Jakob Lorber: 'Die Erde'


59. Kapitel: Von der Fleisches- und Sinneslust (31. März 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Ihr wißt, daß gewisse Menschen mit fleischlicher Lust sehr behaftet sind, sowohl weiblicher als männlicherseits, während es doch wieder andere Menschen giebt, bei denen das sinnlich-fleischliche Wesen beinahe ganz stumpf ist; solche Menschen rühren sich deswegen nicht, und obschon ihnen gegenüber das reizendste Fleisch aufgestellt würde. Ein üppiger Weiberfuß, ein Arm, eine Brust als die gewöhnlichen Aushängschilder des weiblichen Geschlechtes zur Erweckung des sinnlichen Triebes bei den Männern rühren einen nicht Fleischsüchtigen oft so wenig, als wie ein dürrer Baumast; wogegen wieder andere beim Anblicke dieser weiblichen Reizaushängeschilder ganz rasend werden. Ja, es giebt Narren, die sich in einen weiblichen Arm dergestalt verlieben können, daß sie ganz toll werden, wenn sich so ein Frauenzimmer nicht zum Weibe oder doch wenigstens zum zeitweiligen sinnlichen Genusse bekommen können.

02] Der Grund also von solcher fleischlicher Neigung, besonders wenn diese sich sehr heftig ausspricht, liegt gewöhnlich im Besessensein von einem oder auch mehreren geilen Fleischteufeln.

03] Aber wie kommen diese wieder in das Fleisch eines solchen Menschen? Dazu bereiten die Menschen selbst Gelegenheiten ohne Zahl und Maß; solche Fleischteufel wohnen zuerst in den hitzigen Getränken, im Weine, auch im Biere, und besonders in den gebrannten Geistern. Wenn sich Menschen mit dergleichen Getränken stark berauschen, so haben sie in diesen Getränken einen sicher, wo nicht mehrere Fleischteufel in ihr Fleisch aufgenommen; sind sie aber einmal im Fleische, da jucken und quälen sie die Genitalien auf eine so arge Weise, daß der Mensch nicht umhin kann, solche Juckerei durch den sinnlichen Genuß des Fleisches entweder mit den Weibern, oder manchmal sogar mit den Thieren zu befriedigen. Diese Fleischteufel sind natürlich nichts anderes als unlautere Seelen solcher verstorbener Menschen, welche ebenfalls entweder dem Trunke oder der fleischlichen Sinnlichkeit sehr ergeben waren. Sie treten zwar aus einem Besserungsgrunde in das Fleisch eines noch lebenden Menschen über; aber weil das Fleisch eben ihr Element war, so treiben sie es nicht selten in solch' einem Menschen, den sie besessen haben, noch ärger, als sie früher es im eigenen Fleische getrieben haben.

04] Ebendiese verstorbenen Fleischseelen, wenn sie es zu toll treiben und sich stets mehr und mehr in ihrer unreinen Lust entzünden, bewirken auch zu allermeist die abscheulichen und sehr gefährlichen sogenannten syphilitischen Krankheiten, was von den schützenden Engelsgeistern darum zugelassen wird, auf daß die Seele des eigentlichen Menschen nicht gänzlich zu Grunde gehe in der tobenden Wuth ihres Fleisches. -

05] Also solche hitzige Getränke sind der erste Weg, aus welchem diese Fleischteufel in das Fleisch des Menschen kommen.

06] Der zweite Weg, ebenso gefährlich wie der erste, sind die öffentlichen Tanzbelustigungen, wo ihr immer annehmen könnet, daß auf einem Balle oder sonstiger Tanzunterhaltung sich auch allzeit zehnfach so viel unsichtbare fleischsüchtige unreine Seelen einfinden, als sonst Gäste auf einem solchen Balle beisammen sind. - Auf diesem Wege kommen sie am leichtesten in das Fleisch, welches hier sehr aufgeregt wird, und daher überaus stark aufnahmsfähig ist für dergleichen schmuziges Seelengesinde; aus welchem Grunde denn auch Menschen nach einem solchen Balle für alles Höhere und Erhabenere einen förmlichen Widerwillen empfinden, was in den Städten, besonders bei Studirenden, von Jedermann leicht beobachtet werden kann, da nicht selten früher recht fleißige Studirende nach einem Balle, anstatt auf ihre Bücher zu denken, nur fortwährend den weißen Nacken, Busen, Arm und die Augen ihrer Tänzerin vor dem Gesichte haben, und ihr Sinn sich fast mit nichts Anderem mehr beschäftiget, als bloß nur mit dem Gegenstande, der auf dem Balle ihnen eine so große Lust bereitet hatte.

