Jakob Lorber: 'Die Erde'


16. Kapitel: Material und Konstruktion der zweiten Erde (23. Januar 1847)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Diese zweite feste Erde besteht aus einer ganz eigenthümlichen Masse, die sich, so wie das Holz eines Baumes, fast durchgehends gleich ist; nur ist sie natürlich gegen das Innere zu etwas weniger intensiv, wohl aber nimmt die Intensivität gegen Außen immer mehr zu, was auch nothwendig ist; denn wo es sich darum handelt, große Lasten zu tragen, da muß die Festigkeit groß sein. Gegen Innen zu aber, wo die polarischen Kräfte durch die Eingeweide der Erde wirken, muß die Dichtigkeit etwas abnehmen, und etwas zäh und nachgiebig sein, damit sie nicht bei gewaltigem inneren Kraftandrange zerberste, und die sehr fühlbaren Eingeweidestücke bei ihrem Hin- und her- und Auf- und abwallen durch einen anfälligen Anstoß an die sie umgebende etwa irgend zu feste Wand nicht Schaden leiden; aber gegen Oben zu, da wird diese zweite Erde in ihrem künstlichen Gefüge äußerst fest, welche gleiche Festigkeit schon durchaus einen Durchmesser von nahe 200 Meilen hat, welche Dicke hinreichend stark genug ist, um die ganze dritte äußere Erde mit all ihren Meeren, Ländern und Bergen mit einer solchen Leichtigkeit zu tragen, als wie leicht der Elephant eine über ihn gebreitete Decke trägt.

02] Aus was für einem Materiale besteht denn demnach diese zweite feste Erde? Euch dieses Material zu erklären, wird wohl etwas schwer sein, weil sich davon auf der Oberfläche der Erde wohl nirgends etwas Aehnliches vorfindet, und auch nicht vorfinden kann, da die Bestandtheile einer jeden Erde ganz verschiedenartig sind, was ihr auch bei der Betrachtung einer Nuß recht leicht ersehet, wo die äußere grüne Rinde durchaus nichts von der harten Schale in sich enthält, so wie der innere Kern auch nichts, und ist ein jedes, wenn schon mit einander verbunden, dennoch für sich wie ganz ausgeschieden da. Also verhält es sich auch mit der Masse dieser zweiten festen Erde. Sie ist weder Gestein, noch Metall, durchaus kein Diamant, und noch weniger irgend Gold oder Platina; denn wäre diese Masse etwas Aehnliches, so würde sie für's Erste das innere Feuer, das den Eingeweiden entströmt, nicht aushalten. Sie würde bald geschmolzen und endlich in Schlacke und Asche verwandelt sein; eben so wenig würde sie den mächtigen Durchgang von zahllosen Quellen von Feuer und anderen zerstörenden Substanzen aushalten, würde sich bald abnützen und anderseits in diesen Durchgangstheilen verwittern, in welchem Zustande sie dann zu ferneren Operationen untüchtig würde.

03] Ist sie vielleicht eine ganz eigenthümliche Knochenmasse? Das wohl noch weniger, als etwas anderes. - Am ähnlichsten noch ist sie dem sogenannten Asbeste, oder der Steinwolle, wenn diese in fester Masse beisammen ist; denn diese Steinwolle ist im Feuer, wie in allen Säuern nahe gänzlich unzerstörbar, obschon sie doch chemisch aufgelöst werden kann, und das ist eben der Unterschied, der die völlige Aehnlichkeit zwischen der festen Masse der zweiten Erde und zwischen unserer Steinwolle bedingt. Existirt irgend auf der Erdoberfläche noch etwas Aehnlicheres, als die Steinwolle, so sind das eine gewisse Gattung Bimssteine, die aber nicht irgend anders, als bloß nur in der Nähe des Südpoles angetroffen werden, welche Steinart jedoch bis jetzt noch in keinem gelehrten Naturalienkabinet anzutreffen ist, weil bisher noch kein Naturforscher für's Erste dem Südpol so nahe gekommen ist, und wenn es Jemanden auch gelingen würde, sich diesem äußerst gefährlichen Punkte der Erde zu nähern, so müßte er sehr tief in's Eis graben, um ein solches Stück irgend zu bekommen, und für's Zweite müßte er auch nothwendiger Weise früher wissen, wo sich dergleichen Bimsstücke befinden, sonst würde er umsonst eine Mine in das Eis schlagen. Ein Gran solches Gesteins wäre freilich mehr werth, als eine centnerschwere Perle, und zwar wegen seiner enormen glänzenden Farbenpracht, und wegen seiner gänzlichen Unzerstörbarkeit; aber dieser allerkostbarste Koth der Erde ist eben darum so sorgfältig verborgen gehalten, um die metall- und mineralsüchtige Welt nicht noch ärger als Gold und Diamanten zu verblenden. Dieses Mineral, wie gesagt, ist der Masse unserer zweiten festen Erde am ähnlichsten.

