Jakob Lorber: 'Die Erde'


18. Kapitel: Die Rinde der Erde (26. Januar 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Nachdem wir die Mittelerde durchgemacht haben, begeben wir uns, wie schon vorerwähnt, auf die äußere Erde, die gewisserart die Haut oder die Rinde der Erde ausmacht.

02] Dieser äußere Theil der Erde hat ein am allerwenigsten mechanisch kunstvolles Bauwerk in sich; aber was ihm in dieser Sphäre mangelt, das wird bei ihm durch andere zahllose Bildungsformen ersetzt, und es herrscht in ihm eine gewisserart gemengte Fülle von Allem dergestalt, daß es keinem Menschenverstande zu fassen und zu begreifen möglich wäre, wie und was alles in dieser Erdrinde vor sich geht.

03] Bei den früheren zwei Erden haben wir alles mehr einfach gefunden, so wie die Wirkung nebst der ihr vorhergehenden Thätigkeit eine gewisserart sehr einfache ist. Man könnte die innere Thätigkeit und das innere Wirken vergleichen einem ganz einfachen Triebrade, bei dem man nichts anderes erblickt, als daß es sich fleißig und kräftig um seine Achse dreht; geht man aber dann in die Kammer, wo ein sehr complicirter Mechanismus durch die einfache Wirkung des ersten Triebrades in die mannigfaltigste Bewegung gesetzt wird, und wo durch dieses viele Räder- und Spindelwerk die seltensten Effekte bewirkt werden, so erstaunt man, wenn man zurückdenkt, daß das Alles das draußige einfache Triebrad zuwegebringt.

04] So kann man auch die einfache Thätigkeit im Innersten der Erde als ein einfaches Triebrad betrachten, durch welches aber eben auf unserer dritten oder äußersten Erde zahllose allermannigfaltigste Wirkungen hervorgebracht werden. Nun müßt ihr euch die äußere Erde etwa nicht als durch einen leeren Luftraum oder durch ein Zwischensein etwa eines unterirdischen Meeres geschieden vorstellen; sondern diese beiden Erden sind so innig und fest mit einander verbunden, als wie die Rinde mit dem Holze eines Baumes.

05] Zunächst an der festen Erde ruht eine noch mehrere Meilen dicke fühlbare Haut der Erde, über welcher Haut dann erst die Epidermis (Oberhaut) oder die eigentliche unfühlbare Haut der Erde folgt, in welcher sich die Wirkungen des inneren organischen Lebens der Erde erst so recht vertausendfältigen; allda wird erst Alles geformt in sich wie außer sich, d. h. es wird der Same, wie er als Same in sich beschaffen ist, entweder frisch gebildet, wie auch in sich so dargestellt, was einst seine entkeimte Außenform sein solle; oder für den Samen wird hier die Kraft bereitet, und je nach ihrer Art geschieden, wie sie tauglich zur Belebung des schon vorhandenen Samens sowohl für Pflanzen als Thiere ist, - von dem sie nach und nach durch das Pflanzenreich, wie durch das Wasser und durch zahllose kleine Thierchen aufgenommen, und dann ganz intelligent verwendet wird.

06] Zu solcher Präparirung gehört sicher auch eine unendliche Complicirtheit vorerst der mechanisch-organischen Construction dieses Erdtheiles; Allein mit der wäre da noch sehr wenig gedient, denn all' solche Mechanik würde da sehr wenig oder gar nichts leisten, sondern die Einrichtung dieses Erdtheiles muss nebst der wunderbarst complicirtesten mechanischen Einrichtung zur Sonderung und Vertheilung der aus dem Innersten der Erde aufsteigenden Säfte und Kräfte noch eine Zweite noch in's Unendliche mehr complicirte Einrichtung zu dem Zwecke haben, vermöge welchem die gar subtilen Einwirkungen aus dem äußeren unendlichen Weltenraume aufgenommen und der rechten Bestimmung zugeführt werden.

07] Daß für diesen Behuf mit einer einfachen Vorrichtung nicht gedient wäre, das könnt ihr euch wohl leicht vorstellen, wenn ihr nur eine einzige Pflanze recht aufmerksam betrachtet, welch' mannigfaltige Theile sie besitzt, und welche Unzahl von jedem Theile an einer Pflanze vorhanden sein muß, wie z. B. Stacheln, Haare, Ecken, Winkeln, Fasern, Fäden, Flüssigkeiten, Fette, und dergleichen noch mehr, und das alles verbunden durch einen kunstvollsten Mechanismus bloß zur Darstellung dieser einzigen Pflanze; - wenn aber schon eine Pflanze so viel erfordert, wie viel von solcher allermannigfaltigsten Einrichtung wird da in diesem dritten Erdtheile vorhanden sein müssen, wo es sich um die Bildung für's Erste des mannigfachen und reichen Außenminerales, dann um die ganze Pflanzenwelt, und endlich um die zahllos vielfache Thierwelt handelt.

