Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


162. Kapitel: Vom wahren Glauben und von der Geistesfreiheit. Geistiges Erwachen des Ältesten.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Der Weise legt nun alles von sich. Als er das Band samt dem Stabe von sich wegwirft, da erst tritt der Petrus zu ihm hin und spricht:

02] „So, so ist es recht; du thatest, was zu thun der Bruder Martin in unser Aller Namen von dir verlangt hat, und bist uns dadurch ein neuer Bruder geworden; es ist aber daher nun auch billig, daß auch wir thun, was du von uns verlangtest, nemlich, daß wir dir kund thäten, wer und woher wir sind?

03] Siehe, es ist nichts leichter, als das dir durch Worte zu sagen, was du von uns erfahren möchtest; aber damit ist eigentlich noch gar nichts gethan, und dir wenig geholfen; denn zu dem, was ich dir über uns kund gebe, gehört von dir ein unbedingter Glaube, d. i. eine willige ungezweifelte Annahme dessen, was ich dir sage; fehlt dir dieser Glaube, da nützt dir alles nichts, was ich dir auch immer sagen möchte!

04] Du sagst freilich bei dir: ‚So Beweise dem Gesagten beigegeben werden, da will und kann ich ja alles glauben!' - Aber dagegen muß ich dir freilich nur zu bestimmt bemerken, daß solch ein Glaube kein Glaube, sondern ein pures Wissen ist, durch das deinem innern Wesen wenig oder nichts geholfen ist.

05] Denn siehe, ein auf Beweise gegründetes Wissen ist kein freies Wissen mehr, sondern ein gerichtetes, und macht keinen Geist frei, sondern nimmt ihn eben so oft mal gefangen, als wie viele Beweise für einen Glaubenssatz gegeben werden.

06] Nur jener Glaube, der da gleich ist einem freien Gehorsame des Herzens, wo das Herz nicht fragt: Warum, wie und wann und wodurch? ist ein rechter Glaube, und macht den Geist frei, weil ein solcher Glaube eine freie unbedingte Annahme dessen ist, was dir von einem Boten der Himmel kund gethan wurde, dessen Autorität Niemand als allein die Liebe deines Herzens zu prüfen hat.

07] Fühlst du Liebe zum Boten, so nehme ihn auf; fühlst du aber keine, da lasse ihn gehen; denn auch der Bote hat die gleiche Weisung von Gott, denn Er spricht, und sprach: ‚Wo man euch aufnehmen wird, da bleibet; wo man euch aber nicht aufnehmen wird, da schüttelt den Staub eurer Füße über sie, und ziehet dann weiter!'

08] Du siehst daraus, daß weder der, an den die Botschaft geschieht, und eben so auch der Bote selbst gebunden sein sollen, sondern ganz frei, die Verkündigung frei, und die Annahme frei; denn wo mehr verlangt wird, da ist keine Freiheit mehr, sondern ein Gericht, das keinen Geist frei macht.

09] Denn wäre Gott dem ewigen Herrn darum zu thun, Seine Menschen durch unumstößliche Beweise zu lehren, daß Er ist, und wie, und wodurch, so wäre Ihm das ein überaus Leichtes; denn Er dürfte die Menschen nur in ein Gericht stellen, so würden sie unmöglich etwas anderes annehmen und denken können, als wie da ihr Herz gleich dem der Thiere gerichtet wäre. Aber der Herr will keine künstlichen, sondern ganz freieste Menschen haben; darum muß auch ihr Herz frei sein, besonders in der Annahme der geoffenbarten Lehre von Ihm, ansonst sie in ihrem Geiste nimmer frei werden können!

10] Denn so lange dein Verstand einen Beweis verlangt, um eine Lehre oder Offenbarung anzunehmen, so lange auch ist der Geist wie ein Gefangener im finstern Gefängnisse, und da es ihn hungert und dürstet, da schreiet er nach Nahrung, die ihm durch Beweise wie spärliche Brosamen ertheilet wird, durch die er aber nie zu jener Kraft gelangen kann, vermöge welcher er sich von seinen Fesseln befreien könnte.

11] Nimmt aber der Verstand des Herzens frei ohne Beweise etwas an, da zeigt das Herz sogleich seine freie Kraft, die in den Geist übergeht, und ihn frei macht. Ist aber der Geist frei, dann ist alles frei im Menschen, die Liebe, das Licht, und das Schauen; da braucht es dann keines Beweises für die Wahrheit mehr, denn da ist der freie Geist selbst die klarste und vollste Wahrheit aller Wahrheit!

12] Frage nun dein Herz, ob du mir unbedingt glauben kannst, was ich dir sagen werde, so werde ich dir auch sagen, was du wissen möchtest; kannst du aber das nicht, dann wäre meine Rede vergeblich; denn wir sind nicht gekommen, euch zu richten, sondern euch frei zu machen vom harten Joche eurer alten Knechtschaft!"