04] Was die Farbe unseres festen Erdmaterials betrifft, so ist dasselbe gegen oben herauf mehr weiß-graulicht, und würde beim Sonnenlichte ungefähr also aussehen wie eine Perle; weiter hinab aber wird es immer dunkler, und hat die wunderlichsten Färbungen, fast durchgehends so spielend wie eine sogenannte Goldperlenmuschel. Zugleich ist dieses Material überaus schwer, und muß es auch sein; denn in ihm liegt der Hauptrotationsschwung der Erde, was auf der äußeren Erde, die mehr locker und schwammig ist, nicht zu diesem Zwecke dienlich vorkommen kann.

05] Nun hätten wir Einiges zur Erkenntniß der Masse dieser mittleren Erde aufgedeckt, und können nun auf die Construction derselben übergehen. - Den deutlichsten Begriff von dieser zweiten festen Erde, was ihr künstliches Gefüge betrifft, kann euch eine tüchtige Betrachtung eines Knochens einer Hirnschale, auch die Betrachtung einer gewöhnlichen Nuß am besten und zweckmäßigsten zeigen, und darum zeigen, weil diese Gegenstände wie gewisserart Lehrer neben euch sich aufrichten, die mit einem Finger oder Zeigegriffel euer Auge auf das Gefüge hinlenken, in welchem Gefüge und Organenwesen ihr dann leicht jenen Begriff erst findet, welchen ihr dann erst gewaltig ausdehnen müßt, und in dieser Ausdehnung euch erst den wahren Begriff machen, wie künstlich und zweckmäßig diese feste Erde gebaut ist; denn das müßt ihr euch schon bei Allem merken, daß es sehr unrichtig wäre, so Jemand behaupten möchte, wenn er zwei ähnliche Dinge vergleichend betrachtet, daß er sich darum schon einen Begriff davon machen kann, - sondern er muß zuerst durch die vergleichende Betrachtung einen Begriff finden. Hat er den gefunden, dann erst muß er ihn anatomisch auseinandersetzen und dehnen; dann erst hat er sich einen eigentlichen Begriff von der Sache gemacht.

06] Also wollen wir uns nun auch von dem künstlichen Bau der mittleren festen Erde einen Begriff machen; wie aber? - Das wird nun eben nicht so schwer gehen. Was bei den Knochen die sichtbaren Poren sind, das sind bei dieser zweiten Erde weit ausgehende, manchmal viele Klaftern im Durchmesser habende Kanäle, welche auf verschiedenen Punkten mit den mannigfaltigsten Schlußklappen versehen sind. Auf manchen anderen Orten durchkreuzen sich wieder mehrere Kanäle auf einem Punkte; ein jeder führt bis zu diesem Punkte eine eigene Flüssigkeit, welche sämmtliche Flüssigkeiten sich in einem solchen Vereinigungs-, auch Nebenschwerpunkte, zu einer ganz neuen Mischung vereinen, und von da wieder in viele weiter fortgehende Kanäle als eine und dieselbe vereinte Flüssigkeit vorwärts dringen. Alle Kanäle aber sind fortwährend mit einer zahllosen Menge von Schlußklappen versehen, die sich nach aufwärts öffnen, und nach einwärts schließen.

