Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


195. Kapitel: Satan wirft Martin Hoffart vor.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Spricht Satan: „Freund! das beste bei deinen Reden ist, daß du deine Kurzsichtigkeit mir gegenüber nun sehr artig und gelassen vorbringst; aber sonst bist du in deiner Beurtheilung und Auffassung dieser Dinge und Verhältnisse noch um eine ganze Ewigkeit zurück!

02] Ich sehe aus allen deinen Worten, daß du Alles, was ich nun zu dir geredet habe, auch nicht ahnungsweise verstanden hast, daher es auch eine rein vergebliche Mühe wäre, dir die tieferen Lebensverhältnisse zwischen Gott und mir näher zu enthüllen, da du sie noch viel weniger fassen würdest, als das bisher dir Gesagte.

03] Daher meine ich, wir sollen uns im Frieden wieder verlassen, und uns unseren nothwendigsten Geschäften weihen; denn durch dieß unser gegenseitiges unverstandenes und somit fruchtloses Hin- und Herreden werden wir ewig zu keinem Zwecke gelangen; ich verstehe es wohl, was du möchtest; aber du verstehest es nicht, und kannst es auch nicht verstehen, was da möglich oder unmöglich ist; daher ist all dieß Worte tauschen mit dir eine vergebliche Arbeit!

04] Aber ich werde dir, weil du so artig bist, doch etwas sagen, und das wird dir sehr nützlich sein. Siehe, du wie alle deine Welt sieht in mir den Grund alles Erzbösen, das da hervorginge aus meiner alle Engelbegriffe übersteigenden Hohfahrt; ich lasse es euch gelten, wenn Selbstgefühl, das Bewußtsein des Daseins, die Selbstbestimmung seiner Kräfte, und daraus hervorgehende nothwendige Thätigkeit diesen beleidigenden Namen verdient; aber was ist denn das bei dir, Freund Martin, so du mich ganz eigentlich nun blos darum zur Umkehr bewegen möchtest, um dir sogar aus des Herrn Munde in allen Himmeln den größten Namen zu bereiten?!

05] Du hast mit deiner Zunge an den Bewohnern dieser Welt siegend gewirket, und der Herr hat dir darum ein großes Lob zukommen lasten, und hat dich ausgezeichnet vor diesen deinen gleich und mehr verdienten Brüdern; nun möchtest du durch meine Besiegung dir wohl des Himmels größten Ruhm bereiten; du möchtest nun bald also lobend und rühmend von dir sagen hören: Da sehet, da sehet! was bisher Myriaden mächtigster Geister, was selbst Gott nicht gelungen ist, das ist dem schwachen Martin rühmlichst gelungen!

06] Meinst du, Martin, daß solch dein Bestreben etwas anderes als die größte versteckte Hohfahrt ist, gegen die die meine ein pures Nichts ist? - Gebe diese auf, und das aus dem innersten Grunde, dann erst werden wir vielleicht weiter reden können! Denn siehe, ich bin Licht, so ich in meiner wahren Gestalt vor dich hintrete; daher mußt du ganz rein sein, dann erst werden wir miteinander wirksam reden können! gehe daher hin, und reinige dich von allem Schmutze, sodann erst komme und rede mit mir, dem Urlichte von Ewigkeit!"

01] Spricht Satan: »Freund, das Beste bei deinem Reden ist, daß du deine Kurzsichtigkeit mir gegenüber sehr artig und gelassen vorbringst. Sonst aber bist du in deiner Auffassung dieser Dinge und Verhältnisse noch um eine ganze Ewigkeit zurück!

02] Ich sehe aus allen deinen Worten, daß du alles, was ich nun zu dir geredet habe, auch nicht ahnungsweise verstanden hast. Es wäre daher auch vergebliche Mühe, dir die tieferen Lebensverhältnisse zwischen Gott und mir näher zu enthüllen, da du sie noch viel weniger fassen würdest als das bisher Gesagte!

03] Daher meine ich, wir sollten uns im Frieden wieder verlassen und uns unseren notwendigsten Geschäften weihen. Denn durch unser gegenseitiges unverstandenes und somit fruchtloses Hin- und Herreden werden wir ewig zu keinem Zwecke gelangen. Ich verstehe wohl, was du möchtest. Du aber verstehst es nicht und kannst es auch nicht verstehen, was da möglich oder unmöglich ist. Daher ist all dies Wortetauschen mit dir eine vergebliche Arbeit!

04] Aber ich werde dir, weil du so artig bist, doch etwas sagen, und das wird dir sehr nützlich sein! Siehe, du wie alle deine Welt sieht in mir den Grund alles Erzbösen, das da hervorginge aus meiner alle Engelsbegriffe übersteigenden Hoffart! Ich lasse es auch gelten, wenn Selbstgefühl, das Bewußtsein des Daseins, die Selbstbestimmung seiner Kräfte und daraus hervorgehende notwendige Tätigkeit diesen beleidigenden Namen verdiente. Aber was ist denn das bei dir, Freund Martin, so du mich eigentlich bloß darum zur Umkehr bewegen möchtest, um dir sogar aus des Herrn Munde in allen Himmeln den größten Namen zu bereiten?

05] Du hast mit deiner Zunge an den Bewohnern dieser Welt siegend gewirkt, und der Herr hat dir darum ein großes Lob zukommen lassen. Er hat dich ausgezeichnet vor allen deinen gleich und mehr verdienten Brüdern; nun möchtest du durch meine Besiegung dir wohl des Himmels größten Ruhm bereiten! Du möchtest nun bald lobend und rühmend von dir sagen hören: 'Da seht, seht! Was bisher Myriaden mächtigster Geister, was selbst Gott nicht gelungen ist, das ist dem schwachen Martin rühmlichst gelungen!'

06] Meinst du, Martin, daß solches Bestreben etwas anderes ist, als die größte versteckte Hoffart, gegen die die meine ein pures Nichts ist? Gib diese auf aus dem innersten Grunde, dann erst werden wir vielleicht weiterreden können! Denn siehe, ich bin Licht, so ich in meiner wahren Gestalt vor dich hintrete. Daher mußt du ganz rein sein, dann erst werden wir miteinander wirksam reden können! Gehe daher hin und reinige dich von allem Schmutze, dann erst komme wieder und rede mit mir, dem Urlichte der Ewigkeit!«

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