07] Mancher Studirende läßt darob das Studiren gar sein; mancher aber studirt darauf, statt der Wissenschaft, nur das Brod, um sobald als möglich mit seiner lieblichen Tänzerin ein Paar zu werden, und gehe es ihm schon, wie es wolle; und wird so ein paar Leute auch wirklich ein Ehepaar, so ist aber das auch ein Ehepaar, welches einem eigentlichen Ehepaare ebenso wenig gleich sieht, als die Nacht dem Tage.

08] Die erste Zeit bei einem solchen Ehepaare wird bloß mit der sinnlichen Lust zugebracht, so daß binnen kurzer Zeit fast alle Specifica, die dahin bestimmt sind, um Zeugungskraft zu bilden, bis unter Null verbraucht werden; dann tritt gewöhnlich bald eine gänzliche Erschlaffung des Fleisches und besonders der Genitalien ein. In solchen Fällen sucht dann der in solchen Leuten inwohnende Fleischteufel darin einen Regreß, daß er der Seele besonders durch die Nieren einflüstert, wie gewisserart ein Hausarzt, sich auf anderes Fleisch zu wenden; dadurch wird bald dem Manne sein Weib zum Ekel, und der Mann seinem Weibe. Sie fängt sich an nach und nach um jugendliche Hausfreunde umzusehen, und er aber geht gewöhnlich Abends frische Luft suchen, und wenn er vermöglicher ist, so macht er Reisen wegen größerer Luftveränderung. Und so geht die Sache fort, bis sich mit der Zeit ein solches Ehepaar dergestalt überdrüßig wird, daß es sich bald scheiden läßt, oder es läßt einander ohne gerichtliche Scheidung sitzen; oder wenn es in einem solchen Hause mehr nobel und adelig zugeht, so wird dahin eine Convenienz getroffen, daß ein jeder Theil bezüglich seiner sinnlichen Lust thun kann, wie es ihm am besten gefällt. Dergleichen Erscheinungen, die gegenwärtig sehr an der Tagesordnung sind, sind lauter Früchte der Ball- und Tanzunterhaltungen, und sind Folgen vom Besessensein von oberwähnten argen Fleischpatronen.


09] Dieses Besessensein äußert sich anfänglich zwar nie mit der Heftigkeit, als wie bei Manchen, die durch hitzige Getränke dergleichen unreine Geister in sich aufgenommen haben; aber die Geister aus den hitzigen Getränken werden leicht durch ein kräftiges Gebet der Seele durch ihren Geist hinausgeschafft, worauf dann wieder der normale Zustand des Fleisches eintreten kann. Aber die Besitzungen auf dem Wege öffentlicher Tanzbelustigungen sind nicht so leicht hinauszubringen, und es wird dazu schon sehr viel Fasten, Beten und Selbstverläugnung erfordert, wodurch die Seele sich mehr und mehr mit ihrem Geiste vereinigt, dieser dann durch sie greift, und das arge Gesindel aus dem Hause der Seele schafft.

10] Aber wo ist nun ein solcher Tänzer und eine solche Tänzerin, die das thäten? Gewöhnlich fressen sie schon während und nach dem Tanze noch mehr als früher, und wollen sich dadurch wieder restauriren, was eben so viel heißt, als dem Fleischteufel leibeslebenslängliche Pension und Unterkunft mit Seele und Blut zu garantiren.

11] Manche Tänzerin und mancher Tänzer, wenn sie zuviel solcher Gäste in sich ausgenommen haben, gehen auch ihrem Leibe nach in kurzer Zeit zu Grunde; denn diese argen Fleischbolde, wenn sie in den Nieren und in den Genitaltheilen nicht Platz finden, so richten sie auch ihre Wohnung in der Milz, Leber oder auch in der Lunge auf; wo aber ein solcher Höllenemigrant seine Wohnung aufrichtet, da tödtet er gewisserart das Fleisch, und die Folgen davon sind Milz- und Leberverhärtungen, und in der Lunge Lungensucht, Abzehrung oder auch, wenn zwei oder mehrere sich auf die Lunge geworfen haben, die sogenannte gallopirende Lungensucht.