13] Spricht der Weise: „Erhabener Freund! Du stehest höher als ich; daher rede! und ich werde dir glauben frei, weil ich dir glauben will!"

01] Der Weise legt nun alles von sich. Als er das Band samt dem Stabe von sich wirft, tritt Petrus zu ihm hin und spricht:

02] »So ist es recht! Du tatest, was zu tun Bruder Martin in unser aller Namen von dir verlangt hat, und bist uns dadurch ein neuer Bruder geworden. Es ist daher nun billig, daß auch wir tun, was du von uns verlangtest, nämlich daß wir dir kundtäten, wer und woher wir sind.

03] Siehe, es ist nichts leichter, als dir durch Worte zu sagen, was du von uns erfahren möchtest. Damit aber ist eigentlich noch gar nichts getan und dir wenig geholfen! Denn zu dem, was ich dir kundgebe, gehört von dir ein unbedingter Glaube, eine willige, ungezweifelte Annahme dessen, was ich dir sage. Fehlt dir dieser Glaube, da nützt dir alles nichts, was ich dir auch immer sagen möchte!

04] Du sprichst freilich bei dir: "So Beweise dem Gesagten beigegeben werden, will und kann ich ja alles glauben!". Aber dagegen muß ich dir freilich bemerken, daß solch ein Glaube kein Glaube, sondern ein pures Wissen ist, durch das deinem inneren Wesen wenig oder nicht geholfen wird.

05] Denn ein auf Beweise gegründetes Wissen ist kein freies Wissen mehr, sondern ein gerichtetes. Es macht keinen Geist frei, sondern nimmt ihn ebenso oft gefangen, als wie viele Beweise für einen Glaubenssatz gegeben werden!

06] Nur jener Glaube, der da gleich ist einem freien Gehorsam des Herzens, wo das Herz nicht fragt: 'Warum, wie und wann und wodurch?', ist ein rechter Glaube. Nur dieser macht den Geist frei, weil ein solcher Glaube eine freie, unbedingte Annahme dessen ist, was dir von einem Boten der Himmel kundgetan wurde, dessen Autorität niemand als allein die Liebe deines Herzens zu prüfen hat.

07] Fühlst du Liebe zum Boten, so nimm ihn auf; fühlst du aber keine, da laß ihn gehen! Auch der Bote hat die gleiche Weisung von Gott. Denn Er spricht und sprach: 'Wo man euch aufnehmen wird, da bleibt; wo man euch aber nicht aufnehmen wird, da schüttelt den Staub eurer Füße über sie und zieht weiter!'

08] Du siehst daraus, daß weder der, an den die Botschaft geschieht, noch auch der Bote selbst gebunden sein sollen, sondern ganz frei. Die Verkündigung frei und die Annahme frei! Wo mehr verlangt wird, da ist keine Freiheit mehr, sondern ein Gericht, das keinen Geist frei macht.

09] Wäre Gott, dem ewigen Herrn, darum zu tun, Seine Menschen durch unumstößliche Beweise zu lehren, daß Er ist und wie und wodurch, so wäre Ihm das ein überaus leichtes: Er dürfte die Menschen nur in ein Gericht stellen, so würden sie unmöglich etwas anderes annehmen und denken können, weil da ihr Herz gleich dem der Tiere gerichtet wäre. Aber der Herr will keine künstlichen, sondern ganz freie Menschen haben. Darum muß auch ihr Herz frei sein, besonders in der Annahme der geoffenbarten Lehre von Ihm, ansonsten sie in ihrem Geiste nimmer frei werden können.

10] Solange dein Verstand einen Beweis verlangt, um eine Lehre oder Offenbarung anzunehmen, so lange auch ist der Geist wie ein Gefangener im finstern Gefängnisse. Und da es ihn hungert und dürstet, schreit er nach Nahrung, die ihm durch Beweise wie spärliche Brosamen erteilt wird. Durch diese kann er aber nie zu jener Kraft gelangen, vermöge welcher er sich von seinen Fesseln befreien könnte.

11] Nimmt aber der Verstand des Herzens frei, ohne Beweise etwas an, da zeigt das Herz sogleich seine freie Kraft, die in den Geist übergeht und ihn frei macht. Ist aber der Geist frei, dann ist alles frei im Menschen: die Liebe, das Licht und das Schauen! Da braucht es dann keines Beweises für die Wahrheit mehr, denn da ist der freie Geist selbst die klarste und vollste Wahrheit aller Wahrheit.

12] Frage nun dein Herz, ob du mir unbedingt glauben kannst, was ich dir sagen werde, so werde ich dir auch sagen, was du wissen möchtest! Kannst du aber das nicht, dann wäre meine Rede vergeblich. Denn wir sind nicht gekommen, euch zu richten, sondern euch frei zu machen vom harten Joche eurer alten Knechtschaft!«

13] Spricht der Weise: »Erhabener Freund, du stehst höher als ich. Rede daher und ich werde dir glauben frei, weil ich dir glauben will!«

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