08] Ein Sandkörnchen, als doch sicher das einfachste Mineral, ist so kunstvoll zusammengefügt, daß ihr euch vor lauter Verwunderung ganz umkehren würdet, so ihr es erblicken könntet, wie es in sich selbst kunstvollst zusammen gefügt ist. Da würdet ihr eine Menge der verschiedenartigsten Krystalle entdecken, die so geregelt aneinander gefügt sind, daß sie der allergeschickteste Mathematiker nie so genau berechnen könnte; das ist aber noch das Wenigste. Wenn ihr dann diese einzelnen Krystalle erst genauer untersuchen würdet, so würdet ihr finden, daß sie nichts als Complexionen von lauter thierischen Kadavern sind, und das ist von einer Art Infusorien, die aber viel kleiner sind, als jene schon beiweitem vorgerücktere Art, die im gährenden Wassertropfen zum Vorschein kommt; und würdet ihr dann selbst wieder diese Infusionsthierkadaver näher untersuchen, so würdet ihr in einem jeden solchen Kadaver eine zahllose Menge atomistischer Thierchen entdecken, welche zur Lebenszeit dieser nun in Krystallformen aneinander geklebten Infusorien eben diesen Infusorien als Speise und Nahrung gedient haben; und wäre es euch möglich, ein solches atomistisches Thierchen freilich mehr mit geistigen als wie mit den schärfst bewaffneten Naturaugen untersuchend zu betrachten, da würdet ihr in einem jeden solchen atomistischen Thierchen eine Mignon-Hülsenklobe entdecken, in welcher im kleinsten Maßstabe das ganze Universum wie abgebildet zum Vorscheine kommt. Fasset da Millionen in ein solches Krystallchen zusammen, das aus 1000 Infusorien gefügt ist, und das Sandkörnchen aus hundert solchen Krystallen, so werdet ihr euch wenigstens einen kleinen Begriff von der höchst kunstvollen Darstellung dieses allereinfachsten Mineralstückes machen, besser: zeigen können.

09] Was gehört demnach dazu, um ein solch' allereinfachstes Mineralstückchen zuwege zu bringen! wie kunstvoll muß der Mechanismus sein in der Werkstätte, in der blos nur Sandkörner fabrizirt werden, da in einem solchen Sandkörnchen schon zwei thierische Generationen vorangehen müssen, wo jedes Thierchen einen so kunstvollen Organismus besitzt, daß ihr euch von der allerkünstlichsten Art desselben nie einen Begriff zeigen könntet; denn ein solches Thierchen hat Augen, hat Ohren, hat andere Gefühlsorgane, und hat dazu eine ganz freie Bewegung; hört! das darzustellen, geht schon beiweitem über alle menschlichen Begriffe. Noch mehr an's Räthselhafte geht das Bild des Universums in einem atomistischen eiförmigen Kugelthierchen; - um aus allem Dem dann erst ein Sandkörnchen darzustellen, dazu gehört gewiß ein allerkunstvollster Reproductions-Mechanismus in unserer äußeren Erde. Wie viel aber gehört dann dazu, um andere Mineralien zu gestalten, ihnen die bestimmte Eigenschaft und Form zu geben, und was gehört dazu, die vielen verschiedenartigsten Pflanzen zu gestalten, und was gehört endlich zur Gestaltung der zahllos vielen Thiergattungen, wofür die Zahl: Eine Million zu wenig ist!

10] Aus dieser nur höchst oberflächlich die Sache berührenden Darstellung werdet ihr leicht begreifen, daß hier eine specielle Darstellung dieses allercomplicirtesten Bildungsorganismus so gut wie rein unmöglich ist; und wollten wir wirklich die Sache speciell darstellen, so hätten tausend Schreiber netto eine Billion von Jahren zu thun. Und wer sich aus solch einem Werke dann informiren müßte, der müßte demnach tausend Billionen Jahre leben, um so ein Werk wenigstens einmal in solchem seinem langen Leben durchzulesen; kurz und gut, das Lächerliche einer solchen Unternehmung muß sich schon beim ersten Anblick klar darstellen. Daher werden wir bei der Betrachtung dieses äußeren Erdstückes nur ganz oberflächlich und im Allgemeinen das hervorheben, wodurch manche äußeren Erscheinungen näher erklärt werden können; alles Uebrige wird sich, wie schon öfter erwähnt, im geistigen Theile leicht begreifen lassen, und wird eine Minute fruchtbringender sein, als eine ganze Million irdischer Jahre. Somit nächstens bloß nur noch etwas über die besondere Einrichtung dieser äußeren Erde.