12] Ich sage euch, und ihr könnt es sicher annehmen:

13]Die meisten Krankheiten rühren bei den Menschen von ihrer höllischen Einwohnerschaft her, der sie selbst den Weg in ihr Fleisch bahnten.

14] Das sind demnach wahre Kinder der Welt, und beginnen schon gar Viele in der Jugend die Schule für die Hölle; damit sie aber ja nicht merken sollten, daß sie in ihrem Fleische fremde Gäste der schmuzigsten Art beherbergen, so suchen diese Geister nicht nur allein das Fleisch ihrer Hausherren so sinnlich als nur thunlich zu stimmen, sondern sie wirken auch dergestalt auf die Seele, daß diese sich in allerlei weltlichen Dingen sehr wohlzugefallen anfängt.

15] Diese weltlichen Dinge sind: Mode, das reizende Fleisch muß nach der Mode emballirt sein, die Haare gebrannt, die Haut mit wohlriechenden Specereien eingerieben, und bei den männlichen Individuen darf der höllische Cigarrenzutzschel nicht fehlen, und mancher junge Modetölpel, wenn er um einiges Geld besitzt, verraucht nicht selten in einem Tage so viel, daß sich zehn Arme hinreichend Brod kaufen könnten.

16] Wißt ihr aber auch, was diese Rauchmode zu bedeuten hat? Die bösen Einwohner bemühen sich, die Seele schon bei Leibesleben an den höllischen Dampf und Gestank zu gewöhnen, damit sie nach dem Austritte aus dem Leibe ihrer stinkenden Gesellschaft nicht sobald gewahr werde, und auch nicht allzubald empfinde, wenn diese saubere Gesellschaft sie ganz unvermerkt in die dritte Hölle führt.

17] Es ist zwar wohl schon gesagt worden, daß jede Seele nach dem Tode zuerst in die Gesellschaft der Engel kommt, wo ihre böse Gesellschaft augenblicklich weichen muß. Das geschieht zwar auch hier in diesem Falle; allein solch' eine Seele bleibt nicht fortan in der Gesellschaft der Engel, sondern wird von denselben in eine solche Lage versetzt, wo es ihr möglich wird, sich zu ergänzen, deutlicher noch gesprochen: sie wird auf einen solchen Ort gestellt, wo sie durch eine gewisse freie Thätigkeit jene zu ihrer Ergänzung nöthigen Specifica wieder gewinnen kann, die sie auf dieser Welt vergeudet hatte.

18] Ein solcher Ort ist dann derjenige, auf welchem sich einer solchen Seele die frühere arge Fleischgesellschaft unvermerkt nahen kann. Da aber diese höllischen Wesen für eine nur einiger Maßen reinere Seele ganz gewaltig pestilenzialisch stinken, und die Seele ihre Gegenwart leicht merkt, so ist aber in diesem Falle der Geruchssinn der Seele oft so verdorben, daß sie dergleichen Approximationen nicht merkt; denn vom Sehen ist da ohnedieß nicht viel die Rede, da für's Erste die Seele noch viel zu wenig Licht hat, und das Schauen der Seele ohnehin nur von Innen ausgeht, sie sonach nur das sehen kann, was in ihr ist, und nicht, was außer ihr ist.

19] Solche Geister aber sind außerhalb einer solchen Seele, daher sieht sie dieselben nicht, aber durch den Geruchsinn kann sie ihre Gegenwart empfinden, und ihren Standpunkt genau ermitteln, und hat sie das, da kann sie sich in ihren Geist zurückziehen, der sie sobald erleuchtet, wodurch sie dann alsbald auch schauen kann, wo sich ihre Feinde befinden, und was sie thun wollen; und sehen die Höllischen einmal das Angesicht der Seele, da fliehen sie jählings, denn Alles kann ein höllischer Geist eher vertragen, als das Auge einer reinen Seele, noch weniger aber natürlich das eines Engels, und um sie vor Meinem Auge zu schützen, werden Berge zur Deckung gerufen!

20] Aus Dem aber könnt ihr leicht entnehmen, warum Ich schon zu öfteren Malen gegen das höchst abscheuliche Tabakrauchen geeifert habe; zugleich habt ihr aus dieser Denkwürdigkeit gesehen, wie die übermäßige fleischliche Lust im Menschen entsteht, und zu was sie führt, und wie sich Menschen vor derselben auch leicht verwahren können. Nächstens werden wir wieder eine andere Denkwürdigkeit betrachten, und uns die geziemenden Notabene herausnehmen.