07] Warum sind denn diese Schlußklappen in den zahllosen Kanälen angebracht? Diese Schlußklappen dienen dazu, daß die von den Eingeweiden verschiedenartig ausgetriebenen Nahrungs- und Belebungssäfte nicht wieder vermöge ihrer Schwere zurück in die Eingeweide fallen können; denn jeder Pulsschlag des großen Erdherzens treibt die verschiedenen Säfte in die zahllosen Organe. Würden nun diese Organe nicht gleich beim Eintritte der Säfte schon mit einer Schlußklappe versehen sein, so würden diese Säfte, zufolge ihrer Schwere, sich wieder zurückergießen; allein wie sie da in die Organe aufsteigen, so öffnen sich durch den Druck von unten her diese Schlußklappen, und die Flüssigkeiten dringen hinein. Wenn aber der Stoß nachläßt und neues Material holt, da drücken die in die Organe eingestoßenen Säfte auf diese Schlußklappen zurück, und versperren sich auf diese Weise durch ihre eigene Schwere den Rückweg.

08] Daß eine solche große Erdader mehrere solche Schlußklappen in ihrem nicht selten mehrere hundert Meilen weiten Verlaufe haben muß, versteht sich schon von selbst, weil sonst ohne mehrere solcher Stützpunkte die Flüssigkeit in einer so langen Röhre zu schwer würde, um durch den Pulsstoß weiter gehoben zu werden, und durch ihre Schwere am Ende die einzige Schlußklappe durchbrechen und zerstören würde. - Große Kanäle oder große Adern haben nebst solchen Schlußklappen auch noch große Fallwindungen und separate Druckpumpen, durch welche dem Pulsstoße eine große Ueberhülfe geleistet wird. Aehnliche Schlußklappen findet ihr auch in allen Adern der thierischcn Körperwelt. Ihr dürfet nur ein anatomisches Werk, oder auch durch ein Mikroskop eine Holzfaser betrachten, so werdet ihr längs des Röhrchens eine Menge solcher Schlußklappen antreffen.

09] Denket über das Bisherige ein wenig nach, was den Mechanismus dieser festen Erde betrifft, so werdet ihr eine recht nützliche Erkenntniß der Dinge in der Natur bekommen; und so ihr euch in dieser ersten mechanischen Darstellung werdet ein wenig eingefunden haben, so werdet ihr die nächste beiweitem künstlichere Eröffnung dieses Mechanismus desto leichter fassen.

01] Diese zweite, feste Erde besteht aus einer ganz eigentümlichen Masse, die sich, so wie das Holz eines Baumes, fast durchgehends gleich ist; nur ist sie natürlich gegen das Innere zu etwas weniger intensiv; wohl aber nimmt die Intensität gegen außen immer mehr zu, was auch notwendig ist. Denn wo es sich darum handelt, große Lasten zu tragen, da muß die Festigkeit groß sein. Gegen innen zu aber, wo die polarischen Kräfte durch die Eingeweide der Erde wirken, muß die Dichtigkeit etwas abnehmen und etwas zäh und nachgiebig sein, damit sie nicht bei gewaltigem inneren Kraftandrange zerberste und die sehr fühlbaren (empfindlichen) Eingeweidestücke bei ihrem Hin- und Her- und Auf- und Abwallen durch einen anfälligen Anstoß an die sie umgebende etwa irgend zu feste Wand nicht Schaden leiden. Aber gegen oben zu, da wird diese zweite Erde in ihrem künstlichen Gefüge äußerst fest, welche gleiche Festigkeit schon durchaus einen Durchmesser von nahe 200 Meilen hat, welche Dicke hinreichend stark genug ist, um die ganze dritte, äußere Erde mit all ihren Meeren, Ländern und Bergen mit einer solchen Leichtigkeit zu tragen, als wie leicht der Elefant eine über ihn gebreitete Decke trägt.