01] Nachdem wir die Mittelerde durchgemacht haben, begeben wir uns, wie schon vorerwähnt, auf die äußere Erde, die gewisserart die Haut oder die Rinde der Erde ausmacht.

02] Dieser äußere Teil der Erde hat ein am allerwenigsten mechanisch-kunstvolles Bauwerk in sich; aber was ihm in dieser Sphäre mangelt, das wird bei ihm durch andere zahllose Bildungsformen ersetzt, und es herrscht in ihm eine gewisserart gemengte Fülle von allem dergestalt, daß es keinem Menschenverstande zu fassen und zu begreifen möglich wäre, wie und was alles in dieser Erdrinde vor sich geht.

03] Bei den früheren zwei Erden haben wir alles mehr einfach gefunden, so wie die Wirkung nebst der ihr vorhergehenden Tätigkeit gewisserart eine sehr einfache ist. Man könnte die innere Tätigkeit und das innere Wirken vergleichen einem ganz einfachen Triebrade, bei dem man nichts anderes erblickt, als daß es sich fleißig und kräftig um seine Achse dreht; geht man aber dann in die Kammer, wo ein sehr komplizierter Mechanismus durch die einfache Wirkung des ersten Triebrades in die mannigfaltigste Bewegung gesetzt wird, und wo durch dieses viele Räder- und Spindelwerk die seltensten Effekte bewirkt werden, so erstaunt man, wenn man zurückdenkt, daß das alles das draußige einfache Triebrad zuwege bringt.

04] So kann man auch die einfache Tätigkeit im Innersten der Erde als ein einfaches Triebrad betrachten, durch welches aber eben auf unserer dritten oder äußersten Erde zahllose allermannigfaltigste Wirkungen hervorgebracht werden. Nur müßt ihr euch die äußere Erde nicht etwa als durch einen leeren Luftraum oder durch ein Zwischensein - etwa eines unterirdischen Meeres - geschieden vorstellen; sondern diese beiden Erden sind so innig und fest miteinander verbunden, als wie die Rinde mit dem Holze eines Baumes.

05] Zunächst an der festen Erde ruht eine noch mehrere Meilen dicke, fühlende Haut der Erde, über welcher Haut dann erst die Epidermis oder die eigentliche, unfühlende Haut der Erde folgt, in welcher sich die Wirkungen des inneren, organischen Lebens der Erde erst so recht vertausendfältigen. Allda wird erst alles geformt in sich wie außer sich, d. h. es wird der Same, wie er als Same in sich beschaffen ist, entweder frisch gebildet, wie auch in sich so dargestellt, was einst seine entkeimte Außenform sein solle; oder für den Samen wird hier die Kraft bereitet und je nach ihrer Art geschieden, wie sie tauglich zur Belebung des schon vorhandenen Samens sowohl für Pflanzen als Tiere ist, von dem sie nach und nach durch das Pflanzenreich, wie durch das Wasser und durch zahllose kleine Tierchen, aufgenommen und dann ganz intelligent verwendet wird.


06] Zu solcher Präparierung gehört sicher auch eine unendliche Kompliziertheit vorerst der mechanisch-organischen Konstruktion dieses Erdteiles. Allein mit der wäre da noch sehr wenig gedient; denn all solche Mechanik würde da sehr wenig oder gar nichts leisten, sondern die Einrichtung dieses Erdteiles muß nebst der wunderbarst kompliziertesten mechanischen Einrichtung zur Sonderung und Verteilung der aus dem Innersten der Erde aufsteigenden Säfte und Kräfte noch eine zweite, noch ins Unendliche mehr komplizierte Einrichtung zu dem Zwecke haben, vermöge welchem die gar subtilen Einwirkungen aus dem äußeren, unendlichen Weltenraume aufgenommen und der rechten Bestimmung zugeführt werden.

07] Daß für diesen Behuf mit einer einfachen Vorrichtung nicht gedient wäre, das könnt ihr euch wohl leicht vorstellen, wenn ihr nur eine einzige Pflanze recht aufmerksam betrachtet, welch mannigfaltige Teile sie besitzt, und welche Unzahl von jedem Teile an einer Pflanze vorhanden sein muß, wie z.B. Stacheln, Haare, Ecken, Winkel, Fasern, Fäden, Flüssigkeiten, Fette und dergleichen noch mehr, und das alles verbunden durch einen kunstvollsten Mechanismus bloß zur Darstellung dieser einzigen Pflanze. Wenn aber schon eine Pflanze soviel erfordert, wieviel von solcher allermannigfaltigsten Einrichtung wird da in diesem dritten Erdteile vorhanden sein müssen, wo es sich um die Bildung fürs erste des mannigfachen und reichen Außenminerales, dann um die ganze Pflanzenwelt und endlich um die zahllos vielfache Tierwelt handelt!