01] Ihr wisset, daß gewisse Menschen mit fleischlicher Lust sehr behaftet sind, sowohl weiblicher- als männlicherseits, während es doch wieder andere Menschen gibt, bei denen das sinnlich-fleischliche Wesen beinahe ganz stumpf ist; solche Menschen rühren sich deswegen nicht, und obschon ihnen gegenüber das reizendste Fleisch aufgestellt würde. Ein üppiger Weiberfuß, ein Arm, eine Brust, als die gewöhnlichen Aushängeschilder des weiblichen Geschlechtes zur Erweckung des sinnlichen Triebes bei den Männern, rühren einen nicht Fleischsüchtigen oft so wenig als ein dürrer Baumast, - wogegen wieder andere beim Anblicke dieser weiblichen Reizaushängeschilder ganz rasend werden. Ja, es gibt Narren, die sich in einen weiblichen Arm dergestalt verlieben können, daß sie ganz toll werden, wenn sie so ein Frauenzimmer nicht zum Weibe oder doch wenigstens zum zeitweiligen sinnlichen Genusse bekommen können.

02] Der Grund also von solcher fleischlicher Neigung, besonders wenn diese sich sehr heftig ausspricht, liegt gewöhnlich im Besessensein von einem oder auch mehreren geilen Fleischteufeln.

03] Aber wie kommen diese wieder in das Fleisch eines solchen Menschen? - Dazu bereiten die Menschen selbst Gelegenheiten ohne Zahl und Maß. Solche Fleischteufel wohnen zuerst in den hitzigen Getränken, im Weine, auch im Biere, und besonders in den gebrannten Wässern. Wenn sich Menschen mit derlei Getränken stark berauschen, so haben sie in diesen Getränken sicher einen, wo nicht mehrere Fleischteufel in ihr Fleisch aufgenommen. Sind sie aber einmal im Fleische, da jucken und quälen sie die Genitalien auf eine so arge Weise, daß der Mensch nicht umhin kann, solche Juckerei durch den sinnlichen Genuß des Fleisches entweder mit den Weibern oder manchmal sogar mit den Tieren zu befriedigen. Diese Fleischteufel sind natürlich nichts anderes als unlautere Seelen solcher verstorbener Menschen, welche ebenfalls entweder dem Trunke oder der fleischlichen Sinnlichkeit sehr ergeben waren. Sie treten zwar aus einem Besserungsgrunde in das Fleisch eines noch lebenden Menschen über; aber weil das Fleisch eben ihr Element war, so treiben sie es nicht selten in solch einem Menschen, den sie besessen haben, noch ärger, als sie früher es im eigenen Fleische getrieben haben.

04] Ebendiese verdorbenen Fleischseelen, wenn sie es zu toll treiben und sich stets mehr und mehr in ihrer unreinen Lust entzünden, bewirken auch zu allermeist die abscheulichen und sehr gefährlichen sogenannten syphilitischen Krankheiten, was von den schützenden Engelsgeistern darum zugelassen wird, auf daß die Seele des eigentlichen Menschen nicht gänzlich zugrunde gehe in der tobenden Wut ihres Fleisches.

05] Also solche hitzige Getränke sind der erste Weg, auf welchem diese Fleischteufel in das Fleisch des Menschen kommen.

06] Der zweite Weg, ebenso gefährlich wie der erste, sind die öffentlichen Tanzbelustigungen, wo ihr immer annehmen könnt, daß auf einem Balle oder sonstigen Tanzunterhaltung sich auch allezeit zehnfach soviel unsichtbare fleischsüchtige, unreine Seelen einfinden, als sonst Gäste auf einem solchen Balle beisammen sind. Auf diesem Wege kommen sie am leichtesten in das Fleisch, welches hier sehr aufgeregt wird und daher überaus stark aufnahmefähig ist für derlei schmutziges Seelengesindel. Aus diesem Grunde empfinden denn auch Menschen nach einem solchen Balle für alles Höhere und Erhabenere einen förmlichen Widerwillen, was in den Städten, besonders bei Studierenden, von jedermann leicht beobachtet werden kann, da nicht selten früher recht fleißige Studierende nach einem Balle, anstatt an ihre Bücher zu denken, nur fortwährend den weißen Nacken, Busen, Arm und die Augen ihrer Tänzerin vor dem Gesichte haben und ihr Sinn sich fast mit nichts anderem mehr beschäftigt als bloß nur mit dem Gegenstande, der auf dem Balle ihnen eine so große Lust bereitet hatte.