02] Aus was für einem Materiale besteht denn demnach diese zweite, feste Erde? - Euch dieses Material zu erklären, wird wohl etwas schwer sein, weil sich davon auf der Oberfläche der Erde wohl nirgends etwas Ähnliches vorfindet und auch nicht vorfinden kann, da die Bestandteile einer jeden (dieser ineinandersteckenden) Erde ganz verschiedenartig sind, was ihr auch bei der Betrachtung einer Nuß recht leicht ersehet, wo die äußere, grüne Rinde durchaus nichts von der harten Schale in sich enthält, so wie der innere Kern auch nichts, und ist ein jedes, wenn schon miteinander verbunden, dennoch für sich wie ganz ausgeschieden da. Also verhält es sich auch mit der Masse dieser zweiten, festen Erde. Sie ist weder Gestein, noch Metall, durchaus kein Diamant und noch weniger irgend Gold oder Platina; denn wäre diese Masse etwas Ähnliches, so würde sie fürs erste das innere Feuer, das den Eingeweiden entströmt, nicht aushalten. Sie würde bald geschmolzen und endlich in Schlacke und Asche verwandelt sein. Ebensowenig würde sie den mächtigen Durchgang von zahllosen Quellen von Feuer und anderen zerstörenden Substanzen aushalten, würde sich bald abnützen und anderseits in diesen Durchgangsteilen verwittern, in welchem Zustande sie dann zu ferneren Operationen untüchtig würde.

03] Ist sie vielleicht eine ganz eigentümliche Knochenmasse? - Das wohl noch weniger als etwas anderes. Am ähnlichsten noch ist sie dem sogenannten Asbeste oder der Steinwolle, wenn diese in fester Masse beisammen ist; denn diese Steinwolle ist im Feuer wie in allen Säuren nahe gänzlich unzerstörbar, obschon sie doch chemisch aufgelöst werden kann; und das ist eben der Unterschied, der die völlige Ähnlichkeit zwischen der festen Masse der zweiten Erde und zwischen unserer Steinwolle bedingt. Existiert irgend aus der Erdoberfläche noch irgend etwas Ähnlicheres als die Steinwolle, so ist das eine gewisse Gattung Bimssteine, die aber nicht irgend anders als bloß nur in der Nähe des Südpoles angetroffen werden, welche Steinart jedoch bis jetzt noch in keinem gelehrten Naturalienkabinett anzutreffen ist, weil bisher noch kein Naturforscher fürs erste dem Südpol so nahe gekommen ist - und wenn es jemandem auch gelingen würde, sich diesem äußerst gefährlichen Punkte der Erde zu nähern, so müßte er sehr tief ins Eis graben, um ein solches Stück irgend zu bekommen -, und fürs zweite müßte er auch notwendigerweise vorher wissen, wo sich dergleichen Bimsstücke befinden, sonst würde er umsonst eine Mine in das Eis schlagen. Ein Gran solchen Gesteins wäre freilich mehr wert als eine zentnerschwere Perle, und zwar wegen seiner enormen, glänzenden Farbenpracht und wegen seiner gänzlichen Unzerstörbarkeit; aber dieser allerkostbarste Kot der Erde ist eben darum so sorgfältig verborgengehalten, um die metall- und mineralsüchtige Welt nicht noch ärger als Gold und Diamanten zu verblenden. Dieses Mineral ist, wie gesagt, der Masse unserer zweiten, festen Erde am ähnlichsten.

04] Was die Farbe unseres festen Erdmaterials betrifft, so ist dasselbe gegen oben herauf mehr weiß-graulicht und würde beim Sonnenlichte ungefähr also aussehen wie eine Perle; weiter hinab aber wird es immer dunkler und hat die wunderlichsten Färbungen, fast durchgehends so spielend wie eine sogenannte Goldperlenmuschel. Zugleich ist dieses Material überaus schwer - und muß es auch sein; denn in ihm liegt der Hauptrotationsschwung der Erde, was auf der äußeren Erde, die mehr locker und schwammig ist, nicht zu diesem Zwecke dienlich vorkommen kann.

05] Nun hätten wir einiges zur Erkenntnis der Masse dieser mittleren Erde aufgedeckt und können nun auf die Konstruktion derselben übergehen. Den deutlichsten Begriff von dieser zweiten, festen Erde - was ihr künstliches Gefüge betrifft - kann euch eine tüchtige Betrachtung eines Knochens einer Hirnschale, auch die Betrachtung einer gewöhnlichen Nuß, am besten und zweckmäßigsten zeigen, und darum zeigen, weil diese Gegenstände gewisserart wie Lehrer neben euch sich aufrichten, die mit einem Finger oder Zeigegriffel euer Auge auf das Gefüge hinlenken, in welchem Gefüge und Organenwesen ihr dann leicht jenen Begriff erst findet, welchen ihr dann gewaltig ausdehnen müsset, um in dieser Ausdehnung euch erst den wahren Begriff machen zu können, wie künstlich und zweckmäßig diese feste Erde gebaut ist. Denn das müßt ihr euch schon bei allem merken, daß es sehr unrichtig wäre, so jemand behaupten möchte, wenn er zwei ähnliche Dinge vergleichend betrachtet, daß er sich darum schon einen Begriff davon machen kann, - sondern er muß zuerst durch die vergleichende Betrachtung einen Begriff finden. Hat er den gefunden, dann erst muß er ihn anatomisch auseinandersetzen und dehnen; dann erst hat er sich einen eigentlichen Begriff von der Sache gemacht.

