales steht. Ich und alle meine Jünger, Jonael mit dessen Weibe und Töchtern, die Irhael mit ihrem Gemahle Joram und in deren Mitte Meines Leibes Mutter Maria aber setzen uns dann auch zum selben Tische.

02] Den Kaufmann freut das über die Maßen, so dass er sagt: »Herr, weil Du mich gewürdigt hast, Dich an diesen Tisch zu setzen, an den ich mich gesetzt habe, so will ich von nun an einen zehnten Teil von allem, was meine Güter tragen, den Armen geben und alle die Steuern, die sie an die Römer zu entrichten haben, volle zehn Jahre hindurch im voraus entrichten! Nach dieser Zeit aber hoffe ich zu Gott, Deinem und unserem Vater, dass Er uns von dieser Plage durch Dich, o Herr, freimachen wird, zu welch tätigster Mithilfe ich mich durch und durch mit allem, was ich habe, schon draußen Dir treu und wahr angeboten habe.

03] O Herr, nur von dieser Plage mache uns frei, und dass die Juden von Jerusalem mit uns wieder in eine Gemeinschaft treten möchten; denn sie haben sich von der alten Wahrheit himmelweit entfernt! Bei ihnen herrscht nichts als Selbstsucht, Herrschgier und Glanz; Gottes gedenken sie nimmer, und von der Nächstenliebe ist keine Spur mehr! Garizim verachten sie, aber den Tempel Jehovas zu Jerusalem haben sie in eine Wechsler- und Krämerbude verwandelt! Und sagt man zu ihnen, dass sie Frevler sind im Heiligtume Gottes, dann verfluchen und verwünschen sie den, der sie beim rechten Namen zu nennen wagt! Herr, das muß anders werden; also kann es nicht mehr verbleiben! Und verbleibt es, dann ist bald eine erneuerte Sündflut zu befürchten! Rings herum in der ganzen Welt Heiden über Heiden, und zu Jerusalem und in Judäa leben Juden, Priester, Leviten, Schriftgelehrte, Pharisäer und Wechsler und Krämer, die allesamt zehnmal ärger sind als alle Heiden! Kurz, die Welt ist nun ärger um vieles denn zu Zeiten Noahs! Wenn da nicht Abhilfe kommt und der Messias nicht zur Hand nimmt ein flammendes Schwert, so kommen wir offenbarst wieder zum Baue einer neuen Arche! Herr, tue also, was nur immer in Deiner Macht steht! Ich will Dir allzeit Hilfe leisten!«

04] Sage darauf Ich: »Lieber Jairuth! Sieh an Meine Jünglinge! Ich sage dir: Ich habe deren so viele, dass sie auf tausendmal tausend Erden nicht Platz hätten, und einer genügte vollkommen, das ganze römische Reich in drei Augenblicken zu vernichten. Aber obschon ihr besser seid im Glauben als die Juden, so habt ihr aber dennoch mit den Juden gleich einen völlig falschen Begriff vom Messias und seinem Reiche.

05] Wohl wird der Messias ein neues Reich gründen auf dieser Erde, aber merke es wohl! - kein materielles unter Krone und Zepter, sondern ein Reich des Geistes, der Wahrheit, der rechten Freiheit aus der Wahrheit, unter der alleinigen Herrschaft der Liebe!

06] Die Welt aber wird berufen werden, in dies Reich einzugehen. Wird sie dem Rufe folgen, so wird das ewige Leben ihr Lohn sein; wo sie aber dem Rufe nicht folgen wird, so wird sie zwar bleiben, wie sie ist, aber am Ende wird sie überkommen den ewigen Tod!

07] Der Messias als nun ein Menschensohn ist nicht gekommen zu richten diese Welt, sondern nur, um zu berufen alle, die nun wandeln in der Finsternis des Todes, zum Reiche der Liebe, des Lichtes und der Wahrheit!

08] Er kam nicht in diese Welt, um euch das wiederzugewinnen, was eure Vater und Könige an die Heiden verloren haben, sondern nur, um euch a das wiederzubringen, was Adam verloren hatte für alle Menschen, die je auf dieser Erde gelebt haben und noch je leben werden! (a Johannes.03,17)

09] Bis jetzt ist noch keine Seele, die den Leib verließ, der Erde entrückt worden; zahllos viele, von Adam angefangen bis zur Stunde, schmachten sie noch alle in der Nacht der Erde. Aber von nun an erst werden sie frei! Und wann Ich in die Höhe fahren werde, werde Ich allen den Weg von der Erde in die Himmel öffnen, und sie werden alle eingehen auf diesem Wege zum ewigen Leben!

10] Siehe, das ist das zu vollbringende Werk des Messias, und nicht irgend etwas anderes! Und du brauchst deine Hinterasiaten-Streiter nicht zu rufen, indem Ich ihrer nie bedürfen werde. Aber geistige Arbeiter werde Ich viele brauchen für Mein Reich, und die werde Ich Mir Selbst zubereiten. Hier an diesem Tische sitzen schon einige, aber es werden ihrer schon noch mehrere dafür zubereitet werden in aller Liebe und Wahrheit.

11] Siehe nun, das zu bewerkstelligen, ist Meine Aufgabe! Du aber urteile nun und sage es Mir dann, wie dir solch ein Messias behagt!«

12] Sagt der Kaufmann Jairuth: »Herr, darüber muß ich wohl sehr nachdenken! Denn von der Art eines Messias hat noch nie ein Mensch etwas vernommen! Ich aber meine, also wird der Messias der Welt wenig nützen! Denn solange die Welt belassen wird, wie sie ist, wird sie stets ein ärgerlichster Feind alles dessen sein, was da ist des Geistes! Ich aber will nun weiterdenken.«



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 1   |   Werke Lorbers