07] Mancher Studierende läßt darob das Studieren gar sein; mancher aber studiert darauf statt der Wissenschaft nur das Brot, um sobald als möglich mit seiner üblichen Tänzerin ein Paar zu werden - und gehe es ihm schon, wie es wolle. Und wird so ein Paar auch wirklich ein Ehepaar, so ist das aber auch ein Ehepaar, welches einem eigentlichen Ehepaar ebensowenig gleichsieht als die Nacht dem Tage.

08] Die erste Zeit wird bei einem solchen Ehepaare bloß mit der sinnlichen Lust zugebracht, so daß binnen kurzer Zeit fast alle Spezifika, die dahin bestimmt sind, um Zeugungskraft zu bilden, bis unter Null verbraucht werden. Dann tritt gewöhnlich bald eine gänzliche Erschlaffung des Fleisches und besonders der Genitalien ein. In solchen Fällen sucht dann der solchen Leuten innewohnende Fleischteufel darin einen Regreß (Ersatzanspruch), daß er der Seele, besonders durch die Nieren, einflüstert - wie gewisserart ein Hausarzt -, sich an anderes Fleisch zu wenden. Dadurch wird dem Manne sein Weib bald zum Ekel - und der Mann seinem Weibe. Sie fängt an, nach und nach sich nach jugendlichen Hausfreunden umzusehen; er aber geht gewöhnlich abends frische Luft suchen, und wenn er vermögender ist, so macht er Reisen wegen größerer Luftveränderung. Und so geht die Sache fort, bis sich mit der Zeit ein solches Ehepaar dergestalt überdrüssig wird, daß es sich bald scheiden läßt, oder es läßt einander ohne gerichtliche Scheidung sitzen; oder wenn es in einem Hause mehr nobel und adlig zugeht, so wird dahin eine Konvenienz (Übereinkunft) getroffen, daß ein jeder Teil bezüglich seiner sinnlichen Lust tun kann, wie es ihm am besten gefällt. - Derlei Erscheinungen, die gegenwärtig schon an der Tagesordnung sind, sind lauter Früchte der Ball- und Tanzunterhaltungen und sind Folgen von Besessensein von oberwähnten argen Fleischpatronen.

09] Dieses Besessensein äußert sich anfänglich zwar nie mit der Heftigkeit als wie bei manchen, die durch hitzige Getränke derlei unreine Geister in sich aufgenommen haben - die Geister aus den hitzigen Getränken werden jedoch leicht durch ein kräftiges Gebet der Seele durch ihren Geist hinausgeschafft, worauf dann wieder der normale Zustand des Fleisches eintreten kann -; aber die Besitzungen auf dem Wege offentlicher Tanzbelustigungen sind nicht so leicht hinauszubringen, und es wird dann schon sehr viel Fasten, Beten und Selbstverleugnung erfordert, wodurch die Seele sich mehr und mehr mit ihrem Geiste vereinigt, dieser dann durch sie greift und das arge Gesindel aus dem Hause der Seele schafft.

10] Aber wo ist nun ein solcher Tänzer und eine solche Tänzerin, die das täten? - Gewöhnlich fressen sie schon während und nach dem Tanze noch mehr als vorher und wollen sich dadurch wieder restaurieren, was ebensoviel heißt, als dem Fleischteufel leibeslebenslängliche Pension und Unterkunft mit Seele und Blut zu garantieren.

11] Manche Tänzerin und mancher Tänzer, wenn sie zuviel solcher Gäste in sich aufgenommen haben, gehen auch ihrem Leibe nach in kurzer Zeit zugrunde; denn diese argen Fleischbolde, wenn sie in den Nieren und in den Genitalteilen nicht Platz finden, richten auch ihre Wohnungen in der Milz, Leber oder auch in der Lunge auf. Wo aber ein solcher Höllenemigrant seine Wohnung aufrichtet, da tötet er gewisserart das Fleisch, und die Folgen davon sind Milz- und Leberverhärtungen und in der Lunge Lungensucht, Abzehrung oder auch, wenn zwei oder mehrere sich auf die Lunge geworfen haben, die sogenannte galoppierende Lungensucht.

12] Ich sage euch, und ihr könnet es sicher annehmen:

13] Die meisten Krankheiten rühren bei den Menschen von ihrer höllischen Einwohnerschaft her, der sie selbst den Weg in ihr Fleisch bahnten.