06] Also wollen wir uns nun auch von dem künstlichen Bau der mittleren, festen Erde einen Begriff machen. Wie aber? Das wird nun eben nicht so schwer gehen. Was bei den Knochen die sichtbaren Poren sind, das sind bei dieser zweiten Erde weit ausgehende, manchmal viele Klafter im Durchmesser habende Kanäle, welche auf verschiedenen Punkten mit den mannigfaltigsten Schlußklappen versehen sind. Auf manchen anderen Orten durchkreuzen sich wieder mehrere Kanäle auf einem Punkte; ein jeder führt bis zu diesem Punkte eine eigene Flüssigkeit, welche sämtlichen Flüssigkeiten sich in einem solchen Vereinigungs-, auch Nebenschwerpunkte, zu einer ganz neuen Mischung vereinen und von da wieder in viele, weiter fortgehende Kanäle als eine und dieselbe vereinte Flüssigkeit vorwärtsdringen. Alle Kanäle aber sind fortwährend mit einer zahllosen Menge von Schlußklappen versehen, die sich nach aufwärts öffnen und nach einwärts schließen.

07] Warum sind denn diese Schlußklappen in den zahllosen Kanälen angebracht? - Diese Schlußklappen dienen dazu, daß die von den Eingeweiden verschiedenartig ausgetriebenen Nahrungs- und Belebungssäfte nicht wieder, vermöge ihrer Schwere, zurück in die Eingeweide fallen können; denn jeder Pulsschlag des großen Erdherzens treibt die verschiedenen Säfte in die zahllosen Organe. Würden nun diese Organe nicht gleich beim Eintritte der Säfte schon mit einer Schlußklappe versehen sein, so würden diese Säfte, zufolge ihrer Schwere, sich wieder zurückergießen; allein, wie sie da in die Organe aufsteigen, so öffnen sich durch den Druck von unten her diese Schlußklappen, und die Flüssigkeiten dringen hinein. Wenn aber der Stoß nachläßt und neues Material holt, da drücken die in die Organe eingestoßenen Säfte auf diese Schlußklappen zurück und versperren sich auf diese Weise durch ihre eigene Schwere den Rückweg.

08] Daß eine solche große Erdader mehrere solche Schlußklappen in ihrem, nicht selten mehrere hundert Meilen weiten Verlaufe haben muß, versteht sich schon von selbst, weil sonst ohne mehrere solcher Stützpunkte die Flüssigkeit in einer so langen Röhre zu schwer würde, um durch den Pulsstoß weiter gehoben zu werden, und durch ihre Schwere am Ende die einzige Schlußklappe durchbrechen und zerstören würde. Große Kanäle oder große Adern haben nebst solchen Schlußklappen auch noch große Fallwindungen und separate Druckpumpen, durch welche dem Pulsstoße eine große Überhilfe geleistet wird. Ähnliche Schlußklappen findet ihr auch in allen Adern der tierischen Körperwelt. Ihr dürft nur ein anatomisches Werk oder auch durch ein Mikroskop eine Holzfaser betrachten, so werdet ihr längs des Röhrchens eine Menge solcher Schlußklappen antreffen.

09] Denket über das Bisherige ein wenig nach, was den Mechanismus dieser festen Erde betrifft, so werdet ihr eine recht nützliche Erkenntnis der Dinge in der Natur bekommen; und so ihr euch in dieser ersten, mechanischen Darstellung werdet ein wenig eingefunden haben, so werdet ihr die nächste, bei weitem künstlichere Eröffnung dieses Mechanismus desto leichter fassen.


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