08] Ein Sandkörnchen, als doch sicher das einfachste Mineral, ist so kunstvoll zusammengefügt, daß ihr euch vor lauter Verwunderung ganz umkehren würdet, so ihr es also erblicken könntet, wie es in sich selbst kunstvollst zusammengefügt ist. Da würdet ihr eine Menge der verschiedenartigsten Kristalle entdecken, die so geregelt aneinandergefügt sind, daß sie der allergeschickteste Mathematiker nie so genau berechnen könnte. Das ist aber noch das wenigste. Wenn ihr dann diese einzelnen Kristalle erst genauer untersuchen würdet, so würdet ihr finden, daß sie nichts als Komplexionen (Ansammlungen) von lauter tierischen Kadavern sind, und das von einer Art Infusorien (Aufgußtierchen), die aber viel kleiner sind als jene schon bei weitem vorgerücktere Art, die im gärenden Wassertropfen zum Vorschein kommt; und würdet ihr dann selbst wieder diese Infusionstierkadaver näher untersuchen, so würdet ihr in einem jeden solchen Kadaver eine zahllose Menge atomistischer Tierchen entdecken, welche zur Lebenszeit dieser nun in Kristallformen aneinandergeklebten Infusorien eben diesen Infusorien als Speise und Nahrung gedient haben. Und wäre es euch möglich, ein solches atomistisches Tierchen, freilich mehr mit geistigen als wie mit den schärfst bewaffneten Naturaugen, untersuchend zu betrachten, da würdet ihr in einem jeden solchen atomistischen Tierchen eine Mignon-Hülsenglobe (gemeint ist wohl eine Miniaturhülsenglobe) entdecken, in welcher im kleinsten Maßstabe das ganze Universum wie abgebildet zum Vorscheine kommt. Fasset da Millionen in ein solches Kristallchen zusammen, das aus 1000 Infusorien gefügt ist, und das Sandkörnchen aus hundert solchen Kristallen, so werdet ihr euch wenigstens einen kleinen Begriff von der höchst kunstvollen Darstellung dieses allereinfachsten Mineralstückes machen, besser zeigen können.

09] Was gehört demnach dazu, um ein solch allereinfachstes Mineralstückchen zuwege zu bringen! Wie kunstvoll muß der Mechanismus sein in der Werkstätte, in der bloß nur Sandkörner fabriziert werden, da einem solchen Sandkörnchen schon zwei tierische Generationen vorangehen müssen, wo jedes Tierchen einen so kunstvollen Organismus besitzt, daß ihr euch von der allerkünstlichsten Art desselben nie einen Begriff zeigen könntet! Denn ein solches Tierchen hat Augen, hat Ohren, hat andere Gefühlsorgane und hat dazu eine ganz freie Bewegung. Hört, das darzustellen, geht schon bei weitem über alle menschlichen Begriffe! Noch mehr ans Rätselhafte geht das Bild des Universums in einem atomistischen eiförmigen Kugeltierchen. Um aus allem dem dann erst ein Sandkörnchen darzustellen, dazu gehört gewiß ein allerkunstvollster Reproduktionsmechanismus in unserer äußeren Erde. Wieviel aber gehört dann dazu, um andere Mineralien zu gestalten, ihnen die bestimmte Eigenschaft und Form zu geben, und was gehört dazu, die vielen verschiedenartigsten Pflanzen zu gestalten, und was gehört endlich zur Gestaltung der zahllos vielen Tiergattungen, wofür die Zahl »eine Million« zu wenig ist!

10] Aus dieser nur höchst oberflächlich die Sache berührenden Darstellung werdet ihr leicht begreifen, daß hier eine spezielle Darstellung dieses allerkompliziertesten Bildungsorganismus so gut wie rein unmöglich ist; und wollten wir wirklich die Sache speziell darstellen, so hätten tausend Schreiber netto eine Billion von Jahren zu tun. Und wer sich aus solch einem Werke dann informieren müßte, der müßte demnach tausend Billionen Jahre leben, um so ein Werk wenigstens einmal in solchem seinem langen Leben durchzulesen. Kurz und gut, das Lächerliche einer solchen Unternehmung muß sich schon beim ersten Anblick klar darstellen. Daher werden wir bei der Betrachtung dieses äußeren Erdstückes nur ganz oberflächlich und im allgemeinen das hervorheben, wodurch manche äußeren Erscheinungen näher erklärt werden können. Alles übrige wird sich, wie schon öfter erwähnt, im geistigen Teile leicht begreifen lassen, und wird eine Minute fruchtbringender sein als eine ganze Million irdischer Jahre. Somit nächstens bloß nur noch etwas über die besondere Einrichtung dieser äußeren Erde.


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