Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 136


Einwand des Judas wegen Missionsreisen ohne Geld. Verhalten bei Unterkunftssuche; Aufenthaltsdauer; Los von Aufnahmeunwilligen.

01] Es fragte aber der Judas und sagte: »Herr, das wäre alles recht, und wir werden bei den Landleuten sicher ohne Geld versorgt werden; aber wir werden doch sicher auch müssen in die Städte und Märkte gehen, in denen es mit der einstigen Gastfreundschaft schon lange ein volles Ende genommen hat! Wie werden wir da durchkommen und was anfangen ohne Geld?«

02] Sage Ich: a »Wenn ihr in eine Stadt oder in einen Markt geht, da erkundiget euch (denn ihr wisst es doch, was ihr vermögt!), ob jemand darinnen sei, der euer wert ist und dessen benötigt, das ihr geben könnt! Habt ihr einen solchen gefunden, so bleibt bei ihm, bis ihr wieder von dannen irgendwo andershin zieht! (a Matthäus.10,11*; = Markus.06,10; = Lukas.09,04Lukas.10,05-07)

03a] Es versteht sich aber schon von selbst, dass ihr a das Haus, da ihr einzieht, zuvor begrüßet, denn die wahre Liebe geht stets artigsten Schrittes in ein fremdes Haus. (a Matthäus.10,12*; Lukas.10,05; jl.ev07.166,09a; jl.ev01.048,05jl.ev04.165,06jl.ev06.059,08-11;  jl.ev09.007,12jl.ev09.132,05-06;  jl.ev10.215,13)

03b] a So ein Haus, d.h. dessen Bewohner, euer wert sind, da wird euer Friede über sie kommen; ist aber das Haus euer nicht wert, so wird sich der Friede wieder zu euch zurückwenden. (a Matthäus.10,13*; Lukas.10,06;  ⇒ jl.ev01.136,03b*;  jl.ev07.166,09b)

04a] a Und wo euch in einem Hause dessen Bewohner nicht annehmen wird noch hören eure Rede, so geht sogleich aus solch einem Hause, wie am Ende auch aus solch einer Stadt und b schüttelt sogar den an euren Füßen haftenden Staub zu einem für dereinst gar wichtigen Zeugnisse über sie! (a Markus.06,11; = Lukas.09,05b Apostelgeschichte.13,51Lukas.10,10-11;  ⇒ jl.ev01.136,04a*;  jl.ev06.059,08jl.ev07.166,12ajl.him3.088,26 .30 .42) )

04b] Denn wahrheitsvoll sage Ich euch: Es wird dereinst dem Lande der a Sodomer und Gomorrer erträglicher beim jüngsten Gerichte in der andern Welt ergehen als einer solchen Stadt! (a 1.Mose.19,01-29Lukas.10,12jl.ev07.166,13)

Überlegenheit der Klugheit und Sanftmut über Gewalt und Strafgerichte

05] a seht! Ich sende euch wie Schafe unter die reißenden Wölfe; deshalb seid allenthalben b klug wie die Schlangen, aber dabei ohne Falsch wie die Tauben, die ein Bild der Sanftmut sind!« (a Lukas.10,03b Röm.16,19;  ⇒ jl.ev01.136,05*;  jl.ev02.166,06jl.ev02.167,13jl.ev05.131,03jl.ev06.113,03jl.ev06.114,01-05jl.ev07.130,10jl.ev07.158,03jl.ev07.166,08jl.ev09.038,06jl.ev09.148,09-14jl.bmar.015,12jl.hag1.107,08-10;  jl.hag1.109,14jl.him1.093jl.him3.352,01-09;  jl.gso1.094,16gm.pred.030, S. 191gm.pred.033, S. 209)

06] Sagt darauf Judas: »Herr! Bei so bewandten Umständen werden wir im allgemeinen schlechte Geschäfte machen! Was nützt da das dereinstige Jüngste Gericht in der Geisterwelt, an die nahe kein Mensch mehr glaubt? Wenn wir aus Deiner uns nun erteilten göttlichen Machtvollkommenheit kein Jüngstes Gericht so scharf als möglich und nötig über die reißenden Wolfsmenschen verhängen können oder dürfen, da bleiben wir gleich so gut wie zu Hause! Denn wie wir vor solchen Wölfen, von denen besonders die Städte strotzen, nur ein wenig laut von Dir zeugen werden, so wird man uns ergreifen, binden und schleppen auf die Rathäuser und dort über uns ein scharfes Gericht halten; und man wird uns dann, wenn die Gerichte nicht zu scharf sind, doch zum wenigsten geißeln vor den Juden in den Schulen und uns endlich als vogelfrei vor die Stadt hinausstoßen. Wahrlich, für solch eine Bescherung möchte ich mich schon zum voraus bedanken! Was nützt da alle Klugheit, Wahrheit und die vollste Ehrlichkeit, wo als Gegensatz die willkürlichste Gewalt in ihrem blinden Eifer wütet?

07] Wenn es eine volle Wahrheit und rechte Gerechtigkeit gibt, wofür die gegenwärtige Menschheit nicht den entferntesten Sinn hat, so muß auch bei uns der römische Grundsatz gelten: 'Zugrunde gehe alle Welt; aber die volle Gerechtigkeit werde geübt!' Die wahre Tugend finde stets ihren sichern Lohn; die Lüge, der Neid, der Geiz, die Falschheit und alle Ungerechtigkeit aber finde stets ihre unerbittlichste Strafe! Wollen wir mit der nun nahe allgemein verworfen schlechten Menschheit etwas ausrichten, so müssen wir wie Engel über Sodom und Gomorra auftreten. Der uns hört und annimmt in Deinem Namen, dem werde der Lohn Deiner Gnade; der uns aber nicht hören und annehmen will, über den komme eine Plage! Der uns aber verfolgen will und ziehen vor ein weltlich Gericht, über den falle ein verzehrend Feuer aus dem Himmel und tue mit ihm, wie es einst mit den Sodomitern getan hat!

08] Wenn Du, Herr, uns also zu wirken zulässest, da werden wir auch ganz entschieden gute Folgen dieser nunmaligen Sendung zustande bringen; dürfen wir aber nicht also vorgehen mit der über alle Maßen verderbten und verdorbenen Menschheit, so ist alle unsere Mühe und Arbeit vergeblich. Wir werden am Ende gesteinigt, und Du Selbst wirst, so es irgend möglich ist, getötet werden, und unsere immens (unermeßlich) vielen Widersacher werden lachend über unsere Leichname siegestrunken einhergehen. Und das wird auch alles sein, was wir mit aller der unzeitigen Güte, Nachgiebigkeit und Sanftmut ausrichten werden. Kurz und gut, man muß, um mit dem Satan etwas auszurichten, ihm entweder einen vollkommenen Herrn zeigen oder ihm als Knecht dienen, sonst ist alles nichts!«



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