14] Das sind demnach wahre Kinder der Welt, und es beginnen gar viele schon in der Jugend die Schule für die Hölle. Damit sie aber ja nicht merken sollten, daß sie in ihrem Fleische fremde Gäste der schmutzigsten Art beherbergen, so suchen diese Geister nicht nur allein das Fleisch ihrer Hausherren so sinnlich als nur tunlich zu stimmen, sondern sie wirken auch dergestalt auf die Seele, daß diese sich in allerlei weltlichen Dingen sehr wohlzugefallen anfängt.

15] Diese weltlichen Dinge sind: Mode; das reizende Fleisch muß nach der Mode emballiert (umhüllt) sein, die Haare gebrannt, die Haut mit wohlriechenden Spezereien eingerieben; und bei den männlichen Individuen darf der höllische Zigarrenzutzel nicht fehlen, und mancher junge Modetölpel, wenn er nur einiges Geld besitzt, verraucht nicht selten in einem Tage so viel, daß sich davon zehn Arme hinreichend Brot kaufen könnten.

16] Wisset ihr aber auch, was diese Rauchmode zu bedeuten hat?! Die bösen Einwohner bemühen sich, die Seele schon bei Leibesleben an den höllischen Dampf und Gestank zu gewöhnen, damit sie nach dem Austritte aus dem Leibe ihrer stinkenden Gesellschaft nicht sobald gewahr werde und auch nicht allzubald empfinde, wenn diese saubere Gesellschaft sie ganz unvermerkt in die dritte Hölle führt.

17] Es ist zwar wohl schon gesagt worden, daß jede Seele nach dem Tode zuerst in die Gesellschaft der Engel kommt, wo ihre böse Gesellschaft augenblicklich weichen muß. Das geschieht zwar auch hier in diesem Falle; allein solch eine Seele bleibt nicht fortan in der Gesellschaft der Engel, sondern wird von denselben in eine solche Lage versetzt, wo es ihr möglich wird, sich zu ergänzen, - noch deutlicher gesprochen: sie wird auf einen solchen Ort gestellt, wo sie durch eine gewisse freie Tätigkeit jene zu ihrer Ergänzung nötigen Spezifika wieder gewinnen kann, die sie auf dieser Welt vergeudet hat.

18] Ein solcher Ort ist dann derjenige, auf welchem sich einer solchen Seele die frühere, arge Fleischgesellschaft unvermerkt nahen kann. Obwohl diese höllischen Wesen für eine nur einigermaßen reinere Seele ganz gewaltig pestilenzialisch stinken und die Seele ihre Gegenwart leicht merkt, so ist aber in diesem Falle der Geruchsinn der Seele oft so verdorben, daß sie derlei Annäherungen nicht merkt; denn vom Sehen ist ja ohnedies nicht viel die Rede, da fürs erste die Seele noch viel zuwenig Licht hat und das Schauen der Seele ohnehin nur von innen ausgeht, sie sonach nur das sehen kann, was in ihr ist, und nicht, was außer ihr ist.

19] Solche Geister aber sind außerhalb einer solchen Seele; daher sieht sie dieselben nicht, aber durch den Geruchsinn kann sie ihre Gegenwart empfinden und ihren Standpunkt genau ermitteln, und hat sie das, da kann sie sich in ihren Geist zurückziehen, der sie sobald erleuchtet, wodurch sie dann alsbald auch schauen kann, wo sich ihre Feinde befinden, und was sie tun wollen. Und sehen die Höllischen einmal das Angesicht der Seele, da fliehen sie jählings; denn alles kann ein höllischer Geist eher vertragen als das Auge einer reinen Seele, noch weniger aber natürlich das eines Engels; und um sie vor Meinem Auge zu schützen, werden Berge zur Deckung gerufen!

20] Aus dem aber könnt ihr leicht entnehmen, warum Ich schon zu öfteren Malen gegen das höchst abscheuliche Tabakrauchen geeifert habe; zugleich habt ihr aus dieser Denkwürdigkeit gesehen, wie die übermäßige fleischliche Lust im Menschen entsteht, wozu sie führt, und wie sich Menschen vor derselben auch leicht verwahren können. - Nächstens werden wir wieder eine andere Denkwürdigkeit betrachten und uns das geziemende Notabene (Merkzeichen) herausnehmen.


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